Warum auch Kinder mal blau machen dürfen

Warum auch Kinder mal blau machen dürfen - zweitoechter

Heute ist sie mit dem falschen Fuß aufgestanden. Schon beim Frühstück ist ihr alles zuviel. Die Hefte wollen auch nicht so richtig in den Rucksack passen. Sie ist den Tränen nahe. Was gerade in diesem überfordert wirkenden Kind vor sich geht, wird nicht leicht herauszubekommen sein. Eventuell wäre das heute der perfekte Tag mal abzuschalten, um einfach mal blau zu machen. Warum erkläre ich im Artikel.

Einfach mal blau machen

Die Produktion von qualitativ hochwertiger Arbeit fordert ihren Tribut. Erholung und Freizeit sind daher notwendig, um die gesamte Gesundheit und das Wohlbefinden sicherzustellen. Wir Erwachsenen nehmen uns immer mal einen Nachmittag oder einen ganzen Tag frei, um uns zu erholen und Stress abzubauen.

Nicht nur, dass Mitarbeiter aufgrund einer psychischen Erkrankung ihre Arbeit verpassen, sondern die damit verbundenen Auswirkungen kosten Unternehmen jedes Jahr Milliarden von Euros. Der Zeitaufwand für das Aufladen der Akkus ist weitaus kostengünstiger als die spätere Bewältigung eines ernsthaften Gesundheitsproblems wie Burnout oder Depression.

Aber was ist mit unseren Kindern?

Sollten auch sie einen Schultag frei nehmen und als Tag der psychischen Gesundheit verbuchen dürfen?

Wenn das Kind Fieber oder Schmerzen hat, geben wir ihm Zeit, seine Krankheit in Ruhe zu Hause auszukurieren. Und bei psychischen Problemen? Dann auch?

Der Tag von Kindern ist auch anstrengend: Kinder durchleben die Dinge immer noch aus einer recht unerfahrenen Perspektive. Kinder und Jugendliche lernen, sich in der Welt zurechtzufinden, während sich ihr Körper verändert und ihr Gehirn versucht, Schritt zu halten. Sie sind von Erwachsenen umgeben, die ihnen Ratschläge geben. Und sie sind von Gleichaltrigen umgeben, die sie herausfordern. Hinzukommen die Medien, die ihre eigene widersprüchliche und inkonsistente Führung bieten.

Tägliche Herausforderungen der Kinder

Zwischen Hausaufgaben, Hobbies, Freunden und der Familie sind sie von einer Welt umgeben, die auf Schritt und Tritt mit Vorsicht und Warnungen gefüllt ist. Angstzustände, Depressionen oder Mobbing begleiten viele Kinder im Alltag. Kinder und Jugendliche sind ziemlich viel Stress ausgesetzt, auch wenn sie nicht für einen monatlichen Hauskredit oder den gefüllten Kühlschrank verantwortlich sind. Und wenn es schwierig wird, haben sie oft nicht die Wahl, kürzer zu treten, weshalb sie manchmal eine Krankheit vortäuschen.

Natürlich ist es ist wichtig, dass Kinder lernen, ihr Unbehagen zu überwinden. Es ist nicht immer einfach, in die Schule zu gehen, wenn sie Angst vor einer bevorstehenden Präsentation haben. In solchen Situationen können sie lernen, dass sie stärker sind als sie denken.

Das Erlauben einen Tag blau zu machen, könnte dem Kind zeigen, dass es wichtig ist, auf Geist und Körper zu hören.

Blaumachen hilft aber nicht immer

Bei Schulkindern sollte berücksichtigt werden, dass die Angst bestehen kann, zurück zu fallen oder noch mehr überfordert und damit ängstlicher zu werden. Probleme in der Schule können nicht einfach durch Blaumachen behoben werden. Bei Mobbing oder Angst sollten Eltern stattdessen das Gespräch mit dem Lehrer oder der Schulleitung suchen.

Verwöhnen wir damit unsere Kinder?

Viele Menschen glauben, dass Kinder auf diese Weise verhätschelt werden und die jungen Leute heute kaum noch etwas aushalten würden. Sie glauben auch, dass Kinder und Jugendliche heutzutage nicht mehr in der Lage sind, ohne ständige Aufsicht durch Erwachsene durchs Leben zu kommen und die unvermeidlichen Herausforderungen, die das Leben mit sich bringen wird, nicht bewältigen können.

Was soll dieser „verhätschelten Generation“ ein freier Tag also bringen?

