Ein Kind verändert alles, sagt man. Damit meint man für gewöhnlich das erste Kind. Und das Zweite? Wie ist es da?
Als werdende Zweifach-Mama habe ich mir nicht viele Gedanken darüber gemacht. Ich war genug mit unserer 2-Jährigen, und den Problemen durch die Schwangerschaft beschäftigt. Allerdings hatte ich schon gelesen, dass man zum Beispiel bei der ersten Begegnung der beiden, das Baby nicht auf dem Arm haben sollte, damit es für das große Kind als neutral gilt. Gut, das wollte ich beachten. Ansonsten habe ich mich nur gefragt, ob ich mein zweites Baby wieder so abgöttisch lieben kann oder ob sich beide Kinder nun meine Liebe teilen müssen?
Purer Stress
Und nun, über 8 Monate später muss ich resümieren. Es ist doch sehr viel komplexer! Ja, ich kann mein zweites Baby genauso lieben wie mein erstes. Und ja, auch das Zweite veränderte noch einmal alles! Nicht nur in den Abläufen wurde für mich alles komplizierter, sondern vor allem das Stresslevel. Wenn Baby weint, muss das Kleinkind abwarten. Wenn Baby Hunger hat, muss das Kleinkind abwarten. Aber ob es das auch tut, steht auf einem anderen Blatt. Der Stress stieg, da ich im Moment des Stillens so schlecht Konsequenzen ziehen konnte. Das hat mich fast in den Wahnsinn getrieben.
Zwiebelchen hat sich sehr auf ihr Geschwisterchen gefreut und konnte es kaum abwarten. Sie ist stets neugierig und möchte helfen: beim Füttern, wiegen oder Kinderwagen schieben. Andererseits hat sie auch hin und wieder die Grenzen ausgetestet, ein Seitenhieb gegen Löckchen hier und da. Anfangs wollte ich mich nur mit der Kleinen beschäftigen und das möglichst ohne Kleinkind daneben. Irgendwann habe ich aber den Absprung verpasst, um auch die Große wieder voll zu integrieren. Das führte dazu, dass sie sehr eindeutige Zeichen gesendet hat. Kurz nach der Geburt ging wieder viel in die Hose. Das sei normal, sagten alle. Nach 5 Monaten ging es aber wieder los. Und diesmal noch viel schlimmer. Außerdem war sie im Kindergarten aggressiv und das traf Unschuldige, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Die Warnsignale habe ich wahrgenommen und eines Tages viel es mir wie Schuppen von den Augen: ES IST MEINE SCHULD! Sie sehnt sich nach ihrer Mama und durch diese negativen Erlebnisse bekam sie diese auch. Aber so wollte das natürlich keiner von uns.
Die Kehrtwende
Sofort fingen wir an, unseren gesamten Alltag umzukrempeln. Ich hab sie so oft es ging ALLEIN vom Kindergarten abgeholt. Wir sind dann nur ZU ZWEIT auf den Spielplatz gegangen oder länger geblieben, wenn Löckchen schon nach Hause musste. ICH habe sie ins Bett gebracht. IN DEM MOMENT, in dem sie mir etwas erzählen oder zeigen wollte, habe ich Löckchen abgelegt und bin zu ihr. Nicht 10 Minuten später, wenn es mir gepasst hat. Diese neue Aufmerksamkeit hat ALLES verändert. Zum Positiven! Mehr wollte sie nicht. Zwiebelchen wollte nur mehr von Mama. Damals so versagt zu haben, nagt immer noch an mir, aber ich bin realistisch, es wird wahrscheinlich wieder passieren…
Für mich gibt es abschließend keine konkreten Tipps zum Umgang mit dem neuen Geschwisterchen. Hör‘ einfach auf dein Gefühl und sei für die Signale in deinem Umfeld offen. Dann wird sich alles gut einspielen. Auch bei Nr. 3 und Nr. 4. 😉
Wie war es bei Dir als ein weiteres Kind in eure Familie kam? Hattest Du ähnliche Startschwierigkeiten oder Tipps? Schreib‘ sie doch einfach hier unten in die Kommentare. Ich freue mich über jede Rückmeldung!
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Bei meiner Großen war es ähnlich kompliziert und doch ganz anders. Es fing damit an, dass das heiß ersehnte Brüderchen per Kaiserschnitt zur Welt kam, und plötzlich alle zu ihr sagten „Die Mama hat ein Aua, sei vorsichtig!“ Ich sehnte mich schon während ich mit dem Kleinen in den Wehen lag danach, meine Große in den Arm zu nehmen, doch als sie zu mir ins Krankenhaus kam, wurde sie durch diesen Satz so verunsichert, dass sie sich lange nicht an mich herangetraut hat. Ich glaube, wir haben fast sechs Wochen gebraucht – da war ich schon lange wieder fit! – bis wir zu unserer gewohnten Innigkeit zurückgefunden hatten. Für mich war das eine sehr schmerzhafte, sehnsuchtsvolle Angelegenheit. Ich wünsche mir heute, wir hätten dieses erste Aufeinandertreffen zu dritt gehabt: Nur Mama, Sumsibu und Knubbelchen.
Auf der anderen Seite musste ich sie auch oft bremsen, wenn sie ihrem Brüderchen all zu deutlich ihre Zuneigung beweisen wollte. Sumsibu lebt alles intensiv, und genau so intensiv knuddelt und busselt und herzt sie auch. Das wurde dem Knubbel schnell zu viel. Allen beiden gerecht zu werden, war in dieser Hinsicht nicht einfach: auf der einen Seite die Große, die sich ständig bremsen (lassen) musste, auf der Anderen der Kleine, der manchmal da eben einfach durch musste.
Jetzt, nach anderthalb Jahren, denke ich, dass wir uns gut zusammengefunden haben. Noch immer gibt es wilde Liebesbekundungen, und der Kleine lacht sich kaputt darüber. Morgens verlangt er, dass er erst mit dem Schwesterherz in ihrem Bett knuddeln darf, bevor er gewickelt und angezogen wird. Sumsibu versteht, dass es nicht immer nach ihrem Kopf oder ihren Zeitvorstellungen geht. Knubbel hat festgestellt, dass er herrlich Unsinn machen kann, wenn er mal nicht meine ungeteilte Aufmerksamkeit hat.
Mama hat zwei Arme, und ein großes Herz. Alles ist gut.
Liebe Michaela, danke, dass Du Deine persönlichen Erfahrungen teilst. Schade, dass Du das erste gemeinsame Treffen nicht so erleben konntest, wie Du es Dir gewünscht hast. Ich kann mir gut vorstellen, dass Du es Dir ganz anders vorgestellt hast. Ihr scheint euch aber dennoch gut zusammengerauft zu haben und nun sind die beiden offensichtlich ein Dreamteam. Alles Gute für euch!