In Deutschland gilt die Schulpflicht. Für mich ist sie erzwungene Bildung, quasi Schulzwang. Denn wer nicht in die Schule geht, wird dazu gezwungen. Ob und was jemand lernen will, hat derjenige auch nicht zu entscheiden. Er wird gezwungen zu lernen, er bildet sich nicht freiwillig. Er wird gebildet.
In der Beschäftigung mit der auch für uns bald sehr präsenten Schulpflicht habe ich jedoch so einige Bedenken. Und das sind:
1. Die Schulpflicht passt nicht zu unserem Wertesystem
Niemand wird gerne zu etwas gezwungen. Zwang ist in Deutschland verboten. Niemand darf etwa gezwungen werden, einen bestimmten Job zu machen oder jemanden zu heiraten. Unser Wertesystem sagt, dass jemand nur zu etwas gezwungen werden kann, wenn er gegen ein Gesetz verstoßen hat und dafür verurteilt wird. Es wird eine Strafe verhängt. Dies setzt aber ein aktives Zutun voraus, beispielsweise eine Tat wie das Stehlen oder Lügen unter Eid.
Unser Wertesystem sagt auch, dass niemand aufgrund seines Alters, seiner Herkunft oder Rasse anders behandelt und diskriminiert werden darf. Kinder hingegen werden aufgrund ihres Alters dennoch anders behandelt. Sie werden verpflichtet bzw. gezwungen eine Schule zu besuchen.
Diese Art des Zwangs und der Bevormundung würde aber nur Sinn ergeben, wenn es stichhaltige Beweise gäbe, dass Kinder in dieser Altersgruppe nicht in der Lage wären, sich selbst zu bilden und eigenverantwortlich zu handeln. Tatsächlich gibt keine Beweise dafür, dass alle Kinder eine Gefahr für sich darstellen oder unfähig sind sich selbst zu bilden.
2. Schule ist undemokratisch
Unser Staat, unsere Arbeitsweise und jeder Verein sind demokratisch.
So gibt es Arbeitnehmervertretungen und Parlamente. Überall dürfen Menschen, die einem System angehören, mitbestimmen.
Kinder und Jugendliche gehören zwangsläufig dem BildungsSYSTEM und dem System Schule an. Sie dürfen aber weder darüber bestimmen, was sie lernen oder wann sie lernen, noch wie sie lernen. Andere wie ihre Lehrer oder manchmal sogar unbeteiligte Dritte wie das Kultusministerium, entscheiden über ihre Köpfe hinweg. Mitbestimmung Fehlanzeige!
Schule ist also in der Regel undemokratisch und bereitet so rein gar nicht auf das spätere Erwachsenenleben vor.
3. Schule zerstört die Eigenverantwortlichkeit von Schülern
Unsere Gesellschaft nimmt mit dem Schulzwang an, dass Kinder unfähig sind verantwortlich zu handeln oder eigene Entscheidungen zu treffen. Irgendwann behaupten leider auch Kinder selbst und deren Eltern, dass sie dies nicht könnten. Es ist eine selbst erfüllende Prophezeiung. Damit zerstört Schule allerdings eigenverantwortliches Handeln und das Erlernen dessen.
Im Umkehrschluss wird Kindern und deren Eltern vermittelt, dass wenn Kinder in der Schule alles „ordentlich“ machen, würden die Kinder erfolgreich im Leben. Somit hören sie aber auf, tatsächlich Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Sie können die Verantwortung stattdessen auf die Schule abwälzen, die ihnen schon sagt, was es zu lernen gäbe oder worin man gut sein müsse.
4. Schule zerstört die intrinsische Motivation
Kinder lernen in den ersten Lebensjahren das Laufen, ihre Muttersprache, soziale Interaktionen, Grenzen und Gefahren allein durch das Spiel und den gemeinsamen Alltag.
Niemand muss ihnen einen Vortrag halten, wie etwas gemacht wird. Niemand muss ihnen in einem Buch zeigen, was Emotionen sind. Kinder lernen von ganz allein, 24 Stunden am Tag. Sie sind intrinsisch motiviert, brauchen also keine Anreize von außen.
