Mein gewaltfreies Erwachen

Gewaltfreie Kommunikation GfK

Ich war eine dieser Mütter

Die ihr Kind schreiend vom Spielplatz nach Hause trägt.
Ich war eine dieser Mütter, die ihrem Kind den Mund verbietet.
Ich war eine dieser Mütter, die ihr Kind anschreit.

Im letzten Jahr war ich mit meinen drei Kindern auf dem Spielplatz. Dort beobachtete ich eine andere Mutter. Sie hatte ein Baby auf dem Arm. Ihr älteres Kind weinte, schrie, warf seine Arme um sich. Sie erklärte ihm zuerst ruhig, später sehr vehement, was jetzt folgen würde. Ohne die Worte genau zu verstehen, war mir klar, dass ihr Sohn nicht das gleiche wollte wie sie. Ein paar Sekunden später schrie das Baby laut auf und nun packte die Mutter das große Kind am Arm und schliff es zum Fahrradanhänger. Er versuchte sich aus ihrem Griff zu lösen, aber es gelang ihm nicht. Die Mutter war stärker.

Ich sympathisierte weniger mit dem Kind in diesem Moment. Ich fühlte stattdessen mit IHR. Denn das könnte ich gewesen sein. Genauso reagierte ich mindestens einmal, als meine zweite Tochter gerade geboren war.

Endlos überfordert

Ich fühlte mich in solchen Situationen mit schreiendem Baby und endlosen Diskussionen mit einem Kleinkind in der Autonomiephase absolut überfordert. Dann wollte ich einfach nur schnell raus aus der Situation, bestimmen und herrschen.

Puh! Das heute zu schreiben, fällt mir schwer. Meine Fehler und meine eigene Inkompetenz zuzugeben, ist natürlich nicht leicht. Heute mit drei Kindern und ein wenig Hilfe weiß ich es so viel besser und habe mein Verhalten verändert.

Der Auslöser für Veränderung

Es gibt immer einen Auslöser. Eine Situation, eine Überforderung, einen Zusammenbruch, der eine Veränderung anstößt. Bei mir war es die Homeschooling-Situation mit meiner Tochter.

Im Januar 2021 verbrachten wir viel Zeit zu Hause – meine drei Kinder und ich. Plötzlich sollte ich mit meiner Erstklässlerin den Wochenplan durcharbeiten und ihr neben der Versorgung eines Babys und Kleinkinds mit Fragen zu Arbeitsblättern und Bastelanleitungen zur Seite stehen. Meine Selbstständigkeit mit der Elterngeld-Beratung hatte ich auch noch. Das alles auf einmal war überhaupt nicht in meiner Komfortzone! Mein Mann war leider wenig tagsüber verfügbar, da er in der Klinik dringend gebraucht wurde.

Sie verweigerte nach kurzer Zeit die Erledigungen ihrer Aufgaben und ich wurde immer zorniger und fühlte mich immer hilfloser dieser Situation ausgeliefert. Zum Schluss kam es zu einem Zusammenbruch, bei der wir uns beide weinend auf dem Fußboden wiederfanden, ich noch mit dem Baby im Arm. Keiner von uns hatte sich diese Situation ausgesucht und so beschlossen wir dem ewigen Machtkampf ein Ende zu setzen.

Das Homeschooling war ab sofort beendet. Wir konnten uns beruhigen und einer entspannteren Familienzeit entgegenblicken. Diese dauerte bekanntlich noch viele Wochen an.

Hilfe suchen

Über den Podcast von Kathy Weber bekam ich auf Empfehlung meiner besten Freundin Impulse für ein friedliches und freundliches Familienleben, wenn auch unter erschwerten Bedingungen. Zu jeder Gelegenheit ließ ich mich über die Audios coachen und fühlte mich so immer weiter in das Prinzip der Gewaltfreien Kommunikation (GfK) ein.

Zusätzlich buchte ich ein Seminar zu diesem Thema speziell für Eltern. Ich fand ein tolles 6-wöchiges Programm und anschließendem Jahrestraining zu einem sehr guten Preis.

Parallel zum Seminar hörte ich das Standardwerk von Marshall B. Rosenberg zu diesem Thema, um das Gesagte noch weiter zu meiner eigenen Stimme werden zu lassen.

Schild Du musst Dein ändern leben

Ich lebe die Veränderung

Mittlerweile habe ich die Sprache der gewaltfreien Kommunikation gut verinnerlicht. Ich achte stärker auf meine Worte, urteile und bewerte weniger und formuliere meine Wünsche klar, in dem ich meine Bedürfnisse dahinter offen zeige.

Wie kommuniziere ich gewaltfrei?

