Wie wäre es, wenn wir alle etwas mehr Zeit für die Familie und unsere Hobbies hätten? Dabei aber ähnlich viel verdienen und keine Nachteile bei der Karriereentwicklung hätten? Klingt nach einer perfekt vereinbarten Welt von Familie und Beruf? In diesem Zusammenhang ist die Familienarbeitszeit geprägt und nun auch das Familiengeld ins Gespräch gebracht worden.
Bei der Familienarbeitszeit werden nicht mehr nur die Arbeitsstunden eines einzelnen Arbeitnehmers betrachtet, sondern die Wochenarbeitszeit partnerschaftlich beider Elternteile. Die Grenzen zwischen Voll- und Teilzeit verblassen, da nicht mehr nur zwischen 20 und 40 Stunden variiert wird, sondern eher zwischen 40 und 80 Wochenarbeitsstunden. Die Definition von Teil- und Vollzeit ist an dieser Stelle nicht mehr so entscheidend. Was zählt, ist wie zwei Arbeitnehmer möglichst viel aus ihrer speziellen Arbeitssituation herausholen.
Den Begriff der Familienarbeitszeit hat die SPD in den letzten Jahren geprägt und möchte diese nun mit einem Familiengeld fördern.
Konkret fordert sie:
- Eltern jüngerer Kinder, die beide zwischen 26 und 36 Wochenstunden arbeiten, sollen ein Familiengeld in Höhe von 300 Euro monatlich erhalten. Je 150 Euro für die Mutter und für den Vater.
- Das Familiengeld sollen Väter und Mütter bis zu 24 Monate lang bekommen – für alle Kinder, die jünger als acht Jahre sind.
Bisher war die Doppel-Teilzeit unter dem im Juli 2015 eingeführten Modell der Partnerschaftsmonate bekannt. Was das ist und warum wir uns für dieses Modell entschieden haben, habe ich in diesem Artikel zu den Partnerschaftsmonaten beschrieben.
Auch wenn ich selbst davon profitiert und mich mit vielen anderen Eltern, die die Partnerschaftsmonate nahmen, unterhalten habe, gibt es einige Vor- und Nachteile des geplanten Familiengelds wie es die SPD fordert. Diese möchte ich in der Pro- und Contraliste aufführen und als Diskussionsgrundlage bereitstellen:
Pro Familiengeld
- Das Familiengeld kann es nur geben, wenn beide Eltern Teilzeit arbeiten. Daher werden auch mehr Männer ermutigt Stunden zu reduzieren, für die es heute noch ein Tabuthema ist.
- Das klassische Familienbild mit einem Vater, der Vollzeit und einer Mutter, die gar nicht oder Teilzeit arbeitet, wird durch modernere Bilder ergänzt.
- Der Betrag ist unabhängig davon, wie viele Wochenstunden gearbeitet werden.
- Das Familiengeld kann für jedes weitere Kind in Anspruch genommen werden.
Contra Familiengeld
- Das Familiengeld ist ein fester Betrag. Daher lohnt sich dieser Schritt für Gutverdiener weniger.
- Bei einer Wochenstundenanzahl von 26 bis 36 Stunden pro Elternteil ist eine Alleinbetreuung der Kinder zu Hause nicht möglich.
- Das Familiengeld soll für bis zu 24 Monate gezahlt werden. Sicherlich eine Verbesserung zu den 4 Monaten Partnerschaftsmonate, aber warum schon wieder diese künstliche Begrenzung? Wer nur ein Kind bekommt, ist hier im Nachteil, den die Betreuuung an sich bleibt die gleiche.
- Der Betrag von 150€ pro Elternteil ist viel zu niedrig angesetzt. Das durchschnittliche Nettogehalt betrug 2017 1.893€ pro Monat. (Quelle) Wer seine Arbeitszeit um fast 50% kürzt, hat mit massiven Gehaltseinbußen zu rechnen. Da sind 150€ ein Tropfen auf den heißen Stein. Da ist eine Gehaltsverhandlung mit dem Arbeitgeber aussichtsreicher und meist lohnender als sich für 150€ durch einen möglichen Antragsdschungel für ein Familiengeld zu forsten. Gerade für den oft besser verdienenden Mann ist das doch ein recht unattraktives Angebot.
- Der Betrag ist so niedrig, dass die meisten Eltern nur auf die 36 Stunden reduzieren werden, um das Familiengeld „noch mitzunehmen“, aber keine großen Gehaltseinbußen haben. Hier frage ich mich ernsthaft, was die politische Motivation des Familiengelds ist.
Meine Vorschläge für die Umsetzung des Familiengelds
- Höhe des Familiengelds prozentual am Bruttoeinkommen orientieren, um es auch für Gutverdiener attraktiv zu gestalten.
- Dabei sollte jedoch beiden Elternteilen der gleiche absolute Betrag zukommen, damit innerhalb der Familie nicht zugunsten eines Besserverdienenden entschieden wird.
- Das Familiengeld sollten nicht nur „Mutter und Vater“ bekommen. Es sollte explizit so formuliert werden, dass auch zwei Mütter und zwei Väter davon profitieren können.
- Das Familiengeld sollte steuerfrei sein und nicht auf die Steuerprogression angerechnet werden. Sonst führt dies zu nicht vorhersehbaren Steuernachzahlungen wie es heute schon beim Elterngeld (Plus) der Fall ist.
Was hältst Du von den Vorschlägen der SPD? Käme das Familiengeld für euch in Frage? Warum?
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