Glücksgefühle auch als Fläschchen-Mama

pre-nahrung

* Gastartikel von Denise


Meine Kinder – meine Entscheidung

Ich bin Mama von drei Jungs, nun 2, 5 und 8 Jahre alt, und ich habe sie nie gestillt, sondern ausschließlich Fläschchen gegeben.

Nicht, weil es nicht geklappt hätte, sondern, weil ich es nicht wollte. Für mich war immer schon klar, dass ich Kinder haben möchte, aber Stillen kam für mich nie in Frage. Vermutlich spielen da auch Teile meiner Biografie mit rein. Ich bin Typ 1 Diabetikerin und mir widerstrebt Stillen. Und um eins klar zu stellen, ich bin nicht „gegen Stillen“, sondern ICH möchte nicht stillen. Schon beim Gedanken daran möchte ich meine Arme vor der Brust verschränken, ein völlig irrationales, aber starkes Gefühl.

Alle wurden informiert

Mit meiner ersten Hebamme habe ich klar darüber gesprochen, dass das Thema nicht zur Debatte steht. Wir haben kurz geklärt, dass ich nicht wegen irgendwelcher Ammenmärchen von hängenden Brüsten oder möglichem Kaffeeentzug nicht Stillen möchte. Ich war mir auch über die „Arbeit“ (Wasser abkochen, Milchflasche anrühren, Fläschchen spülen, immer alles mitnehmen) und die Kosten im Klaren. Und die statistischen Vorzüge des Stillens für das Baby, die Rückbildung sind mir ebenfalls bewusst. Allerdings habe ich zu Statistiken meine eigene Meinung, ich habe viel zum Thema gelesen.

Im Krankenhaus habe ich ebenfalls direkt abgesprochen, dass ich nicht Stillen werde und auch kein Kolostrum geben, sondern die Abstilltablette nehmen möchte. Im Internet gab es viele Horrorgeschichten über die potentiellen Nebenwirkungen, daher war mir auch dies klar. Es wurde allerdings zum Running Gag beim Großen, dass die Kinderkrankenschwester mich immer zur Stillgruppe abholen wollte.

Was meine erste Geburt damit zu tun hat

Die Geburt des Großen war sehr unschön: sie endete in einer sekundären Sectio. Wegen der diversen Medikamente und der zwei Nächte ohne Schlaf, war ich völlig fertig und konnte mich nicht um meinen Sohn kümmern. Ich hatte Schüttelfrost und sah verschwommene Doppelbilder. Daher hatte er das Bonding Haut an Haut mit dem Papa. Der Papa gab auch die ersten Fläschchen mit Milch. Ich war erst am nächsten Morgen in der Lage, mich mit meinem Baby wirklich zu beschäftigen. In dem Fall hieß das Kuscheln. Mehr konnte ich nicht. Die beiden Kleinen hingegen hatten ihr Bonding mit mir. Bis wir nach Hause gingen, war das Fläschchen geben gut eingespielt.

 

Eine gute Stillbeziehung mag schön sein, aber eben nicht für mich

Es wird viel darüber gesprochen, dass stillen wichtig für die Bindung ist. Eine gute Stillbeziehung ist sicher eine tolle Bindung und schön für Mama und Baby. Da mir das Stillen aber aus tiefster Seele widerstrebt, bin ich davon überzeugt, dass es in meinem Fall die absolut gegenteilige Wirkung gehabt hätte. Wenn ich nur gestresst wäre und mich absolut unwohl fühlen würde, wie soll ich dann eine Bindung aufbauen?

Dazu muss ich aber einschränken: wir leben in Deutschland mit sauberstem Wasser und sicherer Milchnahrung. In einem Drittweltland oder unter anderen Bedingungen hätte ich diese Wahlmöglichkeit, auf meine Bedürfnisse zu schauen, nicht gehabt, weil ich mein Baby über alles liebe und „das Beste“ für mein Kind und mich wollte. Wenn ich keine sichere Alternative für Muttermilch gehabt hätte, die eben nicht schädlich ist (wenn auch Pre-Milch nicht alle Bestandteile der Muttermilch hat), hätte ich sein Wohl über meins gestellt und versucht zu Stillen.

Man kann nicht alle Stressfaktoren beseitigen. Das Leben wirft einem manchmal Steine in den Weg, aber man kann für sich unnötige Stressbringer minimieren. Stimmungen übertragen sich aufs Baby und eine (unnötig) gestresste Mama ist sicher nicht gut fürs Baby.

