Ein Wonneproppen lässt auf sich warten

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Hausgeburt oder nicht?

Die Schwangerschaft verlief sehr komplikationslos nebenbei. Von Vornherein war klar, dass es dieses Mal wohl keine Hausgeburt werden würde, da ich bei meinen beiden letzten Geburten eine verstärkte Lösungsblutung hatte. Im Lauf der Schwangerschaft, stellte sich dann aber heraus, dass doch nichts gegen eine Hausgeburt sprechen würde, da ein großer Gerinnungscheck keinerlei Auffälligkeiten zeigte und daher rein medizinisch nichts gegen eine Hausgeburt sprach. Dieses Mal habe ich auch in der gesamten Schwangerschaft sehr darauf geachtet, dass mein hb-Wert stabil bleibt, indem ich dauerhaft Eisen genommen habe. Die Freude bei uns war groß, dass auch unser drittes Kind, mein gefühlter Wonneproppen, in den vertrauten vier Wänden zur Welt kommen würde. Wir waren für alles gerüstet und auf alles vorbereitet und erwarteten die Geburt!

Jetzt darf es kommen!

Zum Ende der Schwangerschaft hatte ich auch immer mehr das Gefühl zu platzen, dass da ein großer Wonneproppen drin ist, auch wenn mein Bauch gar nicht so riesig war.  Ich hatte schon recht früh das Gefühl: „Jetzt reicht es mir. Ich hab langsam keine Lust mehr. Jetzt darf es kommen!“ Der rechnerische ET verstrich und es tat sich rein gar nichts! Dann hatte ich eine Nacht lang leichte Wehen, doch am nächsten Tag war alles wieder vorbei und es tat sich weiter nichts. Meine Stimmung war mittlerweile im Keller und ich war wirklich unerträglich!

Mittlerweile hab ich das Warten aufgegeben und habe versucht die letzten Tage zu genießen. Ich dachte, das Kind will eh nie kommen und hab völlig los gelassen. Meistens geht es dann los, aber bei mir dieses Mal nicht! Es tat sich weiterhin rein gar nichts und ich war die einzige in meinem Umkreis, die zu dem Zeitpunkt noch entspannt war, weil ich eh nicht mehr damit rechnete, dass es los gehen würde. So konnte ich auch nicht enttäuscht werden.

Lieber doch einleiten

Irgendwann meinte dann meine Hebamme, dass sie es langsam komisch fände, dass sich weiterhin nichts tut. Ich war immerhin schon 8 Tage über dem Termin und meine anderen beiden Kinder waren beide um den Termin herum gekommen. Sie gab mir daraufhin Eisenkrauttropfen, vielleicht würden die ja was bewirken. Sie hatten schon zuvor bei der Geburt geholfen. Aber, es tat sich wieder nichts!

Am Donnerstag Morgen hab ich dann noch mal mit meine Hebamme telefoniert. Wir besprachen, dass es wenig Sinn macht weiter zu warten, wenn in der Klinik Kapazität sei, solle ich noch am selben Tag zur Einleitung ins Krankenhaus fahren. Ich bin eigentlich kein Freund von Einleitungen. Aber irgendwie war es für mich hier völlig in Ordnung, da ich mir selber langsam Gedanken machte und ein bisschen Sorge hatte, dass was nicht stimmen könnte.

Auf in die Klinik

Durch die Einleitung hatten alle Zeit der Welt. So war für mich klar, dass wir in die 1,5 Stunden entfernte Filderklinik bei Stuttgart fahren würden. Mein Kind würde dort zur Welt kommen! Also haben wir am Donnerstag alles gepackt, die beiden Großen durften bei den Großeltern und meiner Schwester bleiben. Jetzt war ich doch ein bisschen aufgeregt!

Als wir in der Klinik ankamen, wurden wir von einer Hebamme begrüßt und uns wurde erst mal erklärt, dass dort im Augenblick Hochbetrieb sei und sie eigentlich keine Kapazitäten für mich hätten. Sie wollten dann aber trotzdem erst mal ein CTG schreiben um zu sehen, wie es bei mir ausschaut und wie es dem Baby ginge. Also kam ich für eine Stunde ans CTG und anschließend kam eine Ärztin und untersuchte den Muttermund, der zu dem Zeitpunkt bei 2-3 cm war. Sie meinte da heute sehr viel los wäre, würden sie heute nichts mehr machen. Ich würde oben auf Station ein Zimmer bekommen und man könne gegen Abend schauen, ob ein Senfmehlfußbad nicht etwas bewirken würde.

Zu dem Zeitpunkt haben mein Mann und ich beide unser zuhause vermisst. Die ganze Warterei ohne irgendwas tun zu können, war einfach ätzend! Wir sind dann ein bisschen gelaufen und nach dem Abendbrot wurde noch mal ein CTG geschrieben. Mein Fußbad bekam ich gegen 20 Uhr.

