Wir haben uns auf den Weg nach Bornholm gemacht, um diese wunderschöne Insel zu entdecken. Wir wollen wissen, ob wir es hier als Familie dauerhaft aushalten könnten, ob die Insel unserer Vorstellung von Bullerbü gerecht wird.
Gemeinsam am Teich
Es stürmt, es ist kalt. Der Baum gegenüber neigt sich schon verdächtig. Mein Mann hat Angst um das Auto. Trotzdem laufen wir Richtung Teich. Ich kann zwischen den Bäumen schon einige Menschen in signalfarbener Regenkleidung erkennen.
Wir sind nahe dem Ort Gudhjem auf Bornholm. Etwa 7 Familien haben sich am Teich Gråmyr versammelt und Kinder wie Erwachsene halten Kescher ins Wasser. „Jeg fangede noget!“, ruft ein Junge mit knallroter Regenjacke und die Kapuze bis in die Augen gezogen. Er hat mit dem Kescher etwas gefangen und läuft nun zum Rest der Gruppe. Gekonnt schmeißt er den Fang in einen Wassereimer, so dass alle das kleine Wasserwesen betrachten können. Viele Köpfe recken sich nun darüber und sofort fangen einige an zu raten, was es sein könnte.
Eine Mama hat ein Buch zur Bestimmung der Wassertiere dabei und stellt fest, dass es ein Flusskrebs sein muss. Damit ihn alle Kinder von allen Seiten sehen können, wird er in einen Lupenbecher umgefüllt. Alle Kinder staunen. Und die Erwachsenen auch.
Liegt Bullerbü auf Bornholm?
Als ich vor etwa 5 Monaten das erste Mal von dieser Gemeinschaft auf Bornholm hörte, war ich fasziniert. Eine Woche später buchten wir ein Ferienhaus für den Frühling. Alle Beschreibungen von Bekannten, Reiseführern und Blogartikeln schwärmten von der beeindruckenden Natur Bornholms, von einer ungeahnten Idylle für Mensch und Tier, dem dänischen Hygge und der Freiheit die Kinder freilernen zu lassen.
Nach einer Woche auf dieser Insel kann ich sagen: Wir wurden nicht enttäuscht. Zum Mittagessen stand ein Reh in unserem Garten, regelmäßig begegnen uns Fasane am Straßenrand und naja, Flusskrebse und Salamander haben wir auch noch nie in unserem Teich gefangen. Für Kinder gibt es reichlich Angebote, die Insel ist ideal für Fahrradfahrer geeignet, Straßenverkehr ist quasi nicht vorhanden. Die Menschen sind freundlich und offen und sie schützen ihre Umwelt.
Auf der Suche nach unserem „Dorf“
Was wir denn nun eigentlich auf Bornholm suchen? Und was das mit Bullerbü zu tun hat, mag sich der ein oder andere fragen. Wie die meisten Familien leben wir einen ziemlich straffen Alltag mit Arbeit, Wegen zu Kita/Tagesmutter, Kinderhobbies, Erwachsenenhobbies und alles, was eben zu einer Familie dazugehört. Dieses Leben verbringen wir in einer typischen Stadt mit den Geräuschen und Gefahren, die wir alle kennen. Auf Dauer und für unsere Kinder darf es aber etwas anderes sein.
Unser Bullerbü
Ein Leben auf dem Land muss nicht per se langweilig, trist und ohne Kontakte sein. Wir wünschen uns das ruhige und kindersichere Leben auf dem Land mit vielen Gleichgesinnten und weltoffenen Menschen. Hier sollen die Kinder in jeden Alter draußen spielen können, auch mal unbeobachtet durch die Wälder streifen dürfen. Der Verkehr soll minimal sein, so dass sie sich in Ruhe mit dem Entdecken der Tiere und Pflanzen beschäftigen können.
Außerdem soll es in unserem „Dorf“ möglich sein, dass sich die Kinder frei bilden, das heißt in eine Schule gehen und deren Angebote wahrnehmen oder eben nicht. Wir wünschen uns eine Gemeinschaft, in der viele Lebensmodelle respektiert und unterstützt werden. Niemand urteilt über den anderen, sondern unterstützt ihn mit seinen Möglichkeiten.
Unser Bullerbü ist ein Ort der Begegnung. Jeder gibt, was er kann und nimmt sich, was er braucht. Kinder lernen Offenheit, Empathie, aufeinander acht geben und können sich kreativ austoben. In Bullerbü spielen die Kinder in der Natur, sie brauchen keine künstlichen Spielplätze.
Haben wir etwa unser Bullerbü gefunden?
Wenn wir in einer Woche wieder nach Hause fahren, werden wir noch mehr Eindrücke von dieser wunderschönen Insel gesammelt haben. Bornholm wird für viele sicherlich eine interessante Alternative zum Stadtleben wie Kopenhagen sein. Für uns ist es aber auf Dauer zu ruhig. Noch sind wir nicht bereit für dieses Landleben. Wir werden aber nicht aufhören nach unserem Bullerbü zu suchen. Und vielleicht kommen wir irgendwann zurück. Dann gern auch länger.
Die Suche geht weiter
Und jetzt? Geht die Suche natürlich weiter. Wir haben noch einige Ziele auf der Agenda und hoffen, diese bald umsetzen zu können. Es muss etwas zwischen Bornholm und der deutschen Großstadt geben.
Hoffentlich finden wir bald unser Bullerbü, unseren perfekten Ort zum leben!
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Hallo Diana, dein Bericht hat mein Interesse geweckt. Kannst Du mir einen Tipp geben, wie ich mit den Leuten dort vor Ort Kontakt aufnehmen kann, ohne facebook nutzen zu müssen? Viele Grüße Karoline
Pingback: Besuch einer Freilerner-Gemeinschaft auf Bornholm, Dänemark - zweitöchter
Das klingt nach einer tollen Zeit. Ich träume auch von meiner „Insel“.
Ach ja. Das suche ich auch für meine Tochter und mich und meinen Mann. Mein Bullerbü. Ein Dorf. Freiheiten für alle. Ein bisschen zurück zu „früher“, wie Familie eig von Natur aus gedacht ist. Aber heutzutage so schwer zu realisieren finde ich. Das macht mich häufig traurig. Gleichgesinnte zu finden finde ich nicht so leicht. Schön dass du über eure Erfahrungen schreibst. Das gibt mir Mut, dass es jemandem ähnlich geht. Liebe Grüße
Hallo, Sara bist du immer noch auf der Suche? Wir suchen Familien, die gemeinsam auswandern wollen, um den Bullerbü Traum zu leben.