In der Schule werden Kindern Dinge und Zusammenhänge erklärt, nach denen sie weder gefragt, noch zu dem sie in den allermeisten Fällen überhaupt einen Bezug haben. Sie werden gezwungen, etwas zu lernen. Dieser Zwang zerstört jegliche intrinsische Motivation.
5. Schüler bekommen Angst, werden zynisch und lernen zu betrügen.
In den meisten Schulen gibt es Bewertungen von Lernern durch Noten, Bestrafungen oder gezieltes Bloßstellen. Bewertungen sollen motivieren, führt aber oft zu Angst, Zynismus sowie Betrug und Mogelei.
Schüler verstehen schnell, dass es weniger ums Lernen von etwas geht, sondern darum, das System zu umgehen mit und ohne zu betrügen. Mittlerweile betrügen sogar die besten Schüler am meisten. Sie haben den größten Druck perfekt zu sein, um auf die besten Hochschulen zu kommen.
6. Mobbing und Egoismus werden gefördert
Mobbing und Narzismus unter Schülern haben massiv zugenommen. Das System Schule selbst trägt daran eine Mitschuld, denn Schule vermittelt Egoismus. So darf man anderen Schülern nicht zu viel helfen, ohne dabei selbst zum Betrüger zu werden.
Gegenmaßnahmen wie Antimobbingkurse funktionieren oft nicht, da die Grundstruktur von Schule erhalten bleibt. Einfach einen neuen Kurs anzubieten, in dem Wissen vermittelt wird, reicht hier nicht aus. Außerdem haben Opfer kaum Rechte, denn es gibt keine Gesetze gegen Mobbing in Schulen, keine Rechtsprechung oder Strafen.
7. Kreatives Denken ist unerwünscht
In Schulen ist Kreatives Denken und das Infragestellen unerwünscht. Mit diesem Verhalten sieht der Lehrer sich meist kritisiert und in seinem Fortschritt im Lehrplan behindert.
Schüler verstehen schnell, dass sie für eine gute Note nicht alles wissen müssen, sondern nur das, was der Lehrer hören will. Meist wird auch nur ein Lösungsweg vorgegeben, alle anderen sind nicht erwünscht oder werden sogar als falsch eingestuft.
8. Das Gießkannenprinzip erstickt Leidenschaft
Jeder, der mehr als Kind hat, weiß wie unterschiedlich selbst Geschwister sein können. Sie haben unterschiedliche Stärken, Interessen und Fähigkeiten. in Schulen bekommen jedoch alle das gleiche vermittelt. Dieses Gießkannenprinzip reduziert so Vielfalt. Es entstehen kaum leidenschaftliche und nachhaltige Fähigkeiten. Eigene Interessen werden in Schulen nicht gefördert. Und wer nicht richtig mitmacht, wird zum Störenfried degradiert oder bekommt eine Diagnose, z.B. ADHS)
Natürlich weiß ich, dass es mittlerweile auch ganz tolle Schulen gibt, in denen vieles anders gemacht oder zumindest versucht wird. Leider ist das nicht die Norm und ändert auch nichts an einigen meiner Punkte.
Auch weiß ich, dass viele nun denken, dass es doch keinen Sinn macht, das System zu hinterfragen und zu kritisieren, da wir eh nichts daran ändern können. Doch! Wenn wir andere Schulen, Schulformen oder Änderungen der Rahmenbedingungen fordern, gar nicht zur Schule gehen und freilernen lassen, dann wird das wahrgenommen. Von Lehrern, Schulleitern, Jugendamtsmitarbeitern, anderen Eltern und Leser*innen!
Was also tun?