Angesichts steigender psychischer und medizinischer Kosten, Kampagnen zur Sensibilisierung für psychische Gesundheit und der verstärkten Konzentration auf das Bedürfnis, emotional und physisch gesund zu bleiben, leben wir in einer Gesellschaft, in der das Selbst noch zu wenig Priorität hat. Sowohl Kinder als auch Erwachsene leiden zunehmend unter Burnout. Sie leiden unter gesundheitlichen Folgen, wenn sie sich selbst überanstrengen und sich mithilfe von Selbstmedikation behandeln. Diese können den Schmerz betäuben und vorübergehend Linderung verschaffen, aber auch zu Abhängigkeiten führen.

Es ist äußerst wichtig, Kindern beizubringen, hart an sich und ihren Zielen zu arbeiten, Spitzenleistungen anzustreben und ihr Bestes zu geben. Genauso wichtig ist es jedoch, ihnen die Fähigkeit beizubringen, auf sich selbst zu hören und zu wissen, wann eine Gefahr droht. Es ist wichtiger, ihren Körper zu verstehen und zu erkennen, wann eine Pause notwendig ist, als ein oder zwei Lektionen in Rechtschreibung und Mathe. Es kann sie im Ernstfall davor bewahren, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren.

Wir können nicht alle psychischen Gesundheitsprobleme oder körperlichen Erkrankungen verhindern, aber wir können Kindern zeigen, wie sie mentale Stärke aufbauen können, damit sie emotional fit sind.

Hast Du Deinem Kind schon mal einen Tag Pause verschafft, obwohl es nicht körperlich krank war? Was hältst Du von einem Tag der psychischen Gesundheit für Dein Kind?

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Comments

    • Ellen
    • 27. Januar 2020
    Antworten

    Ein schöner Artikel mit guten Gedanken.
    Mein Großer ist selten körperlich krank und ein recht guter Schüler. Darum habe ich schon gelegentlich mal ein Auge zugedrückt, wenn ich den Eindruck hatte, der Husten war eigentlich nicht so dramatisch und vielleicht auch nicht der wirkliche Grund, daheim bleiben zu wollen. Manchmal muss die Erholung einfach sein oder die Auszeit von etwas Blödem, worüber das Kind vielleicht nicht recht sprechen mag. Und wir kommen sicher nicht über 3 solcher Tage in einem Schuljahr hinaus. Von Verhätscheln kann also keine Rede sein oder davon, dass man ein falsches Verantwortungsbewusstsein für Aufgaben im Leben unterstützt.
    Viele Grüße ??

    1. Antworten

      Hallo Ellen,
      danke fürs Teilen Deiner Erfahrungen. Ich finde es toll, dass Du Dein Kind so unterstützt. Andere schicken (drängen) ihre Kinder, koste es was es wolle bzw. aus falschem Pflichtbewusstsein. Dabei sind wir Eltern meiner Meinung nach in erster Linie unseren Kindern verpflichtet und deren Gesundheit zu wahren, statt dem Stundenplan. Das gilt ja auch für uns Erwachsene, die oft zwischen richtig krank und dem Arbeitgeber entscheiden müssen. Es ist eben eine Gratwanderung, die wir aber entsprechend vorleben sollten.
      Viele Grüße,
      Diana

  1. Pingback: Als Familie gesund durch den Winter - zweitöchter

  2. Antworten

    Schwierig. Ich hätte Angst, dass es zur Gewohnheit wird und das Kind nicht nur einmal blau macht… An sich haben Kinder zum Glück viele Pausen (Ferien, Wochenenden, Feiertage, Projekt- oder Wandertage), sodass Eltern dann auch gut abschätzen können, ob der Tag notwendig ist. Das kann schon sein, je nach Kind. Mir stellt sich noch die Frage: machen die Eltern dann auf Arbeit auch blau, damit das Kind blau machen kann?

    1. Antworten

      Ich finde nicht, dass Kinder viel frei haben.
      Wenn man mal deren Tag mit meinem Tag als Arbeitnehmer vergleicht, haben sie schon mindestens eine 20 Stunden Woche plus Hausaufgaben. Und Pausen in der Schule sind nicht immer friedlich und entspannend. Man sagt ja auch, dass ein Tag eines Kitakindes vergleichbar ist wie eines erwachsenen Arbeitsnehmers.
      Kinder brauchen viele Freiräume um sich optimal zu entfalten, aber wo haben sie diese denn schon im Alltag?

      Manche Eltern können ihre Arbeit flexibel gestalten. Überstunden abbauen, stundenweise von zu Hause arbeiten. Und ja, schlimmstenfalls müsste ich auch der Arbeit fernbleiben, wenn mein Kind mich akut braucht. <3

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