Wir brauchen mehr altersgemischtes Spielen und Lernen

Wir brauchen mehr altersgemischtes Spielen und Lernen

Kinder lernen am besten von anderen Kindern. Leider sind sie in unserer Gesellschaft in Kindergärten, Schule oder Kursen zu oft nach Alter und Fähigkeiten getrennt. Dabei hat altersgemischtes Spielen und Lernen viele Vorteile. Ich zeige Dir, welche das sind und wie Du Deinem Kind altersgemischtes Spielen im Alltag ermöglichen kannst.

Kinder werden zu oft nach Alter getrennt

Die Alterstrennung bei Kindern beginnt eigentlich mit der Geburt. Schon im PeKiP-Kurs werden Kinder aus dem gleichen Lebensmonat zusammengebracht. Im Kindergarten sind fast nur Kleinkinder zusammen. Ab 3 Jahren haben sie dann in einem offenen Konzept zwar die Möglichkeit mit älteren Kindern zu spielen, diese wollen das aber oft gar nicht mehr. Für sie ist diese Trennung nach Alter bereits normal geworden und sie schotten sich ab, so wie es ihnen damals ergangen ist.

In der Schule wird ebenfalls hart getrennt. Manchmal werden zwei Jahrgänge gemischt unterrichtet, dennoch ist die Alterstrennung bei Kindern in Form von Klassenstufen immer noch stark ausgeprägt.

Altersgemischtes Spielen ist für Kinder völlig natürlich

Unsere Erfahrungen

„Komm, nimm meine Hand,“ sagt das Mädchen und streckt meiner Tochter ihre Hand entgegen. Gemeinsam versuchen sie auf den Ästen, die im Wasser liegen, zu balancieren. Meine Tochter schaut zu dem Mädchen auf als sie die andere Seite des Baches erreicht haben.

Das Mädchen ist 7 und somit fast 3 Jahre älter als meine Tochter. Sie hat ihr ganz selbstverständlich ihre Hilfe angeboten. Während ihres Spiels im Wasser kooperieren sie sehr stark miteinander. Ich höre nur wohlwollende Sätze wie „Schau mal hier im Wasser“ oder „Komm, lass uns dort rüber gehen“.

Ganz anders ist das oft, wenn meine Tochter mit Gleichaltrigen Kindern spielt. Konkurrenzverhalten wie „Guck mal, was ich schon kann!“ kann ich dann hören oder Kinder werden vom gemeinsamen Spiel ausgeschlossen. Dann kooperieren sie weniger, sondern konkurrieren.

Erkenntnisse aus der Jäger und Sammler Gesellschaft

Als wir Menschen noch in Clans gelebt haben, war das Spielen in altersgemischten Gruppen völlig normal. Ab einem Alter von 4 Jahren gingen Kinder ohne die Erwachsenen in die Natur und spielten in großen Gruppen Rollenspiele, übten das Jagen oder imitierten Tiere. Dabei lernten die Kleinen von den Großen und wurden auch durch diese versorgt und beschützt.

Warum ist altersgemischtes Spielen so wichtig?

Kinder lernen Empathie und Mitgefühl, wenn sie sich in die Fähigkeiten und Gefühle von Kindern anderen Alters hineinversetzen müssen.

Geben und teilen lernen Kinder vor allem mit älteren Kindern, denn sie stehen nicht so sehr in Konkurrenz miteinander.

Jüngere Kinder entwickeln größere Fähigkeiten, da sie ältere Kinder beobachten können. Sie erweitern damit ihre Zone der nächsten Entwicklung.

Durch altersgemischtes Spielen können Kinder, die schon sehr viel weiter in einem bestimmten Feld sind, dennoch einen ebenbürtigen Partner finden.

Ältere Kinder lernen so etwas in der (einfacheren) Sprache des jüngeren Kindes zu erklären.

Mehr altersgemischtes Spielen und lernen für unsere Kinder

Wo können Kinder in altersgemischten Gruppen spielen und lernen?

Wer altersgemischtes Spielen und lernen beim eigenen Kind unterstützen möchte, sollte es zuallererst beobachten. Man sollte herausfinden, an welchem Alter sich das Kind eventuell in Bezug auf eine bestimmte Fähigkeit orientiert und anschließend passende Gelegenheiten finden.

Diese könnten sein:

  • Sportvereine
  • Ferienlager
  • Pfadfinder und ähnliche Gruppen
  • Hort
  • Waldspielgruppen
  • städtische Bücherei und deren Angebote
  • Verabredungen zum gemeinsamen Spiel zu Hause

Natürlich sind auch jüngere und ältere Geschwister gut geeignet für altersgemischtes Spiel. Aber diese Möglichkeit gibt es eben nicht in jeder Familie.

Mit wem meine Tochter am liebsten spielt

Meine große Tochter kann sich beim Ringen zum Beispiel am besten mit Jungen und Mädchen, die gut 2 Jahre älter sind, messen. Wenn es um Rollenspiele geht, sucht sie sich hingegen Gleichaltrige und Jüngere und gibt das Setting, die Rollen und den Ablauf gern vor. In der Natur ist sie wie im oben genannten Beispiel am liebsten mit sehr viel älteren Kindern zusammen. Diese wissen schon mehr über die Tiere und Pflanzen und können sich auch körperlich besser in der Natur bewegen. Das spornt sie sehr stark an, diese Fähigkeiten auch zu erwerben.

Auch um meinen Kindern altersgemischtes Spielen zu ermöglichen, habe ich eine Waldspielgruppe in Jena gegründet. Bei Mütterimpulse kannst Du gut nachlesen, wie Du auch eine Waldspielgruppe gründen kannst. Hier treffen sich Kinder unterschiedlichen Alters und entdecken gemeinsam die Natur des Waldes. Ein idealer Ort für altersgemischtes Spiel.

Aber Achtung!

Zwei Einschränkunen zum altersgemischten Spielen habe ich noch:

Natürlich sollten ältere Kinder nicht zur Aufsichtsperson für das jüngere Kind gemacht werden. Diese sind eventuell mit dieser Aufgabe überfordert.

Kinder mit einem großen Altersabstand und demzufolge körperlicher Überlegenheit des einen sollten meiner Meinung nach besonders beaufsichtigt werden. Hier könnten zum Beispiel Grenzen überschritten werden. Ich spreche von körperlicher oder sexueller Gewalt unter Kindern. Auch dürfen ältere Kinder den Jüngeren keine Medien zeigen, die für sie noch nicht freigegeben sind. Eltern älterer Kinder sollten also unbedingt mit ihnen über ihre Verantwortung im Umgang mit jüngeren Kindern sprechen.

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Tags: journal

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Comments

    • Jamie
    • 28. April 2019
    Antworten

    Du hast es auf den Punkt gebracht! Genau aus dem Grund hab ich eine Waldgruppe in Erfurt ins Leben gerufen.

    Lg Jamie und vielleicht bis bald beim Stammtisch

    1. Antworten

      Liebe Jamie,
      Yeah, toll! Wann trefft ihr euch immer? Vielleicht klappt es ja mal und wir kommen euch besuchen!
      Liebe Grüße,
      Diana

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