Ich persönlich denke, dass viele dieser Punkte schon dadurch verschwinden würden, wenn wir die Schulpflicht abschaffen und stattdessen eine Bildungspflicht einführen würden wie in vielen europäischen Ländern (u.a. Schweiz, Österreich, Belgien, Frankreich, Dänemark) auch. Dies würde zu einem Wettbewerb der Schulen um Schüler führen und so der Qualität gut tun! Wenn Kinder Bildung aus Recht empfänden und gern und freiwillig in eine Schule gehen würden, wäre schon vielen Schülern mit Angst geholfen.
Außerdem sollte meiner Meinung das Schuljahr als auch der Schultag stark gekürzt werden, so dass sowohl täglich als auch am Stück mehr Zeit zum Spielen und Entdecken bleibt. Der Schulstoff sollte ebenfalls gekürzt werden. Oder warum werden alle Kinder mit Lippenblütlern und den Ottonen gequält? Mehr freies Spiel, mehr Bewegung sowie Kunst und Musik sollten auf dem Stundenplan stehen! Es sollte darum gehen Fähigkeiten zu erwerben statt Wissen, dass jeder einfach googlen kann.
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Wie ich mir die Zukunft meiner Kinder vorstelle
Free to Learn* von Peter Gray
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Wow. Ich finde das was du hier geschrieben hast toll. Ich bin 25 und mache eine Ausbildung und komme mit der Schnelligkeit nicht zurecht. Ich bin manchmal total verzweifelt, und fühle mich hilflos. Deshalb resigniere ich zum Teil und schiebe das Lernen auf, obwohl ich total gerne lerne! Dein Beitrag hilft mir mich selber und das Schulsystem besser zu verstehen.
Danke das du deine Gedanken teilst, trotz des Risiko viel Kritik zu bekommen.
Erschreckend, wie viel Polemik und Unwissenheit hier verbreitet wird. Klar, jeder hat ein Recht auf seine eigene Meinung und darf diese äußern. Ich finde es dennoch erschreckend, wie unser Schulsystem einfach so mit Füßen getreten wird. Nicht alles ist pauschal und per se schlecht, nicht alle anderen Schulsysteme sind supertoll. Ich erlebe täglich viele Schüler und Schülerinnen, die gern zur Schule kommen und gern lernen und vorankommen möchten und jährlich welche, die stolz ihren Abschluss in den Händen halten und womöglich noch eine zusätzliche Auszeichnung, weil sie in einem Fach besonders gut waren. Auch meine eigenen Kinder gehen grundsätzlich gern zur Schule, es beginnt nämlich schon bei der Einstellung der Eltern zum Thema Schule. In vielen Ländern haben Kinder (insb. Mädchen) nie die Möglichkeit, zur Schule zu gehen, weltweit haben über 250 Millionen Kinder nicht die Möglichkeit dazu und die Zahl steigt weiter! Wenn ich so etwas hier lese, macht mich das einfach nur traurig und wütend!
Danke für Deine Meinung zu diesem Thema.
Ich feier diesen Artikel auch wenn er schon älter ist, ich erlebe es gerade selber und auch in meiner Kindheit, das System versagt komplett, es entstehen Problem Kinder, die gar keine Probleme sind, sondern Kinder die sich nix mehr aufzwingen lassen wollen und es sollte jeden selber überlassen werden ob es in die Schule geht oder doch lieber von zu Hause aus lernt, viele Kinder lernen besser zu Hause und es gibt viele Kinder die in der Schule besser aufgehoben sind! Die Kinder sind nicht immer das Problem sondern das System was nicht zeitmäßig ist
Sehr geehrte Uschi, wenn Sie nochmals hierher kommen, lesen Sie bitte zum Schluss.
Das Problem bei der Sache, durch Zwang lernt man auch nicht viel. Klar kann bei einer Bildungspflicht zur Schule gehen, deshalb müssen alle Lehrer*innen nicht gleich ihren Job verlieren.
Und denken Sie mal an Ihre Schulzeit zurück: Haben Sie nicht mindestens etwas, dass Sie am Schulsystem kritisieren?
Um Gottes Willen, ich möchte Ihnen keine Meinung aufzwingen.
Aber denken Sie nicht, es ist etwas verantwortungslos, den Kindern ab den zarten Alter von 6 Jahren etwas aufzuzwingen, was sie nicht einmal wollen?