Blasensprengung

Als ich gerade damit fertig war, kam eine Schwester und meinte, sie hätten unten auf der Entbindungsstation wieder Kapazität. Mir war es eigentlich egal, aber ich war recht fit und hatte nichts dagegen, wenn heut doch noch was passieren würde. Nach einem weiteren CTG sollte die Fruchtblase geöffnet werden. Vielleicht bewirke das ja was. Mir war es irgendwie ein bisschen komisch dabei einfach die Fruchtblase zu öffnen, aber ich hab es versäumt das deutlich zu machen. Die Ärztin hat dann also die Blase gesprengt und ich lief aus. Und erst mit der offenen Blase kam dieses komplett unangenehme Gefühl des Offenseins, dem Kind den schützenden Raum genommen zu haben und der Verletzlichkeit!

Vor allem, weil jetzt klar war, dass in den nächsten 18-24 Std etwas passieren MUSS und ich nicht das Gefühl hatte, dass durch die offene Blase Wehen kommen würden. Die Nacht verlief dann auch sehr ruhig und ich sollte Recht behalten: Es tat sich NICHTS!

Am Morgen wurde dann nochmal für 1,5-2 Stunden ein CTG geschrieben und wir warteten und warteten und waren mittlerweile ziemlich genervt von der ganzen Warterei. Es war die erste Nacht komplett getrennt von unseren Kindern, die erste Nacht die sie ohne uns verbracht haben und wir waren noch nicht mal richtig in Reichweite, was ein sehr komisches Gefühl war und haben sie schrecklich vermisst! Um 10.30 Uhr kam dann endlich die Visite und es wurde überlegt wie wir weiter machen wollen. Sie sagten mir, dass sich jetzt dann schon langsam mal etwas tun müsse. 18 Stunden nach der Blasenöffnung müsste ich dann Antibiotika bekommen, was ich natürlich lieber vermeiden wollte.

Wehencocktail

Wir entschieden uns für einen Wehencocktail mit Rizinusöl. Das war ein natürliches Mittel, aber sehr unberechenbar! Die Ärztin meinte wir müssten jetzt mal schauen, wie ich drauf reagiere. Bei manchen gehe es dann ganz schnell, bei anderen tue sich gar nichts. Da er so unberechenbar sei, würde man dann auch erst mal nichts anderes tun, auch wenn nichts passiert!

Um 10.52 Uhr, ziemlich genau 12 Std nach der Blasensprengung, war dann also die Cocktailbar eröffnet und der Wehencocktail getrunken!
Ziemlich schnell zeigte sich bei mir dann auch die abführende Wirkung des Rizinusöls. Ab etwa 12 Uhr hing ich für fast 2 Stunden am CTG und hatte immer mal wieder leichte Wehen. Auf meinen Wunsch hat die Ärztin den Muttermund kontrolliert. Ich wollte wissen, ob die leichten Wehen etwas bewirken. Tatsächlich war bei etwa 4-5 cm. Es tat sich also zumindest ein bisschen was!

Wir haben dann überlegt, was wir machen und in der Hoffnung, dass es zu Wehen führt, sind wir ein bisschen umher gelaufen. Ich merkte aber sofort als wir „unser“ Zimmer verließen, dass die Wehen nachließen und ich kaum noch Wehen hatte. Nach einer Stunde beschlossen wir erst mal auf dem Zimmer zu bleiben und uns auszuruhen.

Endlich regelmäßige Wehen

Das war so etwa 14.30 Uhr. Mein Mann hat eine Runde geschlafen und ich hab schlagartig wieder Wehen bekommen. Mit der Ruhe in „unserem“ Zimmer  habe ich zwischen 15 und 16 Uhr aufgezeichnet wie regelmäßig sie kommen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt etwa alle 3 Minuten eine Wehe, die je so etwa 1 Minute anhielt.  Irgendwann gegen 16 Uhr hab ich dann nach jemandem geklingelt, um denen zu sagen, dass ich regelmäßige Wehen habe und die Praktikantin hat mich erst mal wieder ans CTG gehängt. Nach etwa 20 Minuten kam die Hebamme rein und meinte so „Frau R. was machen sie denn?“ „Ich hab Wehen.“ Sie war wohl etwas verwundert, weil man so gar nichts von mir hörte und ich da so still auf dem Bett lag, völlig auf mich konzentriert, während das CTG alle paar Minuten eine recht heftige Wehe aufgezeichnete.

Sie hat mich gefragt, was ich mir für die Geburt vorstellen würde. Ich hatte keine konkreten Vorstellungen und meinte, ich würde probieren wollen, was passt. Meine anderen zwei Kinder seien in der tiefen Hocke geboren. Da hat sie mir dann gleich gesagt, dass sie nicht auf den Boden gehen könne, sie würde mich unterstützen bei fast allem, aber auf den Boden könne sie wegen ihrer Knie nicht.  Wir müssten das dann auf dem Kreißbett versuchen.

