Wäre ich eine bessere Mutter, wenn ich nicht arbeiten würde?

Wäre ich eine bessere Mutter, wenn ich nicht arbeiten würde?

Diese oder eine ähnliche Frage hat sich sicherlich jede Mutter schon einmal gestellt. Familie und Job stellt uns alle vor große Herausforderungen. Mal klappt es besser, mal schlechter. In diesem Artikel stelle ich diese Frage ganz bewusst in den Raum und ziehe mein Resümee zu Teilzeit und Vollzeit und wie ich mir unsere Situation idealerweise vorstelle.

Wieso stelle ich diese Frage überhaupt?

Ganz akut wurde es bei mir, als ich mal wieder nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag den Rest des Nachmittags mit den Kindern auf dem Spielplatz verbrachte. Mein Kopf dröhnte, ich hatte zu wenig gegessen und vor allem getrunken und war müde. Die Kinder spielten im Sand oder schaukelten und ich hatte absolut keine Lust mich zu beteiligen. Am liebsten hätte ich mich auf die Parkbank gelegt und ein Nickerchen gemacht.

Eine andere Mutter packte gerade ihre Sachen und die drei Kinder zusammen und stieg auf das Lastenrad mit den Worten: „Wir fahren jetzt nochmal in den Park. Wir müssen heute noch was erleben.“ Pah, dachte ich. Ich hoffte, dass ich an diesem Tag nicht mehr viel erleben muss.

Ein bekanntes Gefühl

Aber ich kannte das Gefühl dieser Vollzeitmama von unseren Freitagen. Das waren auch unsere vollgepackten Tage, an denen wir in den Wald gingen, Familie trafen oder uns einfach nur treiben ließen. Am Ende des Tages war ich zwar auch geschafft, aber ich hatte Bewegung, Spaß und zwischendurch immer mal kleine Pausen, so dass ich weder körperlich noch psychisch völlig am Ende war.

Außerdem wusste ich, wofür ich ackerte: Für strahlende Kinderaugen, glückliches Lachen, volle Bäuche und dankbare Sätze am Abend beim Einschlafen. Ein ganz anderes Gefühl als bei einem Bürojob am Rechner, bei dem ich per Skype mit Kollegen auf der ganzen Welt verbunden bin und Projekte zum Teil Monate dauern und kaum Worte der Wertschätzung oder Dankbarkeit fallen.

Der Kompromiss

Um allen Anforderungen gerecht zu werden, war für mich schon nach der ersten Elternzeit klar, dass ich Teilzeit arbeiten werde. So hatte ich gehofft, dass ich trotz meiner Arbeit ausreichend für meine Kinder da sein kann.

Nach meiner ersten Rückkehr wurde mir schnell klar, dass ich mit der Teilzeit in eine Falle getappt bin. Andere Mütter in meinem Umfeld stockten schnell wieder auf Vollzeit auf. Ich wehrte mich jedoch auch nach der zweiten Elternzeit dagegen, dass meinen Kinder eine nicht so familienfreundliche Arbeitsatmosphäre ausbaden müssen. Das wollte ich allein aushalten.

Meine Kinder waren glücklich mit unserem Teilzeitarrangement. Mein Mann (vorübergehend auch in Teilzeit) und ich konnten sie beide in die Betreuung bringen, abholen, nachmittags lange auf den Spielplatz gehen und hatten sogar einen ganzen Tag in der Woche nur für uns.

Oder doch die geborene Vollzeitmama?

Ob es nun finanziell gehen würde oder nicht, meine Kinder wären auch, wenn ich nicht arbeiten würde, nicht 100% nur in meiner Obhut. Ein Kind braucht ein Dorf. Und dieses Dorf sind nicht ich oder unsere Familie und Freunde allein. Wir würden uns von allem das Beste aussuchen und könnten auf unsere Bedürfnisse abgestimmt unseren Tag planen. So sieht es zumindest in der Theorie in meinem Kopf aus.

Aber nein, ich wäre nicht die geborene Vollzeitmama. Denn ich finde es wichtig zu arbeiten und mein eigenes Geld zu verdienen, unabhängig von meinem Mann zu sein. Ich bin mit Doppelverdiener-Eltern aufgewachsen, die beide immer Vollzeit gearbeitet haben. Meine Mama arbeitet im Finanzbereich und meine Eltern haben alle Entscheidungen immer gleichberechtigt getroffen. Ich bin quasi zur Unabhängigkeit sozialisiert worden. Da komm ich so leicht auch nicht raus.

Ein Mann ist keine Altersvorsorge

Diesen Fakt möchte ich meinen Töchtern unbedingt vorleben und dies lässt sich für mich nicht mit einem Leben als Vollzeitmama vereinbaren. Meine Töchter sollen beruflich und finanziell auf eigenen Beinen stehen und nicht auf einen Partner vertrauen, der sie schon finanziert und absichert. Sie sollen sich ausreichend bilden und ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten können. Ob sie das auch wollen, steht auf einem anderen Papier.

Wäre ich also eine bessere Mutter, wenn ich nicht arbeiten würde?

Ich wäre wahrscheinlich eine bessere und glücklichere Mutter, wenn ich mich nur auf meine Kinder konzentrieren würde. Ich würde meine Kinder stärker in ihren Interessen fördern, als es bisher passiert und sie bedürfnisorientierter begleiten als es mit der Kita momentan der Fall ist.

Ich wäre aber auch eine unglücklichere Frau und Ehefrau, wenn ich finanziell nichts zum Familieneinkommen beisteuern würde. Denn finanzielle Freiheit bedeutet auch ingesamt mehr Freiheit für mich. Selbst über mein Geld zu entscheiden, ist mir enorm wichtig. Ich möchte nicht fragen oder gar bitten müssen, ob ich ein Wochenende außer Haus verbringen darf oder ob ich diese oder jene Anschaffung machen kann.

Die finanzielle Abhängigkeit als Vollzeitmama würde auch wiederum meine Beziehung zu meinen Kindern belasten, denn sie wären ja der Grund, warum ich nicht arbeite.

Ich komme also zu dem Entschluss, dass solange ich auf ein eigenes Einkommen angewiesen bin, für mich Familie und Arbeit zusammengehören. Und so muss ich, aber auch meine Familie hin und wieder mit der Tatsache leben, dass ich nach Feierabend nicht immer die ausgeglichenste oder fitteste Mama bin und auch mal meine Ruhe brauche. Aber ich denke, das geht…

Wie ist das bei Dir? Arbeitest Du Teilzeit oder Vollzeit? Bist Du zufrieden mit der Vereinbarkeit? Oder wärst Du lieber Vollzeitmama?

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Comments

  1. Pingback: 10 Voraussetzungen als Mutter Vollzeit zu arbeiten - zweitöchter

    • Frau Pingaga
    • 4. Februar 2020
    Antworten

    Ja, alles gut und richtig, was Du schreibst. Trotzdem geht es mir anders. Ich wäre lieber jeden Tag mit meinem Sohn zuhause. Geht aber nicht, bin ja alleinerziehend… Ich arbeite auch nur Teilzeit (24 h) und finde das schon anstrengend genug, ehrlich gesagt. 🙁 Ich bin dauermüde und ständig erschöpft.

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