Deutschlandweit (ich übrigens auch vor meinem Realschulabschluss vor einem Jahr) brechen Kinder und Jugendliche vor Heulen zusammen, weil sie nicht zur Schule wollen. Dies hat diverse Gründe, u.a. Trennungsangst, Leistungsdruck oder auch Mobbing.
Mein kleiner achtjähriger Bruder wird in der Schule geschlagen, und jeder Lehrer sagt, jeder „Konflikt“ soll ausschließlich mit Reden gelöst werden. Die Mobber werden immer weiter machen, sie lernen nicht eher aus der Sache, bis der gemobbte zuschlägt.
Jetzt gehen Sie kurz in sich und überlegen Sie, wie Sie sich in so einer Situation fühlen würden.
Mein Bruder will nicht mehr zur Schule, er bleibt morgens im Bett, auch wenn man klar und deutlich sagt „Aufstehen!“. Er isst nicht oder kaum, auch nicht in der Schulpause.
Er kommt oft zu spät weil er sehr spät aufsteht und isst.
Natürlich kommt jetzt wieder folgender Spruch: „Der Psychiater wird das Problem lösen.“ Aber das kann er nicht. Selbst bei Depressionen kann er nicht helfen.
Aus die Maus.
Apropos Depressionen: mindestens 90% der Depressionen kommen von Schule und Druck.
Das soll normal sein? Never.
Und ein Kind muss sich ganze 9-12 Jahre aufs Berufsleben vorbereiten? Von 6 an? Selbst die Begriffe „Beruf“ und „Job“ machen mich schon paranoid, sorry.
Insgesamt ist das Schulsystem sehr ausbaufähig, ganz zu schweigen davon, dass man schon für Sport benotet wird. Das Kind, was jeden Tag in den Sportverein geht, hat jedes Mal ne 1+, während Kinder die ein paar Pfunde drauf haben, gleich eine 4 kriegen. Oder Kids, die sich bei Handstand und Co. lieber keinen Genickbruch holen möchten.
Also bitte denken Sie noch einmal darüber nach. Klar leisten die meisten Lehrer sehr tolle Arbeit.
Danke dass Sie bis hierhin gelesen haben und vielleicht könnten Sie mir antworten mit einer Liste von Ihren Argumenten, warum die Schulpflicht super oder ausbaufähig ist.
Mit herzlichen Gruß, Finja
P.S. Stellen Sie sich vor, ein 15 jähriger stirbt an Krebs oder einem Unfall. Wie viel Kindheit hatte er? Hat er nicht seine Zeit mit vorwiegend unnützem Lernen verbracht?
Wenn ich solche Artikel lese, werde ich richtig wütend, denn, denn das was täglich viele Lehrerinnen leisten, wird nicht gewürdigt! Ich stimme dir zu, dass einige unserer Unterrichtsinhalte veraltet sind und ich persönlich sie auch nicht mehr brauche, aber viele andere aber eben doch. Durch breit gefächerte Angebote können Interessen geweckt werden. Die Schulpflicht ist ein hart erkämpftes Recht auf Bildung, dass noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht für alle selbstverständlich war (und es noch immer genügend Länder gibt, in denen Kindern Bildung nicht ermöglicht wird)! Es gibt so viele Lehrerinnen die täglich ihr bestes geben, um alle Kinder zu fördern und zu unterstützen und das oft auch noch in ihrer Freizeit, aber solche Artikel zeigen deutlich auf, dass wir nach wie vor keine Lobby haben. Natürlich gibt es immer wieder Fälle, in denen es schlimm gelaufen ist, aber die gibt es in allen Bereichen des Lebens. Schau dir Schulen an, es wird sicherlich eine geben, in der du viele engagierte Lehrerinnen und begeisterte Schülerinnen findest!
Sehr geehrte Uschi, wenn Sie nochmals hierher kommen, lesen Sie bitte zum Schluss.
