Vor der Geburt meines ersten Kindes dachte ich, dass Stillen keine besondere Vorbereitung braucht. Ich dachte, das kann jede Mutter. Momentan stille ich mein zweites Kind und sage, dass es eine Wissenschaft für sich ist. Und je informierter eine Mutter vorher ist, desto besser klappt auch der Stillstart.
Was Stillen mit Geburt zu tun hat
Die Geburt meines ersten Kindes wurde durch die Gabe von einer Menge Hormonen erst eingeleitet und dann beschleunigt. Dies führte sehr wahrscheinlich dazu, dass ich eine große Menge Blut verlor und vier Wochen lang zu kämpfen hatte, länger aufrecht zu stehen. Ich fühlte mich überhaupt nicht fit. Zwar legte ich mein Baby immer regelmäßig an, ich war aber meistens zu kraftlos, um auch zu überprüfen, ob sie auch nach 5 Minuten noch ordentlich trinkt. Im Krankenhaus fragte das Personal täglich, ob ich meine Tochter angelegt habe, was ich bejahte. Niemand hat mal nachgeschaut, wie und wie lange sie eigentlich trinkt.
Nach drei Tagen ging ihr Gewicht von 4090 Gramm um die üblichen 10 Prozent runter. Das war seitens des Personals Anlass genug eine Stillprobe einzufordern. Das bedeutet, dass das Kind vor und nach dem Stillen gewogen wird, damit die Stillmenge ermittelt werden kann. 20 Gramm. Das war ok. Den Milcheinschuss bekam ich erst am 5. Tag nach der Entbindung. Schon ab dem 3. Tag hatte ich wahnsinnige Schmerzen beim Stillen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.
Stillen hat meiner Meinung sehr viel mit der vorangegangenen Geburt zu tun! Eine sehr kräftezehrende Geburt mit eventuell hohem Blutverlust kann den Milchfluss behindern.
Mein Wochenbett
Zu Hause angekommen, fühlte ich mich sehr allein gelassen. Mein Mann musste am 6. Tag für die ganze Woche weg und so übernahm meine Mama. Obwohl sie mir super geholfen hat, wollte ich diese Hilflosigkeit nicht akzeptieren. Mein Kreislauf ließ kein Windelwechseln zu. Ich war schon froh, wenn ich von einem Raum zum nächsten kam.
Die Schmerzen beim Stillen wurden nicht besser und so stillte ich im Maximalabstand von 4 Stunden und heulte schon immer, wenn mein Baby wieder trinken wollte. Alles in mir verkrampfte. Ich probierte jede Stillposition, jedes Sälbchen. Meine Hebamme kam täglich und verfolgte mein Martyrium. Sie riet mir dazu, eine elektrische Milchpumpe auszuleihen, denn mittlerweile war eine Brust stark entzündet. Die Milchpumpe gibt es auf Rezept vom Frauenarzt in der Apotheke für 4 Wochen. Damit pumpte ich die entzündete Brust ab, die andere stillte ich unter Schmerzen weiter.
Irgendwann verließ mich die Kraft und ich hatte kaum noch Hoffnung, dass sich die entzündete Brust weiter verbessern würde. In Woche 5 hatte ich einen Termin in einem anderen Krankenhaus. Dort wollte man meine Brust mit einem Laser behandeln. Aber nur stationär. Dazu fühlte ich mich aber nicht in der Lage.
Das letzte, was ich wollte, war eine Wöchnerinnenstation weit weg von meiner Familie und Freunden, die mich unterstützten.
Da ich ablehnte, rieten mir die Hebammen und Schwestern einstimmig abzustillen. Meine Schwiegermama, die mich in das Krankenhaus gefahren hatte, sagte im Anschluss: „Das ist doch nicht so schlimm. Nicht zu stillen, hat auch Vorteile. So kannst Du Dein Baby früher abgeben.“ Da platze mir der Kragen. Ich bekomme doch kein Kind, um es so schnell wie möglich abzugeben. Erst recht nicht, sorry, als erstes an meine Schwiegermutter. #sorrynotsorry
In diesem Moment dachte ich mir: Jetzt erst Recht! Jetzt geh ich meinen Weg, koste es, was es wolle!
Und so fing ich an, nur noch mit der gesunden Brust zu stillen und die andere nur auszustreichen, so dass sie sich nicht staut. Es war anstrengend und ich war tagelang kurz vor einem Milchstau. Die Brüste waren so schwer und voll. Vor dem Stillen stand ich unter der warmen Dusche und hinterher unter der Kalten. Quarkwickel, Brust ausstreichen, kühlen und wärmen, daraus bestanden die folgenden Tage.
Meine Mühen zahlten sich aus
Innerhalb von einer Woche fing die entzündete Brust an zu heilen und nach 10 Tagen traute ich mich, meine Kleine für kurze Zeit anzulegen. Dann verlängerte ich die Stillmahlzeiten und nach einer weiteren Woche stillte ich sie mit beiden Brüsten voll. Vorher musste ich immer noch zufüttern, da die andere Brust leider meine weniger „Produktive“ war.