Wir sind dann um 16.30 Uhr etwa in den Kreißsaal umgezogen. Die Wehen haben dort dann gleich wieder nachgelassen und kamen etwas seltener. Irgendwann kam dann kurz die Ärztin rein um sich vorzustellen, da sie dann ja wahrscheinlich bei der Geburt dabei wäre. Ich hatte dann immer wieder ein heftige Wehe, nicht mehr so regelmäßig wie vorher, aber dafür kräftig.

Der schlimmste Teil

Um 17 Uhr hat die Hebamme dann noch mal meinen Muttermund untersucht, der vollständig geöffnet war. Ich durfte, wenn ich wollte während den Wehen ein bisschen mit schieben. Ich muss ehrlich sagen, das finde ich den schlimmsten Teil der Geburt! Der Muttermund ist fast oder ganz geöffnet, aber das Kind muss noch bis ganz runter rutschen und die Presswehen sind noch nicht da. Da hat man dann einfach Wehen, die gemein weh tun, aber es passiert nicht wirklich was!

Ich hab dann kurz da gehockt, dann meinte die Hebamme ich könnte mich ja mal auf die Seite legen, vielleicht rutsche das Baby dann noch leichter weiter rein und so lag ich für ein paar Wehen auf der Seite und dann wollte ich pinkeln gehen. Ich stehe also vom Bett auf, nachdem ich noch eine Wehe abgewartet habe. Ich wollte einfach nicht mehr auf der Seite liegen und merkte, dass das so für mich keine Position mehr ist, bekomme aber plötzlich eine starke Wehe. Schnell gehe ich vorm Bett in die Hocke und sag dann nur so: „Das Kind kommt jetzt!“

Das war dann der schlimmste Teil der Geburt. Ich musste wieder zurück aufs Bett, dabei war das Köpfchen schon halb da und ich wollte da einfach absolut nicht hin! Mein Mann hat geholfen mich aufs Bett zu hieven. Ich war im Vierfüßler und das Köpfchen war schon halb da, kurz darauf war es dann ganz da und nachdem dann eeeendlich noch eine Wehe kam, war unsere Maus geboren!

Um 17.37 Uhr mit den letzten Sonnenstrahlen hat unsere zweite Tochter das Licht der Welt erblickt! Ich habe sie dann direkt auf die Brust bekommen und wir haben sie erst mal bestaunt! Um 17.50 Uhr kam dann auch noch die Plazenta und wir wurden dann erst mal uns selbst überlassen!

Ein richtiger Wonneproppen

Die Ärztin hat während der Geburt (wie vorher angekündigt) unbemerkt in der Ecke gestanden und hat dann nur mal gefragt, warum die Hebamme keine Handschuhe tragen würde. Die meinte daraufhin nur, naja, dazu hat sie mir keine Zeit mehr gelassen und jetzt sei es ja auch zu spät. Später wurde unsere Tochter dann gewogen und vermessen und mein Dammriss wurde kurz genäht. Sie hat alle überrascht (außer mich), denn meine Hebamme meinte, sie wäre eher kleiner als meine große Tochter (mit 3800g) und die Hebamme dort hatte sie auch viel zierlicher geschätzt, was sie mit ihren 4380 Gramm aber definitiv nicht war!

Mit 4380 g, 54 cm und 37 cm KU ist sie ein richtiger kleiner Wonneproppen mit Speckröllchen an den Armen! Und mein Gefühl, dass das Kind groß sei und in meinem Bauch einfach kein Platz mehr ist, war durchaus richtig!

Ambulante Entlassung

Ich ging noch duschen und wir kamen wieder auf „unser“ Zimmer und durften dort kuscheln (und warten) bis wir dann um 23.10 Uhr entlassen wurden. Eigentlich sollte die Kinderärztin noch nach dem Wonneproppen schauen, aber da sie so fit war und einen guten Eindruck gemacht hat, durften wir auch schon vorher gehen.

Fazit

Die Geburt in der Filderklinik war sehr schön. Während der Geburt habe ich mich sehr gut betreut gefühlt. Die Hebamme war auch sehr feinfühlig und hat schnell gemerkt, dass ich einfach meine Ruhe brauchte und es mir reicht, wenn sie einfach nur da ist. Es war wirklich ehrlich von der Hebamme von Anfang an offen zu uns zu sagen, dass sie aus gesundheitlichen Gründen nicht auf den Boden kann. Auch die Ärztin war sehr feinfühlig und zurückhaltend und ich fand es toll, dass sie meine Intimsphäre so gut gewahrt hat, indem sie sich völlig im Hintergrund hielt und ich sie dadurch quasi nicht gemerkt habe.

Das Einzige, was mir nicht so gut gefallen hat, war die fehlende Kommunikation am Vorabend. Da lief einfach alles etwas komisch, aber es war ja zum Glück im Nachhinein betrachtet nicht schlimm. Da habe ich mich kurzzeitig nur noch nach Hause gewünscht und wäre gerne einfach weg gelaufen!

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Geburtsbericht vom 3. Kind: Ein Wonneproppen lässt auf sich warten

 

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