Das Corona-Homeschooling ist nichts für mich

Das Corona-Homeschooling ist nichts für mich - zweitöchter

Nach einem Monat Heimunterricht stehe ich an einer Kreuzung. Geradeaus geht es einfach so weiter. Es ist anstrengend und kräftezehrend. Wie lange mein Motor noch läuft, erscheint mir fraglich. Doch ich muss abbiegen, einen anderen Weg für mich und uns finden. So kann es nicht weitergehen!

Ich sage nein!

Ich kümmere mich um einen Säugling und eine 4-Jährige, betreibe ein Business von zu Hause und zusätzlich soll ich mehrere Stunden am Tag einer Erstklässlerin in der Bearbeitung ihres Wochenplans Rede und Antwort stehen. Grundsätzlich habe ich dagegen nichts einzuwenden.

Gleichzeitig ist unsere aktuelle Familiensituation äußerst ungeeignet für ablenkungsfreies Lernen am Tage. In einer früheren Version dieses Artikels habe ich einen ganzen Abschnitt über die heimische Lernsituation geschrieben. Ich habe ihn allerdings wieder gelöscht, denn die genauen Umstände sind an dieser Stelle gar nicht entscheidend. Es zählt nur die Tatsache, dass ich mit meiner Energie haushalten muss. Und diese begrenzte Energie wird durch den Heimunterricht überproportional beansprucht. Ich habe Angst durch diese Situation die Bindung zu meinem Kind aufs Spiel zu setzen.

Dieser Lockdown, diese Situation mit den Kindern zu Hause ist kein 400 Meter Lauf. Sie ist ein Marathon. Ich muss nun bei Kilometer 10 etwas „Ballast“ abwerfen, das Tempo zügeln, damit ich den ganzen Lauf schaffen kann.

Daher sage ich nein zur Heimbeschulung meiner Tochter.

Aber die Verantwortung!

Ich höre kritische Stimmen, dass ich die Verantwortung der Bildung meiner Tochter doch nicht einfach abgeben könne. Nein, die Verantwortung kann ich als Elternteil nie abgeben. Auch zu Zeiten, in denen Schule regulär stattfindet, trägt für mich die Schule nicht die Verantwortung für die schulische Bildung. Diese tragen allein wir Eltern, in dem wir eine Schule aussuchen, in dem wir den Kindern die Möglichkeit geben, dorthin zu gehen und uns dafür interessieren, was die Kinder dort tun und was sie interessiert.

Aber auch meine Tochter trägt die Verantwortung für ihre Ausbildung und so kann sie auch schon mit ihren 6 Jahren lernen, dass wir Menschen Grenzen haben.

Ich sehe die Bildung wie die Situation beim Essen. Ich kann die Rahmenbedingungen dafür schaffen, in dem ich feste Zeiten ermögliche und gesundes Essen auf den Tisch stelle. Kauen und hinunterschlucken müssen die Kinder aber immer noch selbst. Genau dieses Verantwortungsgefühl möchte ich fördern, in dem ich jetzt den Druck rausnehme und den Ball auch ein stückweit zurück an meine Tochter spiele. Sie muss eben selbst kauen!

Wenn der Mama-Burnout droht

Wer mit Verantwortung argumentiert, muss aber auch zugeben, dass ich auch noch die Verantwortung für zwei weitere Menschen trage. Vor allem im Umgang mit dem Baby bin ich nur schwer zu ersetzen. Einen Burnout gilt es tunlichst zu vermeiden.

Am Abgrund stehen

Es gab in den vergangenen Jahren Situationen, in denen ich am Abgrund stand. Dabei blickte ich ganz konkret nach unten in ein Meer aus Überforderung, Panikattacken, Angst und Depression. Am Abgrund stehend, bietet sich zwar ein Ausblick, aber man kann dabei auch abstürzen. Das wollte ich auf keinen Fall. Damals habe ich gelernt, wie ich mich schütze, immer näher auf den Abgrund zuzusteuern. Denn dieses schreckliche Meer will ich nie nie wieder sehen.

Ich habe gelernt, wie ich sicher wieder Schritte zurückgehe und mich weit genug vom Abgrund entferne. Und zwar indem ich nein sage: zu Energieräubern, zu Menschen, die mir nicht gut tun, zu allem, was nicht unbedingt notwendig ist.

Wie geht es jetzt weiter?

Unser grundsätzlich lernwilliges Kind möchte mit mir keine Aufgaben am Esstisch lösen. Diese Erkenntnis war schmerzlich, aber auch befreiend. Nun übernimmt allein mein Mann die Heimbeschulung und geht mit ihr den Wochenplan durch. Ich habe mich davon klar abgegrenzt, frage nicht mehr nach. Ich bin aber natürlich trotzdem ihr Ansprechpartner, wenn SIE das möchte.

Wenn mein Mann nicht eingesprungen wäre, hätten wir das Homeschooling übrigens komplett aufgegeben.

Diese Umverteilung der Aufgaben hat mir sehr viel Entspannung gebracht. Auch bei meinem Mann und meiner Tochter läuft es gut. Das bestärkt mich in unserer Entscheidung. Es muss nicht immer Mama sein!

Wie geht ihr mit dem Corona-Homeschooling um? Welche Herausforderungen gibt es?

Weiterlesen

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