Fast 7 Wochen habe ich Tag und Nacht ums Stillen gekämpft.
Alle 4 Stunden war ich am Rande des Nervenzusammenbruchs und nicht nur einmal wollte ich alles hinschmeißen, war wütend und habe getobt. Ich fing an, diese negativen Gefühle auf mein Baby zu projizieren. Ich gab ihr die Schuld für mein Leid. Und im gleichen Moment hasste ich mich für diese Gedanken.
Später erfuhr ich von der Osteopathin, die wir in Woche 9 konsultierten, dass mein Baby eine Schulterblockade hatte und daher an der entzündeten Brust schlecht andocken konnte. Die schlechte Stillberatung im Krankenhaus und die Schulterblockade, ausgelöst durch die lange Phase von Presswehen und den großen Kopfumfang, führten wahrscheinlich zur Entzündung der Brust, die sehr schlecht abheilte, vermutlich auch aufgrund meines miserablen Allgemeinzustands nach der Geburt.
Anschließend an diese Zeit habe ich meine Tochter 10 Monate gestillt. Unsere Stillbeziehung war danach unkompliziert. Sie stillte sich von selbst ab, da sie ein so unglaublich guter Esser war und auch in dem Alter schon eine ordentliche Portion Selbstvertrauen hatte. Kuscheln an der Brust war nichts mehr für sie.
Und beim 2. Kind ist alles anders
Momentan stille ich mein zweites Kind schon über 16 Monate. Unser Stillstart war toll. Ich hatte von Beginn an ausreichend Milch und sie trank sehr gut. Ab dem 3. Lebenstag legte sie wieder an Gewicht zu und an manchen Tagen sogar über 100 Gramm. Hier kommst Du zum Geburtsbericht.
Die Schmerzen waren ähnlich. Es klingt etwas seltsam, aber: Die ersten 10 Tage musste ich mir immer in den ersten 30 Sekunden des Stillens irgendwo anders am Körper selbst wehtun, z.B. habe ich meinen Fuß gedrückt, damit mein Arm, in dem mein Baby lag, nicht verspannt oder ich zu sehr an ihr drücke.
Nach 2 Wochen waren die Schmerzen so, dass ich beim Stillen sprechen konnte und nach 4 Wochen habe ich schmerzfrei gestillt.
An Abstillen ist bei meiner zweiten Tochter nicht zu denken, da sie sich oft nicht für den Brei oder anderes Essen interessiert. Ich bin gespannt wie der Abstillprozess diesmal vonstatten geht. Nachts haben wir zumindest schon abgestillt. Wie wir das gemacht haben, zeige ich Dir hier.
Darüber wie lange Stillen eigentlich „ok“ ist, habe ich mir hier Gedanken gemacht.
Mein Stillfazit
Niemand hat mir je zuvor davon erzählt, wie schrecklich Stillen sein kann und, dass es eben nicht für jede Frau das einfachste und natürlichste der Welt ist. Als ich anderen Müttern von meinem Stilldesaster berichtete, kamen sehr oft ähnliche Berichte und das hat mich schon erstaunt. Es geht tatsächlich vielen Müttern so. Stillprobleme sind sehr weit verbreitet, aber kaum eine Mutter redet darüber…
Gern hätte ich dieses Wissen vorher gehabt.
Deswegen teile ich meine Erfahrung hier mit Dir und hoffe, dass Du einen besseren Stillstart und eine tolle Stillzeit mit Deinem Baby haben wirst.
Hier habe ich Dir 10 erstaunliche Fakten übers Stillen zusammengetragen.
Meine Empfehlungen für Still-Mamis
Multi-Mam Kompressen (bei wunden Brustwarzen)
Diese Stillkompressen waren mein absoluter Lebensretter und ich rate dringend jeder Mama, die stillen will, davon eine Packung im Haus zu haben. Damit haben sich meine Brustwarzen NIE wieder entzündet. Hätte ich davon nur in der 1. Stillzeit gewusst…
Theraline Stillkissen mit Mikroperlen
In der Schwangerschaft hat es schon gute Dienste geleistet. Ich habe es danach natürlich als Stillkissen verwendet. Momentan ist es der Gitterschutz im Babybett. So fällt nämlich der Schnuller nicht immer hinter das Bett und das Baby hat etwas zum Rankuscheln anstelle der harten Gitterstäbe. Außerdem ist es gut, wenn man mit dem Baby im großen Bett schläft, dann kann es als Rausfallschutz verwendet werden. Ein Multifunktion-Kissen sozusagen.
Lansinoh Handmilchpumpe
Falls Du hin und wieder Milch abpumpen möchtest, kann ich Dir diese Handpumpe empfehlen. Sie ist völlig unkompliziert und angenehm in der Verwendung.
Wie hast Du Deinen Stillstart erlebt? Hast Du Tipps für andere (werdende) Mütter?
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