Mit den Konsequenzen einer Fläschchen-Mama leben

Da nicht zu stillen mein und unser Wunsch war, machten uns die Mehrarbeit und die Kosten nichts aus. Natürlich ist es viel unkomplizierter als Stillmama raus zu gehen. Ich hatte damals Thermoskanne mit vortemperiertem Wasser, Milchflaschen und Milchpulver dabei und musste einschätzen, wie lange ich unterwegs bin. Eine Stillmama nimmt nur ihr Baby mit.

Wir hatten das Glück, dass der Große wie auch seine kleinen Brüder schnell unsere Schlafzeit ebenfalls durchschlief, so dass nächtliches Flasche zubereiten nur jeweils einige Wochen dauerte. Eine stillende Mama bleibt liegen, wir mussten aufstehen. Beim Mittleren waren wir geübter und ich hatte immer eine fertige Pre-Nahrung (vom Hersteller fertig zubereitet) im Flaschenwärmer neben dem Bett. Man findet seine Routine.

Nicht zu stillen bedeutet nicht automatisch weniger Nähe

Mir wurde oft gesagt, ich sei „der Typ, der stillt“. Ich habe alle Kinder viel und gern getragen, wir hatten immer ein Beistellbett (haben es immer noch, der Kleinste ist 2) bzw. haben Familienbett praktiziert. Es gab immer Milch nach Bedarf und nicht nach Plan und hier wird sehr viel gekuschelt. Flasche geben ist auch Kuschelzeit. Bei uns gibts die Milchflasche auf dem Sofa im Arm oder anfangs auch im Familienbett. Hautkontakt gibt es dabei auch (übrigens auch ein Tipp vieler Hebammen, man darf auch nackt die Pre-Milch geben) und sowieso viel Nähe.

Beim Stillen werden nachweislich Hormone ausgeschüttet, die Mama und Baby zugute kommen. Ich habe ein seliges Gefühl, wenn ich mein Baby in meinem Arm spüre und es anschaue. Mein Körper schüttet auch Glücksgefühle aus. Der Unterschied bei uns ist auch, dass ich keine exklusive Rolle habe. Zumindest in der Hinsicht ist eine stillende Mama fürs Baby unersetzbar, wenn nicht abgepumpt wird. Bei uns kann der Papa die volle Versorgung übernehmen und ist gleichwertig. Ich halte mich aber dennoch für unersetzlich und wichtig für meine Babys. Besonders beim Kleinsten fiel stark auf, dass er sich an mir am besten beruhigte und meine Nähe suchte.

 

Die aktive Entscheidung gegen das Stillen macht vieles leichter

Anders als die Mamas, deren sehnlichster Wunsch das Stillen war, und die aus gesundheitlichen Gründen oder fehlender Unterstützung nicht Stillen konnten, war es aber meine eigene Entscheidung. Dies macht vieles leichter. Es fehlen die Selbstvorwürfe und der Frust. Mir ging es super und ich war entspannt und im Reinen mit mir selbst. Das macht viel aus in der Situation. Daher macht es mich auch traurig, dass vielen Mamas ihr Wunsch zu Stillen aufgrund fehlender Unterstützung verwehrt wird und rate allen, die Stillen möchten und nicht auf eigenen Wunsch Pre-Nahrung geben, sich an die La Leche Liga oder eine andere Stillberaterin zu wenden.

Anfeindungen und negative Kommentare

Ich kann mit Anfeindungen umgehen, weil es eben eine bewusste Entscheidung war. Aber nicht jede Mama hatte die Wahl und manche Kommentare sind so daneben, dass es mich wenig wundert, dass Mamas, die nicht Stillen wollten, behaupten, es habe nicht geklappt. Ich weiß, dass ich meine Kinder liebe und dass es uns allen gut geht und ich halte mich nicht für die „perfekte Mama“, aber sehr wohl für eine gute Mama.

Man kann die eigene Situation immer nur ganz subjektiv bewerten, ich halte meine Kinder für glücklich und innig geliebt und weiß, dass sie sich wohl und geborgen fühlen. Jedenfalls vermitteln sie uns dies und ihrer Umwelt.

