Die bewusste Entscheidung für „nur“ ein Kind – 2 Mütter berichten

Bewusst nur ein Kind - Einzelkinder: 2 Mütter berichten über ihre Entscheidung

Momentan werden in Deutschland wieder mehr Kinder geboren. 1,59 Kinder pro Frau um genau zu sein. Das liegt an mehreren Faktoren. Auch daran, dass zunehmend Frauen drei oder mehr Kinder bekommen. Andere entscheiden sich jedoch bewusst für „nur“ ein Kind. In diesem Artikel lasse ich 2 Mütter zu Wort kommen, die explizit keine Großfamilie gründen wollten.

Volle Aufmerksamkeit

Diana ist 34 Jahre und lebt mit ihrem Mann Patrick (36) und ihrer Tochter Awa (3) in Erfurt. Sie leben sehr bewusst in Bezug auf Umwelt, Tierwohl und Nachhaltigkeit. So ist ihr Mann Veganer, ihre Tochter und sie selbst sind Vegetarier. Außerdem vermeiden sie Plastik, wo es geht.

Entscheidung von Anfang an

Für Diana bedeutet die Entscheidung für „nur“ ein Kind ein Stück Freiheit. „Für uns stand bereits in, vor und während der Schwangerschaft fest, dass es bei nur einem Kind bleiben wird. Entgegen aller Bekannten, die meinten, ich solle mal abwarten, ich würde schon noch eines haben wollen, war dem nicht so,“ sagt sie.

Ihr Mann hat sich nach der Geburt einer Vasektomie unterzogen. Danach wurde ihre Entscheidung auch im näheren Umfeld akzeptiert. „Es ist unsere Entscheidung gewesen und wir haben diese sehr fest und klar für uns vertreten.“

Gründe für ihr Einzelkind

Als Hauptgrund sieht Diana, dass sie ihrem einzigen Kind ihre volle Aufmerksamkeit schenken möchten. Ein anderer wichtiger Aspekt ist aber auch das Finanzielle und sie gibt ein Beispiel: „Einen Urlaub mit zwei oder mehr Kindern könnten wir niemals stemmen. Mit Awa in den Urlaub zu fahren ist aber machbar, wenn auch nicht alle Jahre.“

Außerdem ist Diana im Laufe der Zeit bewusst geworden, dass sie ein sehr sensibler, ruhiger Mensch ist und gern Zeit für sich allein hat.

Kinderbetreuung

Ihr Mann ist voll berufstätig und quasi den ganzen Tag auf Arbeit. Die Betreuung übernimmt Diana daher zum Großteil selbst. Sie bringt Awa zur Kita, geht halbtags arbeiten, macht den Einkauf und den Haushalt und holt Awa auch wieder von der Kita ab.

Ab und an nehmen Dianas Eltern Awa für ein paar Stunden, aber über Nacht war sie noch nie woanders.

Herausforderungen

Eine Herausforderung ist für die Familie ohne Auto zu leben. „Es geht an sich ganz gut, nur zum Einkaufen wäre es wirklich sehr viel praktischer,“ betont Diana.

Gern würde Diana ihr aktuelles Umfeld verlassen. Sie leben in einer sozial schwachen Gegend, um sich eine größere Wohnung als 3-köpfige Familie leisten zu können.

Träume und Wünsche

Diana träumt davon, das erste Mal zusammen zu fliegen. Gern würde sie Awa die Welt zeigen. Am liebsten soll sie schulfrei groß werden, damit sie so wahnsinnig selbstbewusst und wissensdurstig bleibt. „Wie haben unsere Aufmerksamkeit voll auf sie gerichtet. Immer. Wir leben auf Augenhöhe. Jeder wird gleichberechtigt behandelt. Niemand wird untergraben oder übergangen. Jeder wird respektiert. Vor allem unsere Tochter. Sie hat sehr viele Freiheiten und kann sich selbst absolut verwirklichen. Und das soll gern so bleiben.“

Für alle Einzelkindeltern empfiehlt Diana: „Stark bleiben und drüber stehen, wenn Kommentare kommen. Man kann es sowieso niemanden recht machen. Entweder man hat zu viele Kinder oder zu wenige.“


Zeitmangel, Stress und Schichtarbeit

Jenny (30) lebt mit ihrem Mann (33) und ihrer gemeinsamen Tochter Lea (3) in ihrem eigenen Haus auf dem Land. Außerdem haben sie noch eine Katze.

Ihre Tochter ist ein hochsensibles Kind. Sie war schon immer sehr anspruchsvoll und fordernd. Jenny hatte daher Angst, dass sie durch ein weiteres Kind dem ersten nicht mehr gerecht werden würde. Auch die finanzielle Situation war ausschlaggebend, sich bewusst für „nur“ ein Kind zu entscheiden. Der Hauskredit muss abgezahlt werden und sie haben kaum bis gar keine Unterstützung von ihren Familien.