Das Problem bei der Sache, durch Zwang lernt man auch nicht viel. Klar kann bei einer Bildungspflicht zur Schule gehen, deshalb müssen alle Lehrer*innen nicht gleich ihren Job verlieren.
Und denken Sie mal an Ihre Schulzeit zurück: Haben Sie nicht mindestens etwas, dass Sie am Schulsystem kritisieren?
Um Gottes Willen, ich möchte Ihnen keine Meinung aufzwingen.
Aber denken Sie nicht, es ist etwas verantwortungslos, den Kindern ab den zarten Alter von 6 Jahren etwas aufzuzwingen, was sie nicht einmal wollen?
Deutschlandweit (ich übrigens auch vor meinem Realschulabschluss vor einem Jahr) brechen Kinder und Jugendliche vor Heulen zusammen, weil sie nicht zur Schule wollen. Dies hat diverse Gründe, u.a. Trennungsangst, Leistungsdruck oder auch Mobbing.
Mein kleiner achtjähriger Bruder wird in der Schule geschlagen, und jeder Lehrer sagt, jeder „Konflikt“ soll ausschließlich mit Reden gelöst werden. Die Mobber werden immer weiter machen, sie lernen nicht eher aus der Sache, bis der gemobbte zuschlägt.
Jetzt gehen Sie kurz in sich und überlegen Sie, wie Sie sich in so einer Situation fühlen würden.
Mein Bruder will nicht mehr zur Schule, er bleibt morgens im Bett, auch wenn man klar und deutlich sagt „Aufstehen!“. Er isst nicht oder kaum, auch nicht in der Schulpause.
Er kommt oft zu spät weil er sehr spät aufsteht und isst.
Natürlich kommt jetzt wieder folgender Spruch: „Der Psychiater wird das Problem lösen.“ Aber das kann er nicht. Selbst bei Depressionen kann er nicht helfen.
Aus die Maus.
Apropos Depressionen: mindestens 90% der Depressionen kommen von Schule und Druck.
Das soll normal sein? Never.
Und ein Kind muss sich ganze 9-12 Jahre aufs Berufsleben vorbereiten? Von 6 an? Selbst die Begriffe „Beruf“ und „Job“ machen mich schon paranoid, sorry.
Insgesamt ist das Schulsystem sehr ausbaufähig, ganz zu schweigen davon, dass man schon für Sport benotet wird. Das Kind, was jeden Tag in den Sportverein geht, hat jedes Mal ne 1+, während Kinder die ein paar Pfunde drauf haben, gleich eine 4 kriegen. Oder Kids, die sich bei Handstand und Co. lieber keinen Genickbruch holen möchten.
Also bitte denken Sie noch einmal darüber nach. Klar leisten die meisten Lehrer sehr tolle Arbeit.
Danke dass Sie bis hierhin gelesen haben und vielleicht könnten Sie mir antworten mit einer Liste von Ihren Argumenten, warum die Schulpflicht super oder ausbaufähig ist.
Mit herzlichen Gruß, Finja
P.S. Stellen Sie sich vor, ein 15 jähriger stirbt an Krebs oder einem Unfall. Wie viel Kindheit hatte er? Hat er nicht seine Zeit mit vorwiegend unnützem Lernen verbracht?
Als Diplom Sozialpädagogin kann ich nach 25 jähriger Tätigkeit nur mit tiefer Traurigkeit sagen, ich bin ständig mit dem erschreckenden Schulsystem beschäftigt. Eine Vielzahl von Kindern/ Jugendlichen die durch dieses System und viele Lehrkräfte (nicht alle) krank geworden sind, habe ich begleitet. In vielen Hospitationen in Schulen muss ich miterleben, wie Kinder erniedrigt, vorgeführt und demontiert werden. Diese Lehrkräfte denken tatsächlich, dass sie sich korrekt verhalten. Ich finde aus meiner ganz persönlichen Sicht, extrem narzistisch, wenn ich der Meinung bin, ich habe das Recht über eine Klasse zu entscheiden, was sie jetzt zu lernen haben. Die Bedeutung des Wortes Unterricht sagt ja schon alles aus. Eigentlich müsste ich dem Schulsystem dankbar sein, ich werde wohl kaum arbeitslos.