Natürlich darfst Du Dir es nicht so vorstellen, dass Du ohne gewaltfreie Kommunikation die ganze Zeit Gewalt ausübst. Der Begriff Gewalt scheint hier übertrieben, aber er wurde nun mal gewählt.

Die Essenz der gewaltfreien Kommunikation besteht darin, stets in 4 Schritten zu kommunizieren:

 

Beobachtung – Gefühl – Bedürfnis – Bitte

 

Ein gewaltfreies Beispiel aus unserem Familienleben

Meine Töchter sollen abends getrennt in ihren Zimmern noch leise spielen, lesen oder malen, bevor sie sich eigenständig hinlegen. Aus dem Wohnzimmer höre ich plötzlich Stimmen und gehe zu ihnen nach oben.

Beobachtung: „Wenn ich sehe, dass ihr beide vor dem Schlafengehen laut im gleichen Zimmer spielt, …“
Gefühl: „… ärgere ich mich,…“
Bedürfnis: „… weil ich mich nach Ruhe sehne.“
Bitte: „Seid ihr bereit, jeweils wieder in eure Zimmer zu gehen?“

Das mag sich etwas staksig anhören, aber es führt zum einen dazu, dass ich in mich hineinspüre, was ich beim Verhalten meiner Kinder (Selbstempathie) fühle und zum anderen mache ich meinen Kindern meine Gefühle und Bedürfnisse transparent. In dem ich sie bitte und nicht auffordere, gebe ich ihnen die Möglichkeit ihre Gefühle und Bedürfnisse zu offenbaren.

 

Zum Beispiel könnte meine große Tochter antworten:

„Mama, ich spiele mit meiner Schwester, weil ich nach diesem langen Schultag unruhig bin. Ich sehne mich nach Gemeinschaft. Können wir noch 5 Minuten gemeinsam das Spiel zu Ende spielen?“

Auch Kinder können diese Form der Kommunikation lernen. Meine Zweitklässlerin hat in der Schule bereits eine Stunde GfK pro Woche.

Und schon ist aus einem „Was macht ihr denn hier noch? Ich hab doch gesagt, ihr sollt…“ verständnisvolle, friedliche Kommunikation auf Augenhöhe geworden.

 

Falls Dein Kind übrigens auf Deine Bitte einfach ein antwortet, drehst Du eine weitere Runde und stellst Fragen, auf die es sehr wahrscheinlich mit Ja antworten wird: „Du möchtest noch länger spielen, stimmts? Dir ist es wichtig, dass Du mit Deiner Schwester zusammen sein kannst, oder?“

Nach dem Ja des Kindes, zeigst Du wiederum Deine Bedürfnisse: „Du möchtest noch länger spielen. Gleichzeitig brauche ich jetzt Ruhe auf dem Sofa. Bist Du bereit usw.?“

Achtsamer Umgang mit Schmerzen bei Kindern - zweitöchter

Zwei Übungen für Dich

Wenn Du negative Gefühle verspürst, sie schnell oder langsam in Dir hochkommen, halte inne und spüre, wo genau das Gefühl sitzt: im Bauch, im Hals, in der Brust, auch in den Händen oder im Rücken.

Damit gibst Du Dir Selbstempathie und erreichst ggf. eine etwas verzögerte Reaktion. Vielleicht schaffst Du es sogar, Deinem gegenüber Deine Gefühle sachlich zu offenbaren: „Ich spüre jetzt richtig Wut in meinem Bauch.“

Versuche diese Situation gewaltfrei zu formulieren: 

„Ich habe ewig auf Dich gewartet. Du vergeudest meine Zeit. Das ist voll respektlos. Man kann doch so nicht miteinander umgehen!“

mögliche Auflösung weiter unten

Weiterlesen

Gewaltfreie Kommunikation* (Marshall B. Rosenberg) – Eine Sprache des Lebens

Trainingsbuch Gewaltfreie Kommunikation* (Ingrid Holler) – Übungen für Selbststudium und Seminare

mögliche Auflösung: „Du hast Dich um 30 Minuten verspätet. Ich ärgere mich, weil ich mit meiner Zeit sinnvoll umgehen möchte. Bist Du bereit das nächste Mal genau auf die Zeit zu achten, um pünktlich zu kommen?“

Planst Du das 2. Kind oder bist bereits wieder schwanger?

Weißt Du, wie hoch Dein Elterngeld diesmal ausfallen wird? Wahrscheinlich weniger als denkst!

Ich habe jedoch einen Weg gefunden, dass Eltern wieder das gleiche Elterngeld wie beim ersten Kind bekommen können. Wie das funktioniert, zeige ich Dir in diesem Artikel zum Elterngeld-Trick beim 2. Kind.

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