In ihrem Umfeld gab es keine negativen Kommentare für ihre Entscheidung „nur“ ein Kind zu bekommen, da sie ihre Situation kennen und verstehen.

Familienalltag mit Schichtarbeit

Beide Elternteile arbeiten in Schicht. Einer von ihnen ist meist in der Früh zu Hause und macht Lea fertig für den Kindergarten. Entweder muss dieser dann zum Spätdienst oder kommt aus der Nachtschicht. Am Nachmittag holt dann der andere das Kind vom Kindergarten ab. Sie wechseln sich immer ab: wer früh zu Hause ist, kümmert sich schon mal etwas um den Haushalt. Nachmittags erledigt dann der andere den Rest.

Am Wochenende versucht die Familie zusammen etwas zu unternehmen oder sie putzen gemeinsam das Haus. Oft muss Jenny aber auch am Wochenende arbeiten, dann ist ihr Mann alleine mit Lea.

Zu viel Stress

Die Schichtarbeit birgt die Herausforderung, dass immer jemand zu Hause ist, um sich um Lea zu kümmern. Ohne die Unterstützung ihrer Familien sind sie wenig flexibel. „Wenn einer auf der Arbeit für einen Kollegen einspringen soll, müssen wir immer erst schauen, wie der andere arbeitet. Dadurch sind wir leider auch oft gestresst und können die Zeit gar nicht so intensiv nutzen, wie wir gerne möchten,“ bedauert Jenny.

Sie empfindet ihren Alltag oft als zu stressig: „Wir haben zu wenig Zeit zu zweit, aber auch als Familie. Gefühlt sind wir immer irgendwie beschäftigt und haben wenig Zeit zum Entspannen und Ausruhen.“

Zukunft

Jenny würde gerne deutlich weniger arbeiten, um mehr Zeit mit ihrer Tochter verbringen zu können und diese auch intensiv mit ihr zu nutzen: „Oft sind wir einfach zu müde, um richtig mit ihr zu spielen.“

Außerdem spielt sie mit dem Gedanken in ein paar Jahren ein Pflegekind aufzunehmen. Auch einen Hund kann sie sich für ihre Familie vorstellen.

Anderen Eltern von Einzelkindern gibt sie mit auf den Weg: „Es ist okay, nur ein Kind zu bekommen. Auch mit einem Kind, kann man sich als Familie erfüllt fühlen. Man muss auch keine Schuldgefühle haben, weil es kein Geschwisterchen gibt. Nicht jedes Einzelkind ist verzogen.“

Wie ist es bei Dir?

Hast Du auch bewusst die Entscheidung getroffen, „nur“ ein Kind zu bekommen? Wenn ja warum? Oder hast Du bewusst mehr Kinder?

Lass gern einen Kommentar hier. So können andere von Deinen Erfahrungen lernen.

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Comments

    • Peter Lardong
    • 2. Juli 2022
    Antworten

    Liebe Heike,

    genau diese Krankheit hatte meine Ex-Frau auch, wurde daran 1978 operiert.

    Ein Kind reicht! Sie mich an, ich bin auch ein Einzelkind. Meine Mutter hatte ein Jahr später eine Totgeburt, konnte danach keine Kinder mehr bekommen. Ich konnte mich bisher nicht so viel mit dir unterhalten und ich weiß nicht, ob ich nochmal die Zeit dafür habe. Wie du weißt, betreue und pflege ich meine 100% schwer- und gehbehinderte, 91 jährige Mutter, die außerdem hochgradig Demenz hat. Einen Bandscheibenvorfall habe ich auch, außerdem arbeitet eine Herzklappe nicht mehr. Ich bin auch nicht mehr der Gesündeste.

    Pass du schön auf dich auf, achte auf deine Gesundheit.

    Dein alter Patient Peter

    • Heike Bourquain
    • 21. April 2022
    Antworten

    Hallo. Wir haben uns mittlerweile auch nur für ein Kind entschieden. Eigentlich wollte ich immer 2 Kinder, aber mein Mann wollte, wenn überhaupt nur 1 Kind.
    Dann bekam ich die Diagnose Endometriose, es folgte eine grosse OP und Hormontherapie. Als wir letztendlich den Kinderwunsch angegangen sind, klappte es einige Zeit nicht.
    Erst als ich aufgegeben hab, war ich plötzlich schwanger. Ich habe meinen Sohn mit Ende 38 bekommen. Dieses Jahr werde ich 40. Wer weiss, wie lange es dauern würde, noch mal schwanger zu werden. Ausserdem weiss niemand, wie es mit der Endo weiter geht und einen Bandscheibenvorfall habe ich auch. Ehrlich gesagt fehlt mir da die Kraft für ein weiteres Kind und ich konzentrier mich lieber auf meinen Sohn. Er ist ein sehr aktives Kind und liess sich nie einfach ablegen wie andere Kinder. Ausserdem, mein Sohn ist gesund und es war eine schöne Schwangerschaft, man soll das Schicksal nicht herausfordern.

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