Danke für Deine reflektierten und offenen Worte. Der Artikel ist nicht mehr ganz neu, aber auch Jahre später und mit mittlerweile 2 Kindern im Schulsystem hat sich meine Ansicht nicht geändert. Wir sind zum Glück in der luxuriösen Situation außerschulische Aktiväten nutzen zu können. Wir brauchen keine besondere Unterstützung von Lehrkräften oder anderem Personal. Aber die die es brauchen, bekommen es leider auch nicht/ nicht benötigten Umfang.
Also mich haben die Schulen stark bis komplett zerstört. Es wurden nur Verbote
ausgesprochen aber kaum etwas über Rechte oder Möglichkeiten gelehrt. Für
mich ist die Konsequenz in Deutschland keine Kinder zu bekommen und so schnell
es geht auszuwandern. Deutschland und vorallem sein Schulsystem sind zu einem
Nessushemd geworden aus dem die Betroffenen nur geschädigt oder zerstört
rauskommen.
Ich stimme Ihnen vollkommen zu.
Eine schlechte Schulzeit prägt uns für das gesamte Leben und ich finde es ist wirklich notwendig, dass die “Opfer“ dieser Schulsysteme auch dann, wenn sie sich selbst durch die dort erlernte Abhängigkeit kein Leben aufbauen konnten irgentwie versuchen auf dieses Thema aufmerksam zu machen.
Der eigentliche Skandal ist aber, dass “Deutschland“ immer ein “sehr wohlhabendes Land“ ist, wenn Politiker irgentwelche politischen Fehler entschuldigen müssen (z.B Gorch Fock Renovierungskosten) aber sobald gefordert wird, die Schulen b.z.w das Bildungssystem umzubauen plötzlich ganz schnell “so arm wie eine Kirchenmaus“ wird. Der Schulzwang ist wirklich ein Problem. Ich hätte lieber ein “Recht auf Schule“. Unsere Schulen haben unglaublich viele Menschen ausgebildet, die ihr Genie nur noch dazu nutzen um andere über den Tisch zu ziehen. Das mag sich für die Einzelnen zwar dann richtig anfühlen, da diese einen hohen Lebenstandard erhalten und dieser Erfolg dann ja auch irgentwo für sich spricht aber als Kollektiv laufen wir damit total in die falsche Richtung.
Ich habe diesem Schulsystem schon als Grundschüler intuitiv misstraut und heute ist mir klar, dass viele Missstände gewollt sind; Bildungsdiskriminierung, Formen einer Klassengesellschaft wo die Einen priviligiert sind und ihr ganzes Leben lang im Beruf weiter ihren Interessen und ihrem Entdeckerinstikt folgen dürfen, wärend Andere eine “Ausbildung“ machen müssen obwohl sie gerne in die Akademie gegangen wären mit der es dann auch oft “aus mit der Bildung“ ist und ihr restliches “Leben“ mit geistiger Routinearbeit verbringen müssen.
Mich hat das Schulsystem nachhaltig demoralisiert und obwohl es unglaublich viele Bildungsalternativen (Büchereien, Vorlesungen ,“Jobcenter Maßnahmen“) gibt, habe ich garkeine Lust mehr darauf.
Es gibt nicht nur “lernbehinderte Kinder“ es gibt auch “lehrbehinderte Lehrkräfte“ die überhaupt nich in der Lage sind, den Kinder eine gewisse “Zuversicht“ und “Gelassenheit“ zu vermitteln. “Du störst den Unterricht!“ das ist so ein Satz, an denen sie schnell erkennen das unser Schulsystem garnicht Kindgerecht gestalltet ist. Warum stören die Kinder wohl?
Brauch ich wirklich ein Abitur, wenn ich mein Geld mit Videos auf “sozialen Netzwerken“ verdiene in denen ich in Nutella bade? Oder mir ein Logo von einer Firma auf den Popo kleben und abfotografieren lasse?
