„Und geht sie jetzt in die Kita?“
„Nein.“
„Aber sie kommt bald in die Kita?“
„Nein, noch nicht.“ Diese Art der Konversation habe ich mit anderen Müttern, beim Kinderarzt, im Kindergarten meiner großen Tochter oder auf dem Spielplatz gefühlt einmal in der Woche.
Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass uns immer unterstellt wird, dass ein Kindergarten doch so viel besser wäre als eine Tagesmutter und sie etwas verpassen würde, wenn sie nicht in eine Kita geht. Unsere Tagesmutter-Geschichte
Unsere jüngste Tochter wird bald 2 Jahre. Seit einem Jahr geht sie an vier Tagen in der Woche zu ihrer Tagesmutter. Die ersten vier Monate, während der
Partnerschaftsmonate, brachten wir sie an drei Tagen in der Woche dorthin. Die restlichen Tage haben wir sie selbst betreut. Die Entscheidung fiel uns gar nicht so leicht. Am liebsten wäre ich noch länger mit ihr zu Hause geblieben, aber dafür standen die finanziellen Mittel damals nicht bereit. Wir hatten sogar bereits einen Geschwisterkinderplatz in der Kita und
entschieden uns kurz vor der Eingewöhnung dennoch gegen die Kita und für eine Tagesmutter.
Wiederholungstäter
Auch unsere große Tochter ging ab ihrem 1. Geburtstag für 12 Monate zu einer Tagesmutter. Dann wechselte sie in den Kindergarten. Warum? Weil wir das Gefühl hatten, dass mit ihrem 2. Geburtstag der richtige Zeitpunkt gekommen war. Wir haben es ganz allein von ihr und ihrer Entwicklung abhängig gemacht und keinen Tag bereut. Damals orientierte sie sich schon sehr stark an den Dreijährigen, wollte von den „Babys“ nichts mehr wissen. Ihre Sprache war mit 2 Jahren schon sehr weit entwickelt, sie war tagsüber trocken und so kam sie einen Monat nach ihrem 2. Geburtstag in die Gruppe der Über-Dreijährigen. Und das hat erstaunlich gut geklappt.
Was ist Kindertagespflege und wie funktioniert sie?
Bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater sind
bis zu 5 Kinder in einer Gruppe. Unsere Tagesmutter nimmt sogar nur 4 Kinder. Die Kinder sind in einer Altersgruppe von etwa 8 Monaten bis 3 Jahren. Manche Tagesmütter nehmen auch Kinder unter einem Jahr. Die meisten Eltern nutzen die Tagespflege als
Übergangsphase in die Kita. So wechseln die Kinder oft mit eineinhalb oder zwei Jahren dorthin. Die
Öffnungszeiten unterscheiden sich von einer Kita. Die Tagespflege hat meist von 8 bis 16 Uhr geöffnet. Als Eltern muss man zusätzlich die 6 Wochen
Urlaubsanspruch abdecken oder für eine andere Unterbringung sorgen können. Wir haben zum Beispiel in Jena Anspruch auf Ersatz, wenn die Tagesmutter (geplant oder ungeplant) ausfällt. Bisher hatten wir damit aber überhaupt keine Probleme. Die
Kosten sind ins unserer Stadt Jena übrigens die gleichen wie in einer Kita.
Wir lassen uns nicht hetzen
Ich finde nicht, dass Kinder unter 3 Jahren irgendetwas verpassen, wenn sie nicht in den Kindergarten gehen und stattdessen von einer Tagesmutter oder einem Tagesvater betreut werden. Ich finde auch nicht, dass Kinder, die 3 Jahre ganz zu Hause von liebenden Eltern betreut werden irgendetwas verpassen, das sie später nicht mehr lernen könnten. Ich bin übrigens
gegen eine generelle Kita-Pflicht. Warum liest Du hier. Grundsätzlich können Kinder in unserer Stadt bis zu ihrem 3. Geburtstag von einer Tagesmutter/-vater betreut werden. Mit Begründung durch einen Kinderarzt auch darüber hinaus. Wir lassen uns nicht hetzen und kosten die Tagespflege bis zum letzten Tag aus oder eben solange bis wir das Gefühl haben, dass unsere jüngste Tochter bereit für den Kindergarten ist.
Warum ich eine Tagesmutter besser finde als eine Kita
Die Kinder haben nur eine einzige Bezugsperson. Diese
starke Bindung stärkt gerade in den ersten zwei Lebensjahren das sogenannte Urvertrauen. Auch der
Kontakt zu den anderen Kindern ist sehr intensiv, die Fluktuation gering. Die Kleinen müssen sich nur wenige Namen merken und haben eine kleine „eingeschworene“ Gemeinschaft, die ihnen Halt gibt. Eine Tagesmutter kann die
Entwicklung eines Kindes besser einschätzen, da sie mehr Zeit mit dem Kind verbringt als eine von vielen Pädagogen in einem Kindergarten. Ich bekomme einen
detaillierten Bericht, wie der Tag war und was sie gemacht haben. Der Kindergarten hingegen ist oft eine Blackbox für uns… Die Tagesmutter kann das Mittagessen selbst kochen und das
Essen hat eine höhere Qualität. (Unsere Tagesmutter kocht und backt jeden Tag frisch in Bio-Qualität. Oft legt sie den Fisch-Tag auf den Tag, an dem unsere Tochter ebenfalls da ist, so dass sie ihre wöchentliche Fischration auch bekommt. :-)) Die Kinder werden seltener krank, da
weniger Keime um sie kursieren. Sie können so ihr Immunsystem etwas entspannter trainieren. Klassische Kinderkrankheiten gab es bei der Tagespflege in unseren 2 Jahren noch nie, im Kindergarten leider oft. Die Tagesmutter schickt auch mal eine Nachricht, wie es unserem Kind geht und was sie so den ganzen Tag erleben.
Sorgenmachen muss ich mir also nicht! Ich würde für meine Kinder immer wieder mindestens für das zweite Lebensjahr eine Kindertagespflege in Anspruch nehmen und erst dann in die Kita wechseln. So hat es für uns am besten funktioniert.Am Ende müssen natürlich alle Eltern für ihre Kinder und ihre jeweilige Situation selbst entscheiden. Es gibt hier kein richtig oder falsch, aber niemand sollte sich gezwungen fühlen!
Informiere Dich über Tagespflege in Deiner Stadt oder Deinem Landkreis. Hier findest zu einen
kurzen Film über Kindertagespflege in Deutschland vom Familienministerium [4:30 min.]
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Interessant, dass die Kosten für eine Tagesmutter die gleichen sind wie für die Kita. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei einer Tagesmutter eine bessere Bindung zu den Kindern aufgebaut werden kann. Ich denke jede Mutter muss allerdings selbst entscheiden was für ihr Kind am besten ist.
Huhu, grundsätzlich finde ich auf jeden Fall, dass du recht hast. Von der Atmosphäre ist es für die kleinen oft viel schöner. Allerdings sprechen die 30 Schließtage und das Risiko, dass die Tagesmutter mal ausfällt, doch dagegen. Bzw. ist es dann abhängig davon, wie flexibel die Eltern sind oder ob es vielleicht andere Menschen gibt, die das Kleinkind betreuen können, sollte die Tagesmutter ausfallen oder Urlaub haben.
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