Unterschenkelbruch – Verdacht auf Kindesmisshandlung

Unterschenkelbruch beim Kleinkind - Verdacht auf Kindesmisshandlung

Als sich unsere große Tochter mit 15 Monaten den rechten Unterschenkel brach, war das ein Schock. Wie konnte das nur passieren? Das fragten uns auch viele Ärzte und schnell fühlten wir uns der Kindesmisshandlung verdächtigt. Wie es zum Unterschenkelbruch kam, wie die Geschichte ausging und was Du selbst gegen Kindesmisshandlung tun kannst, erfährst Du im Artikel.

Es ging alles so schnell

Das Zwiebelchen konnte mit 13 Monaten frei laufen. Sie war von Anfang an sehr robust und ehrgeizig. Der nächste Entwicklungsschritt konnte nicht schnell genug gehen. An einem Nachmittag übte sie eine zweistufige Treppe auf- und abzugehen. Erst auf allen vieren, dann an der Hand. Als der Unfall passierte, wollte sie gerade rückwärts die Stufen herunterklettern. Ich beobachtete sie dabei und drehte mich zu meinem Bruder um. Im nächsten Moment hörte ich sie schreien. Sie lag mit dem Gesicht nach unten und in meine Richtung auf dem Boden und weinte laut. Offensichtlich hatte sie Schmerzen. Dass es keine Lapalie war, konnten alle Anwesenden hören.

Ich nahm sie hoch, versuchte sie zu beruhigen. Nach einigen Minuten war sie wieder entspannt und konnte sogar wieder essen. Ein gutes Zeichen für uns. Der Nachmittag neigte sich dem Ende und ich setzte sie in ihren Kinderwagen. Am Abend schonte sie ihr Bein, aber sie war gut drauf.

Erst am nächsten Tag bemerkten wir, dass etwas nicht stimmt, mehr passiert sein musste. Sie stand in ihrem Gitterbettchen nicht auf, stellte sich nicht auf das betroffene Bein. Sofort suchte mein Mann die Kinderklinik auf. Dort verwies man sie in die Kinderchirurgie – nur zur Sicherheit sagte man uns. Auf dem Röntgen war der Bruch des Unterschenkels dann gleich zu erkennen.

Da mein Mann bei dem Unfall gar nicht dabei war, konnte er den Unfallhergang nur mit meinen Worten wiedergeben. Aber gesehen hatte ich es ja auch nicht.

 

Diagnose – ein sogenannter Grünholzbruch

Man erklärte ihm wie der Unterschenkel gebrochen ist. Man kann es sich wie einen dünnen Ast vorstellen. Wenn man ihn an zwei Enden biegt, ist er sehr flexibel und bricht nicht. Wenn man ihn aber staucht, dann fasert sich der Zweig auf. So ist auch ihr Unterschenkel gebrochen. Zum Glück nicht an einer Wachstumsfuge. Das bedeutet an den Enden der Knochen, an denen sie wachsen. So waren keine Langzeitschäden zu erwarten.

Das Zwiebelchen bekam einen Gips. Sie war sehr tapfer, gut drauf und hatte keine Schmerzen. Sie fand das ganze Prozedere ziemlich spannend.

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Wie plausibel war unsere Geschichte vom Unterschenkelbruch?

Immer und immer wieder mussten wir unsere Geschichte wiederholen. Bei jedem Arzt, der den Gips überprüfte oder erneuern musste, weil sie ihn sich beim Krabbeln manchmal täglich abstreifte.

Zum ersten Mal waren wir mit dem Wort Kindesmisshandlung konfrontiert. Ein Unterschenkelbruch sei ein für misshandelte Kinder typischer Bruch. Ich fühlte mich etwas verdächtigt, konnte aber zum Schutz der Kinder im Allgemeinen damit leben. Niemand machte uns tatsächlich Vorwürfe, auch die dafür vom Klinikum eingerichtete Stelle solche Fälle weiterzuverfolgen, meldete sich nie. Anscheinend war unsere Geschichte plausibel genug.

 

Wie wir helfen können Kindesmisshandlung aufzudecken

Die ganze Angelegenheit hat mich sensibilisiert für das Thema Kindesmisshandlungen, wenn auch aus einer unschönen Perspektive. Dennoch schätze ich die Arbeit der Ärzte und Verantwortlichen und bin froh, dass es Menschen gibt, die nicht wegschauen!

Kindesmisshandlung ist eine Straftat. Niemand sollte wegschauen, wenn ein Kind misshandelt wird oder wenn der Verdacht besteht.

Als wir uns selbst einmal diesem Verdacht ausgesetzt fühlten, wenn auch nur minimal, habe ich angefangen darüber zu lesen. Darüber woran man seelisch oder körperlich misshandelte Kinder erkennen kann, wie sich Eltern verdächtig machen und was man als Außenstehender tun kann.

 

Anzeichen von Kindesmisshandlung

Kinder, die misshandelt wurden, verändern sich. Ihr sonst lebendiges Wesen wird ruhiger oder sie ziehen sich ganz zurück. Andere Kinder fallen in alte Verhaltensweisen zurück, sind z.B. nicht mehr trocken oder saugen wieder am Daumen. Wiederum bekommen manche Kinder Schlaf- oder Essstörungen. Natürlich können auch körperliche Verletzungen ein Hinweis sein.

Falls Du jemals den Verdacht hast, dass ein Kind misshandelt wird, trau Dich und sprich die Eltern, Pädagogen, Lehrer oder den Kinderarzt an und informiere die Polizei. Schau nicht weg!

 

Wie sich Eltern verdächtig machen

Eltern, die ihre Kinder misshandeln, verhalten sich unter Umständen verdächtig. So wurde mir von der entsprechenden Einrichtung des Klinikums gesagt, dass diese Eltern den Unfallhergang ungefragt immer und immer wiederholen. Eventuell schieben sie die Schuld auf ein Geschwisterkind.

Ärzte schauen dann, ob der beschriebene Unfallhergang mit den Verletzungen zusammenpasst. Ist dem nicht der Fall, wird weiter nachgeforscht und ggf. ein Rechtsmediziner und die Polizei eingeschaltet.

Mehr Informationen findest Du auch beim Deutschen Kinderverein und bei der Polizei Beratung.

 

Ende gut, alles gut

Unserem Zwiebelchen ging es übrigens schnell wieder gut. Nach einer Woche lief sie mit dem Gips und nach drei Wochen kam er bereits ab. Sie hatte noch lange ein Lieblingsbein beim Treppensteigen, da ihr im gebrochenen Bein die Kraft fehlte, das gab sich aber auch mit der Zeit. Der Unterschenkelbruch heilte unkompliziert und folgenlos.

 

Unterschenkelbruch beim Kleinkind - Verdacht auf Kindesmisshandlung - Schau nicht weg!

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Tags: journal

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Comments

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  3. Antworten

    Frieda ist zum Glück noch nichts Großes passiert. Ich. In auch der Meinung, dass lieber einmal zu viel geguckt werden sollte. So viele Fälle werden nicht gesehen/beachtet und gemeldet. ☺️

  4. Schlimme Geschichte. Wünsche gute Besserung. Finde ich sehr gut, dass die Ärzte achtsam sind und sensibilisiert für das Thema Kindesmissbrauch. Allerdings ist das nicht mehr so super, wenn man selbst mit einer „verdächtigen“ Verletzung des Kindes ins Visier gerät. Aber ich wäre auch nicht Böse auf die Ärzte. Die wollen ihre Arbeit gut machen und dass es eurer Kleinen gut geht, ist die Hauptsache.
    LG Anke

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