Wo sie ganz schnell erkennen können das es bei unserem Schulsystem um Diskriminierung geht und nicht darum, die Menschen möglichst gut zu bilden sehen sie z.B daran, dass sie ein Abitur nicht nachholen können wenn sie bereits eins haben. Also im Sinne einer “Korrektur“. Wenn sie z.B ein “2er-Abi“ haben aber eigentlich ein “1ser-Abi“ für ihren Beruf/Studium brauchen. Sie müssen dann für den Rest ihres Lebens mit dem “2er-Abi“ rumlaufen. Deshalb empfehle ich immer nach der mittleren Reife die Schule abzubrechen und sich dann intesiv auf das Abitur vorzubereiten. Die Lernmethoden haben sich in den letzten Jahren auch stark verbessert, so dass es viel einfacher ist ein “1er-Abi“ zu machen. Allerdings ist die Schulbildung wertlos. Spätestens wenn Alle ein “1er-Abi“ haben ist die Schulbildung nähmlich nicht mehr entscheident für den Lebenslauf. Wirklich entscheident für Menschen und ein gelungenes Leben sind “die richtigen Beziehungen“.
Ich finde es wirklich wichtig, dass wir uns um Schulschwänzer und Schulschwänzerinnen kümmern. Nicht weil Schulbildung so wichtig wäre (die können sie ja nachholen) sondern weil die Schulen ein Knotenpunkt für Beziehungsknüpfungen sind und der Ausschluss wirklich die Entwicklung der Kinder schädigen kann.
Mobbing ist auch ein wirklich wichtiges Thema (Auch Lehrkräfte können Bullys sein). Wir haben genug Wissenschaftler die schon lange Reformen fordern aber wir müssen offensichtlich auf die Straße gehen damit die Politik mal was durchsetzt. Alternativ könnten wir auch das Waffenrecht lockern, dann regeln die Kinder das Mobbingproblem selbst. Aber zielführend ist das nicht.
Du hast verdammt recht 🤣
Ist aber auch iwie traurig
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Vielen Dank für deine anregenden Gedanken. Wir haben uns bei unserem Sohn für die Montessori-Schule entschieden. Für uns war das ein guter Kompromiss.
In vielen Punkten gebe ich dir recht. Vieles an unserem Schulsystem müsste grundlegend verbessert werden. Als erstes würde ich persönlich das Fach Religion abschaffen. Meiner Meinung nach gehört der Glaube nicht in die Schule und sollte Privatsache sein. Dafür müssten die Kinder viel mehr über Werte, Umweltschutz, grundlegende Kenntnisse des täglichen Lebens lernen und natürlich muss für die persönlichen Fähigkeiten und Talente mehr Raum geschaffen werden.
P.S.: Ich wurde in meiner Schulzeit übrigens nie mit Lippenblütlern und Ottonen gequält. Was bitte ist das?
LG Anke
Du hast so recht. Auch ich ärgere mich besonders über den Stoff den die Kinder in der Schule lernen müssen. Dinge die ich einfach so unnötig finde. Und dafür müssen referate vorbereitet und gehalten werden. Und dann? Braucht das Kind das gelernte, was ihm aufgezwungen wurde, nie wieder. Als Kind kind sein ist nur noch schwer denn nach 6 stunden schule sitzt man manchmal nochmal 1,5 bis 2 stunden an den Hausaufgaben, denn nicht jedem kind geht alles mega leicht von der hand. schule sollte spaß machen und den kindern noch genug zeit geben um kind zu sein.
Ich habe seit einem halben Jahr ein Schulkind. Meinem Sohn tut die Struktur gerade sehr gut. Er würde sich wahrscheinlich in einem offeneren Konzept schwer tun. Dennoch sind für mich viele Regeln und Vorgaben total veraltet. Es müsste meiner Meinung nach viel mehr alternative Konzepte, damit jedes Kind so lernen kann, wie es seinen Wesen entspricht.