 

Kein Plädoyer fürs Fläschchen geben

Dies ist übrigens kein Plädoyer fürs Fläschchen geben! In den allermeisten Fällen ist Stillen „das Beste“. Wenn Ihr unsicher seid, probiert es aus. Aber es ist eben nicht für jede Familie in Abwägung aller Faktoren die perfekte Lösung. Trotzdem, Muttermilch habt Ihr immer sauber und warm dabei. Wer die Flasche gibt, hat deutlich mehr Logistik plus Kosten. Dessen sollte man sich bewusst sein.

Im Endeffekt wollen wir doch alle das Beste für unsere Familie und es wäre schön, wenn wir uns gegenseitig auf unseren unterschiedlichen Wegen akzeptieren und unterstützen würden.

 

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Über Denise

Denise ist 38 und Mama von drei Jungs. Sie bloggt über ihren Alltag, Kinderprodukte und das tägliche Chaos in einem bunten Leben.

Hier kommst Du zu ihrem Blog: bloggermumofthreeboys.com

 

Meine Empfehlungen für Still-Mamis

Multi-Mam Kompressen (bei wunden Brustwarzen)

Diese Stillkompressen waren mein absoluter Lebensretter und ich rate dringend jeder Mama, die stillen will, davon eine Packung im Haus zu haben. Damit haben sich meine Brustwarzen NIE wieder entzündet. Hätte ich davon nur in der 1. Stillzeit gewusst…

 

Theraline Stillkissen mit Mikroperlen

In der Schwangerschaft hat es schon gute Dienste geleistet. Ich habe es danach natürlich als Stillkissen verwendet. Momentan ist es der Gitterschutz im Babybett. So fällt nämlich der Schnuller nicht immer hinter das Bett und das Baby hat etwas zum Rankuscheln anstelle der harten Gitterstäbe. Außerdem ist es gut, wenn man mit dem Baby im großen Bett schläft, dann kann es als Rausfallschutz verwendet werden. Ein Multifunktion-Kissen sozusagen.

 


Lansinoh Handmilchpumpe
Falls Du hin und wieder Milch abpumpen möchtest, kann ich Dir diese Handpumpe empfehlen. Sie ist völlig unkompliziert und angenehm in der Verwendung.

 

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Tags: gast, journal

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Comments

    • Klara
    • 3. Dezember 2019
    Antworten

    Ein toller Text, den ich absolut so unterschreiben kann, ging mir ganz genauso.
    Aber auch du bist viel zu oft dabei dich zu rechtfertigen und schnell noch einen Beisatz einzuführen, um zum Beispiel klar zustellen, dass man wirklich, WIRKLICH nicht GEGEN das Stillen ist oder natürlich nur die allerbeste Milchnahrung verwendet, gaaaanz frisch angerührt in der absolut perfekten Temperatur! Ich finde es furchtbar, dass Fläschchen-Mamas trotz starkem Selbstbewusstseins und obwohl sie zu ihrer Entscheidung felsenfest stehen, immer das Gefühl haben, sich rechtfertigen zu müssen. Geht mir leider auch so.
    Es stört mich vor allem, wenn ich im Hinterkopf habe, dass an Kinderwägen auch kein Hinweis steht wie „Tragen ist das Beste für ihr Kind“. Es ist ganz normal sein Kind so zu transportieren. Keiner würde dafür einen Artikel schreiben, geschweige denn sich dafür rechtfertigen. Es wird auch nicht automatisch angenommen, dass man das Kind ständig in der Trage herumschleppt. Und dabei finde ich tragen für das Kind fast noch wichtiger als Stillen und es kann wirklich so gut wie Jeder (wenn nicht die Mutter, dann zum Beispiel der Vater).
    Das Thema macht mich echt fuchsig! 🙁

    • Julie
    • 19. Oktober 2019
    Antworten

    Vielen Dank für den guten Beitrag. Ich habe NICHT gestillt, weil ich Berührungen meiner Brust nicht ertragen kann. Die Vorstellung von Saugen ist für mich furchtbar, denn das verursacht mir ziehende Schmerzen bis hoch in die Zähne. Ich musste mich gegen die Hebamme durchsetzen, um das gewünschte Medikament zu bekommen. Ich erzählte ihr dazu die Wahrheit. Sie reagierte unverständlich, empört, nahm das Baby und brachte es weg. Die nächste Reaktion war die einer Ärztin während der Visite „Für mich sind sie eine Rabenmutter.“, die offensichtlich mit der Hebamme gesprochen hatte. Ich bat meine Bettnachbarin diese Aussage zu bezeugen und wollte mich über die Ärztin bei KV beschweren. Ich tat es dann doch nicht, weil es nur der Anfang vieler Anfeindungen war. Ich ging dazu über zu sagen, ich müsste Medikamente nehmen und dürfte nicht stillen. Dann ließ man mich in Ruhe. Ich wünsche allen Frauen, die sich gegen das Stillen entscheiden die Kraft, mit bösen Bemerkungen klar zu kommen. Es ist besser, wenn ihr wisst, dass das passieren kann und euch überlegt, wie ihr darauf reagieren könnt, ohne euch seelisch zu schaden.

