Kind im Einkaufswagen transportieren? Lieber nicht!

Kind im Einkaufswagen

Wenn ich heute mit meinem Sohn (1) einkaufen gehe, dann setze ich ihn immer mit einem mulmigen Gefühl in den Einkaufswagen. Er ist ein vermeintlich sicherer Ort für das Kind, während die Eltern entspannt einkaufen können. Tatsächlich birgt der Einkaufswagen aber einige Gefahren für Kinder. Ich weiß, wovon ich spreche. Wir haben selbst erlebt, wie eines unserer Kinder aus dem Wagen stürzte.

Es ging alles so schnell!

An diesem Tag saß unsere 10 Monate alte Tochter im Einkaufswagen. Auch unsere 3-Jährige war mit dabei. Zu viert gingen wir also die Regale entlang, der Wagen füllte sich. Plötzlich kippte der Einkaufswagen um, unsere Tochter fiel aus etwa 1,20m Höhe mit dem Kopf voraus auf die Fliesen. Der Einkaufswagen begrub unsere ältere Tochter. Es ging alles so schnell!

Das Gefahrenpotenzial ist bekannt

Im Merkblatt Kinderunfälle (pdf), das zur U4 und U5 ausgegeben wird, werden explizit Unfälle mit Einkaufswagen erwähnt.

In einer Studie wurden 138 Unfälle mit einem Einkaufswagen untersucht, die von 1990 bis 1998 in der Kinderchirurgie Graz behandelt werden mussten. Davon waren 68 Prozent Stürze aus dem Wagen. Es kam am häufigsten zu Prellungen im Kopf- und Gesichtsbereich (46 Prozent), Gehirnerschütterungen (22 Prozent), Schädeldachbrüchen (7 Prozent) und Knochenbrüchen (4 Prozent).

Zum Glück keine schweren Verletzungen

Sofort hoben wir den schweren Einkaufswagen von unserer Tochter und das Baby vom Boden. Beide weinten und schrien. Die Kleine war voller Blut im Gesicht. Wir schauten, ob es offensichtliche, schwere Verletzungen gab, konnten jedoch nichts dergleichen erkennen. Da sich unser Baby aber nicht beruhigen ließ, brachen wir den Einkauf ab und liefen Richtung Ausgang.

Die Kindernotaufnahme war nur wenige Minuten mit dem Auto entfernt. Im Auto schlief sie vor Erschöpfung ein. Ich machte mir große Sorgen, dass sie aufgrund ihrer Verletzungen doch noch bewusstlos werden würde.

Der Arzt konnte uns zum Glück schnell die Angst nehmen. Nach einem Schluck Ibuprofensaft konnte ein Zahnarzt auch ihren Mund untersuchen. Ein frischgewachsener Schneidezahn wurde einige Millimeter zurück ins Zahnfleisch gedrückt. Sonst war sie unverletzt.

Niemand half

Der Unfall und das viele Blut hatten uns einen ordentlichen Schrecken versetzt. Richtig wütend hat mich aber gemacht, dass uns niemand Hilfe anbot. Keiner zückte ein Taschentuch als ich mit einem blutverschmierten, schreienden Kind auf dem Boden hockte.

Als wir beim Rausgehen einer Mitarbeiterin Bescheid gaben, dass der Wageninhalt aus offensichtlichen Gründen nicht mehr gekauft werden würde, rümpfte sie nur verärgert die Nase. Anteilnahme Fehlanzeige.

Was war eigentlich passiert?

Später werteten wir den Unfall aus und kamen zu der Erkenntnis, dass der Einkaufswagen kippte, als sich unsere ältere Tochter auf den Wagen stellen wollte. Die Wagenräder zeigten in diesem Moment alle zur Seite. Dann ist der Einkaufswagen sehr instabil und kann leicht umkippen. Obwohl ich den Einkaufswagen sogar festhielt, konnte ich den Unfall nicht verhindern.

Wie Du Unfälle mit Einkaufswagen verhindern kannst

  • Babytragen nutzen und Einkaufswagen gänzlich vermeiden.
  • Kinderfreundliche Einkaufswagen nutzen, z.B. mit Platz für die Babyschale oder die Varianten mit Lenkrad und Gurt
  • Die Kinder niemals (auch nicht kurz!) unbeaufsichtigt im Einkaufswagen sitzen lassen.
  • Eine Hand immer am Einkaufswagen bzw. in der Nähe des Kindes belassen.
  • Kinder, die zum Herausklettern neigen, herausnehmen und lieber tragen oder laufen lassen. Keine Experimente!
  • Kinder nicht am Einkaufswagen hängen lassen. Kippgefahr!
  • Nur den dafür vorgesehenen Sitz zum Transport von Kindern nutzen, nicht jedoch die Ladefläche des Einkaufswagen.
  • Einkaufswagen nicht in der Nähe von Regalen oder möglichen Kletterhilfen abstellen, so dass das Kind nicht in Versuchung kommt. Wieder Kipp- und Sturzgefahr!

Hast Du schon mal über die Risiken von Einkaufswagen nachgedacht? Ist Dir bereits Ähnliches widerfahren?

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Comments

    • Nathalie Nathalie
    • 20. Juni 2022
    Antworten

    Ich habe in einem Supermarkt gearbeitet, und habe viele Kinder fallen gesehen und genauso viele Eltern gewarnt, ein Mädchen ist mit dem Kopf auf den Boden geknallt, ich hab zu der Mutter gesagt, so wie das geknallt hat, würde ich unbedingt zur Notaufnahme fahren, 3 Tage später war die Mutter wieder da und hat sich bei mir bedankt, das Kind hatte eine Schädelbasis fraktur

    1. Antworten

      Schädelbruch. Ohje! Bei uns ging es glimpflich aus. Heute habe ich meinen kleinen Sohn (2) im Wagen transportiert. Ich muss wohl für immer an diesen Unfall denken, wenn ich ein Kind im Wagen hab. Geht nicht wieder raus…

    • Jacqueline
    • 19. Juni 2022
    Antworten

    Unsere Tochter ist mit ca. 1,5 Jahren mit dem Kindereinsatz im Einkaufswagen nach hinten gekippt, das Plastikgestell war offensichtlich veraltet und ist gebrochen. Zum Glück ist sie mit dem Kopf auf die Wickeltasche gefallen, die hinter ihr im Wagen lag. Ich bin zur Information gegangen und habe erzählt was passiert ist, meine Tochter war immer noch am schreien wie am Spieß. Die Mitarbeiterin sagte nur: Holen Sie sich einen neuen Wagen.

    1. Antworten

      Oh mein Gott. Empathie gleich null bei der Mitarbeiterin. Uns hat auch niemand geholfen. Das hat mich so schockiert. Ich würde immer sofort helfen!

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