Selbstständig machen in der Elternzeit – Gastartikel von Katharina

zweitoechter-selbststaendig-machen-in-der-elternzeit

Im Januar 2018 hat sich Katharina als Texterin und PR-Beraterin selbstständig gemacht – mitten in der Elternzeit. Die Selbstständigkeit hat sie schon lange gereizt. Aber sie fühlte sich nicht mutig, selbstbewusst und risikobereit genug für diesen Schritt. Jetzt hat sie sich getraut, obwohl sie ein Baby daheim hat, das sie jeden Tag neu herausfordert. Und sie ist glücklich damit.

Für alle, die ebenfalls mit dem Gedanken spielen, sich in der Elternzeit selbstständig zu machen, hat sie wichtige Erkenntnisse und Tipps aus dem letzten halben Jahr im Gepäck.

 

Sicherheitsdenken vs. Freiheitsdrang

Bin ich der richtige Typ, um mich selbstständig zu machen?

Ich bin der typische deutsche Sicherheitsmensch, der das Risiko scheut wie der Teufel das Weihwasser. Gleichzeitig konnte ich mir kurz nach der Geburt unseres Kindes nicht mehr vorstellen, in meinen sicheren, bodenständigen Job zurückzukehren. Eine wirkliche Alternative hatte ich aber nicht. Erst mein Mann brachte zu diesem Zeitpunkt die Selbstständigkeit ins Spiel. Denn er weiß, dass ich im Grunde meines Herzens gerne die Zügel in der Hand halte, statt mir meine Arbeit diktieren zu lassen. Bis auf das Chaos auf meinem Schreibtisch (Das Genie usw. ;-)) bin ich gut organisiert, strukturiert und sorgfältig.

Als er mir das alles so deutlich vor Augen führte, hatte ich plötzlich keine Angst mehr vor dem Risiko (das in meinem Fall zugegebenermaßen klein war). Ich würde von zu Hause aus arbeiten können und genau das tun, was mich glücklich macht und was ich gut kann. Also legte ich los. Mein Sicherheitsdenken war mir nicht mehr im Weg. Es half mir, mich trotz des großen Enthusiasmus nicht in irren Ideen zu verrennen, sondern mein Business solide zu planen. Also doch ein Gründertyp!

Mein Tipp:

Es gibt eine Menge Tests, ob Du zur Gründerin/zum Gründer „geeignet“ bist, oder nicht. Ich bin der Meinung: Wenn Du ehrlich zu Dir selbst bist, kannst Du sie Dir sparen. Wenn es Dir schwer fällt, dich einzuschätzen, frag Deine Familie, Freunde und Kollegen. Oder einen professionellen Coach.



 

Die Elternzeit: Ein guter Zeitpunkt, um sich selbstständig zu machen

Ist ein Baby nicht Neuanfang genug? Bleibt ausreichend Zeit für die Familie, den Job und mich selbst? Es ist tatsächlich oft schwer. Für mich war die Elternzeit dennoch der richtige Zeitpunkt, um mich selbstständig zu machen. Nicht zuletzt, weil ich nach dem ersten Jahr einen Ausgleich zum Mama-Sein nötig hatte.

Es sprechen aber noch weitere Gründe dafür, Dich in der Elternzeit in dieses Abenteuer zu stürzen:

  • Dein Leben hat sich um 180° gedreht, Arbeit ist für eine kurze oder längere Zeit kein Thema für dich gewesen. Du kannst in Dich gehen und fragen: Wie soll es weiter gehen? Diese „Zwangspause“ tut gut – und ermöglicht Dir, deine Arbeitssituation mit Abstand zu betrachten, neue Perspektiven einzunehmen und deine Prioritäten zu überprüfen.
  • Du kannst – wie ich – nebenberuflich starten. Dabei bleibst Du über Deinen Arbeitgeber krankenversichert, solange deine Arbeitszeit und dein Einkommen gewisse Grenzen nicht überschreiten. (Details erfährst Du bei deiner Krankenkasse.) So sparst Du Dir für den Anfang eine Menge Kosten. (Achtung: Du musst Deinen Arbeitgeber über Deine Selbstständigkeit informieren, eventuell muss er sogar zustimmen.)
  • Du kannst im besten Fall (abhängig davon, was Du investiert hast und wie die Situation bei Deinem Arbeitgeber ist) nach der Elternzeit in Deinen alten Job zurückkehren. Falls die Selbstständigkeit nicht der richtige Weg für Dich ist.

In der Elternzeit können also gerade Sicherheitsmenschen wie ich sanft in das Abenteuer Selbstständigkeit starten.

Mein Tipp:

Ganz oder gar nicht. Geh die Sache richtig an, nicht nur halbherzig. Nur dann kannst Du sehen, ob die Selbstständigkeit das Richtige für Dich ist.

 

Informieren und Vernetzen – so klappt der Einstieg in die Selbstständigkeit

Je nachdem, welches Business Du aufziehen möchtest, sind die bürokratischen Hürden höher oder niedriger, ist der Finanzaufwand größer oder kleiner, brauchst Du mehr oder weniger Vorbereitungszeit. Doch egal, ob Du Dich als Coach selbstständig machst, ein Restaurant gründest oder einen Onlineshop eröffnest: Es kommt eine Menge auf Dich zu. Gewerbeanmeldung, Finanzierung, Buchhaltung, Steuerfragen … Wo also anfangen?

