„Bye Bye Plastik“: Steffi sagt dem Plastikmüll auf Bornholm den Kampf an

"Bye Bye Plastik": Steffi sagt dem Plastikmüll auf Bornholm den Kampf an

Steffi Schroeter lebt auf Bornholm und hat eine Leidenschaft für Wale. Am Meer lebend und in der Beobachtung der Tiere wird sie zunehmend mit den Folgen von Plastikmüll konfrontiert. Sie startete daraufhin das Projekt „Bye Bye Plastik“ und möchte nun andere Menschen motivieren, dieses auf ihre Stadt oder Region anzuwenden und gemeinsam Einwegplastik zu vermeiden.

Das etwas andere Familienleben auf Bornholm

Ich treffe Steffi an einem Mittwochnachmittag in einem Café am Hafen in Nexø auf Bornholm. Hier lebt sie seit 13 Jahren mit ihrer Familie. Damals „floh“ sie vor dem deutschen Bildungssystem. Sie wollte ihre beiden Söhne freier, selbstbestimmter und mit weniger Druck durch die Leistungsgesellschaft aufwachsen lassen. Ihre Söhne sind mittlerweile erwachsen. Ein Sohn besucht noch die Schule, der andere ist Videoproduzent und reist gern durch die Welt.

Auf der dänischen Insel Bornholm lebt Steffi ihren Traum von Entschleunigung und verwirklicht heute nur noch Projekte, an die sie wirklich glaubt und „auf die sie Lust hat“.
Die studierte Journalistin und PR-Beraterin coacht Frauen in der Natur Bornholms und zusammen mit ihrem Mann veranstaltet sie Outdoor-Männerseminare zur Stressprävention und persönlichen Wegfindung auf der Ostseeinsel.

Steffi Schroeter
Steffi Schroeter

Von den Walen lernen

Tief in ihr drin schlummerte außerdem immer ein großes Interesse für Wale. „Man kann viel von diesen Tieren lernen“, sagt sie und gibt mir ein Exemplar ihres Buches „Die Weisheit der Wale“, das 2018 erschien.

An der dänischen Gesellschaft gefällt ihr, dass sich die Menschen weniger über ihre Berufe definieren. Meist haben sie ganz verschiedene Jobs oder Berufe in ihren Leben, zuweilen auch gleichzeitig.

Ungewöhnlich, aber nicht unmöglich

Und so entschloss sich die 51-Jährige vor 5 Jahren, Walforscherin zu werden.

„Dafür hätte ich eigentlich studieren müssen, aber in meinem Alter hatte ich darauf keine Lust mehr. Die Zeiten waren vorbei,“ beschreibt sie ihren doch recht ungewöhnlichen Entschluss. Sie brachte sich das Wissen zu Walen selbst bei, baute sich daraufhin ein Netzwerk von Walforschern auf und unternahm Expeditionen, um die Tiere live unter anderem in Norwegen zu sehen. Dort verliebte sie sich vor allem in Pottwale.

Bei Ihren Walbeobachtungen und auch durch ihre Studien wurde sie mit der Plastikflut und dem oft durch Plastikmüll verursachten qualvollen Verenden der Tiere konfrontiert. Eine Tour auf die Azoren wurde ihre letzte Whale-Watching-Tour. Diese Art Tourismus widerstrebte ihr zunehmend, da die Wale oft von den Booten bedrängt und erschreckt werden.

„Bye Bye Plastik“ wird geboren

Von nun an wollte sie lieber von zu Hause etwas für die Wale tun. Mit einer Nachbarin entwickelte sie im Sommer 2018 einen Plan Einwegplastik auf Bornholm zu reduzieren. Doch der Plan erschien ihr als zu kompliziert und kräfteraubend. Die Idee gärte dennoch für einige Monate weiter, bis sie im Oktober diese Dokumentation über die Stadt Penzance in England sah, wo eine Aktivistin dem Plastikmüll den Kampf ansagte. Kurze Zeit später rief sie die Facebook-Seite „Bye Bye Plastik Bornholm“ ins Leben.

Worum geht es bei „Bye Bye Plastik“?

Das Projekt „Bye Bye Plastik“ soll auf Bornholm Restaurants, Einrichtungen oder Läden mit einem Aufkleber gut sichtbar an der Eingangstür auszeichnen, wenn sie auf Einwegplastik verzichten. „Die Resonanz war groß. Nach zwei Tagen wusste ich bereits, dass das Projekt tatsächlich eine Zukunft haben kann.“ So freut sich Steffi heute über den 20. Aufkleber auf Bornholm.

„Das mag nicht viel klingen, aber es ist ein Anfang,“ betont sie.

„Es geht nicht darum, alles zu machen. Es geht darum einen Schritt vor den anderen zu setzen und Aufmerksamkeit für das Thema zu erzeugen.“

Steffi läuft nicht von Restaurant zu Restaurant, um möglichst viele mit an Bord zu holen. Das Umdenken soll bei den Betreibern selbst stattfinden und sie müssen den Aufkleber von sich aus wollen. „Ich gebe ihnen einen Anreiz, werde aber niemanden missionieren, wenn er nicht will,“ betont sie und zwinkert zum Betreiber des Cafés zu, in dem wir gerade sitzen. Meine Kinder trinken ihren ökologisch-produzierten Apfelsaft gerade mit Plastikstrohhalmen. „Und das ist der Grund,“ lächelt sie mich an.

Wie bekommt ein Unternehmen diesen Aufkleber?

Um den natürlich plastikfreien Aufkleber zu bekommen, müssen Unternehmen auf diese Einwegplastikartikel verzichten: Plastiktüten, Plastikstrohhalme, Plastikbecher- und Deckel, Einwegplastikflaschen und to go-Einwegverpackungen. Dieses Ziel soll für die Unternehmen erreichbar sein. Steffi betont: „Es geht eben nicht darum gleich die ganze Lieferkette plastikfrei zu machen. Das wäre utopisch. Erst recht auf einer Insel wie Bornholm, wo die Auswahl doch recht klein ist.“

Bei der Vermeidung von Einwegplastik mithelfen

Nun geht das Projekt in die nächste Runde. Steffi stellt das Logo, das natürlich einen Wal beinhaltet, das Design der Aufkleber und Broschüren kostenlos für alle Nachahmer zur Verfügung.

Privat gestartete Initiativen in Städten wie Kiel, Bordesholm und die Region Niederrhein folgen bereits aktiv ihrem Beispiel. Weitere drei Regionen sind dabei, das Projekt vor Ort vorzubereiten. Wer seine Stadt ebenfalls frei von Einwegplastik sehen will, kann Steffi kontaktieren und sie gibt gerne Input und die Daten entsprechend weiter.

„Ich mache gerne Mut, einfach anzufangen. Es geht darum, so ein Projekt mit Lust und vor allem Gelassenheit zu starten. Perfektionismus ist da fehl am Platze. Jeder wählt das eigene Tempo und die Schritte, die sich richtig anfühlen. Dann bleibt die Freude und es wird kein Stress daraus“, ermuntert Steffi zum Mitmachen. 

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Die Weisheit der Wale* von Steffi Schröter


Steffis Blog Bornholm My Love

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