    • Hasenmutti
    • 4. Oktober 2018
    Antworten

    Hurra, endlich mal ein Text, der die durchaus positiven Aspekte des Flasche gebens hervorhebt und wo nicht in den Kommentaren gesteinigt wird.
    Eines möchte ich noch dringlich hinzufügen und das ist ein wirklich wichtiger Punkt, der gerne von allen Stillbefürwortern und Hebammen verschwiegen wird, häufig aufgrund von nicht Wissen.
    Die Allergieprophylaxe!!!
    Bei einigen werden jetzt Fragezeichen aufgehen, ist doch das Stillen das Beste für das Immunsystem des Kindes. Und somit minimiert man doch die Allergie Gefahr, sollte man meinen… mitnichten.
    Unser erstes Kind habe ich gestillt, z. T. gepumpt und gestillt, weil es die eine Brust nicht so sehr mochte wie die Andere. Schön war diese Zeit nicht, aber ich wollte „das Beste“ für mein Kind. Sie hatte relativ schnell neurodermitische Schübe, der ganze Körper wund und blutig/nässend. Unser Kinderarzt war so toll, dass er uns gleich in eine Fachklinik überwies, weil es ihm wichtig war, die Ursachen zu erforschen. In der Klinik kamen dann diverse Nahrungsmittelallergien zum Vorschein – Kuhmilch, Hühnerei, Soja und Erdnuss… Kind 1 wurde 3 Jahre absolut Allergenkarent ernährt, bis zum 6. Lebensjahr wurden die Lebensmittel nach Plan eingeführt . Es hatte Glück. „Nur“ die Erdnuss Allergie ist geblieben. Wie kann das sein? Bei einem noch so kleinem Kind (bei der Diagnose war es 4 Monate) Weil eben die Allergene über die Muttermilch ans Kind abgegeben werden. Als ich mit Kind 2 schwanger war, fragte ich unseren Allergologen, wie das mit dem Stillen sei. Er sagte ganz klar, er könne mir nicht davon abraten, aber für die Allergieprophylaxe wäre es eindeutig besser NICHT zu stillen, da Kind 1 schon so viele Allergien habe.
    Wir haben uns gegen das Stillen entschieden und ich habe sorgfältig die HA Nahrung ausgesucht. Ich kannte damals sämtliche Inhaltsstoffe aller Säuglingsnahrungen, habe Stunden am Telefon zugebracht um zu erfahren, was sich hinter z.B. der Bezeichnung „pflanzliche Öle“ versteckt und hatte meine HA Nahrung zur Sicherheit in der KH Tasche. Kind 2 hat übrigens keinerlei Allergien. Ich kenne einige solcher Fälle, wo gerade das Stillen die Kinder zu früh mit den Allergenen in Kontakt gebracht hat. Nicht allen Kindern geht es so gut, wie Kind 1. Wenn ich lese wie sehr das Stillen gehypt wird, ärgere ich mich immer extrem. Die Bindung ist keine andere, das kann ich mit Sicherheit sagen, die Vorteile überwiegen für mich auch nicht (stilleinlagen, durchnässte Oberteile, schmerzende Brüste… naja, die Liste ginge noch länger) Es gibt nie nur schwarz und weiß, Stillen ist nicht immer das Beste und Flasche nur die zweite Wahl.
    Das Leben ist bunt!

  1. Danke für deinen Beitrag, ich habe mich selber auch gegen das Stillen entschieden. Und ich kann nicht sagen, dass es meinen Kindern oder mir geschadet hat. Beim ersten hatte ich es zwar noch versucht aber Glücksgefühle hatte ich dabei eigentlich nicht. Mit der Flasche konnte ich die Zeit mit meiner Tochter dann viel besser genießen und es war für mich alles viel stressfreier. Und ich finde man sollte niemanden von oben herab anschauen nur weil er seinem Baby das Fläschchen gibt.

    • Julia
    • 30. November 2017
    Antworten

    Klasse Beitrag!

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