Meine Tipps:

Einlesen

Online gibt es viele informative Seiten. (Google „selbstständig machen“ und schaue, womit Du am besten zurechtkommst). Für konkrete Fragen ist das toll, für einen groben Überblick waren mir Bücher wesentlich lieber.

Mein Favorit: Barbara Eder – Existenzgründung für Frauen*

Virtuell netzwerken

Von unschätzbarem Wert sind gut moderierte Facebook-Gruppen. Dort bekomme ich Motivation, Inspiration und vor allem Antworten auf meine Fragen. Auch auf die, die ich noch nicht hatte. Ich bin unterwegs bei den Mompreneurs, den Shepreneurs und in einer branchenspezifischen Facebook-Gruppe. Die Unterstützung ist in allen ausgezeichnet, der Lerneffekt groß.

Vor Ort netzwerken

Bevor ich mein Unternehmen angemeldet habe, habe ich die kostenlosen Gründer-Seminare der IHK besucht. Neben vielen Informationen habe ich dort vor allem Gleichgesinnte getroffen – und mit ihnen kurzerhand einen Gründerstammtisch vor Ort ins Leben gerufen. Wir treffen uns monatlich, um Fragen, Probleme und Fortschritte zu diskutieren. Dass wir aus unterschiedlichen Ecken kommen – Einzelhandel, Handwerk, Gastronomie, Dienstleistung – und an unterschiedlichen Stellen im Gründungsprozess stehen, macht die Sache umso spannender. Ein netter Nebeneffekt: Ich habe in der Gruppe Kunden für mein Business akquiriert und einen Büroplatz gefunden.

Experten ins Boot holen

Obwohl ich versuche, umfassend informiert zu sein, geht es an einigen Stellen nicht ohne Hilfe von außen. Scheue Dich nicht, Experten hinzuzuziehen, wenn Du selbst nicht weiter weißt. Ob Dich ein Personal Coach in der Ideenfindung berät oder du zum Start des Unternehmens einen Spezialisten für die PR engagierst: gib ab, wofür Dir Zeit und/oder Expertise fehlen. Ich bin zum Beispiel sehr glücklich über eine kompetente Steuerberaterin, die mir für den Anfang auch die Buchhaltung abnimmt.

 

Ausblick

Noch stehe ich ganz am Anfang und weiß nicht, ob ich als Selbstständige erfolgreich sein werde. Die Zweifel klopfen gelegentlich noch an. Aber ich habe bereits so viel gelernt und so schöne Erfahrungen gemacht, dass ich es immer wieder wagen würde. Egal, wohin die Reise mich führt.

 

Katharina bloggt seit 2017 unter www.kleinstadtgewaechs.de über das Leben (als Mama) in der Kleinstadt. Gerade hat sie sich als Texterin und PR-Beraterin selbstständig gemacht. Die Illustrationen für den Blog und für diesen Gastbeitrag stammen von ihrer Schwester Eva.

 

In meinem Elterngeld-Trick zeige ich Dir übrigens, warum es eine gute Idee ist, Dich selbstständig zu machen.

Pinne diesen Artikel auf Pinterest!

Selbstständig machen in der Elternzeit - Gastartikel von Katharina - zweitöchter

* Affiliate Link

Teile diesen Artikel

Tags: gast, journal

Related Posts

Wie Du durch Deine Kinder zum Minimalisten wirst Über die Angst sein Kind zu verlieren

Comments

  1. Pingback: Ist der Elterngeld-Trick legal? - zweitöchter

  2. Pingback: Meine Mutterschaft hat mich radikalisiert - zweitöchter

  3. Pingback: The End - Kleinstadtgewaechs

  4. Was für eine mutige Entscheidung!

  5. Antworten

    Ich überlege immer öfter ob das etwas für mich wär. Meine Elternzeit endet im August 2019 und ich weis ehrlich gesagt nicht ob ich zurück an den Schreibtisch will. Schwieriges Thema!

  6. Pingback: Trick für mehr Elterngeld beim 2. Kind trotz Teilzeit - zweitöchter

  7. Antworten

    Oh das interessiert mich sehr! Aktuell ist das genau mein Thema! Ich bin in Elternzeit und schon so lange mich selbstständig zu machen und irgendwie habe ich das Gefühl das jetzt genau der richtige Zeitpunkt ist. Aber so richtig traue ich mich nicht. Ich habe Angst etwas zu vergessen oder gar am Ende nur draufzuzahlen. Auch das mit dem Elterngeld ist ja so eine Sache. Wird das dann nicht gekürzt? Lohnt es sich? Was, wenn mein Arbeitgeber dagegen ist? Kann er so einfach ablehnen? Fragen über Fragen!

    1. Antworten

      Hi Lila,
      die gleichen Fragen habe ich mir auch gestellt. Frage Dich aber zuerst, was Dein Ziel ist: Nicht die Selbstständigkeit selbst, sondern Deine MOTIVATION. Wenn Du das hast, wirst Du starten!
      Meine Motivation war, alles zu lernen, was ich brauche um selbstständig zu sein, aber vor allem Unabhängigkeit! Und das treibt mich an – jeden Tag.
      Fang einfach an – einen Schritt vor den anderen. Und wie Katharina sagt, such Dir jemanden, der mit Dir startet und ein gutes Netzwerk hilft sehr.
      Ich bin mir sicher, Du hast alles, was Du brauchst um zu starten. Jetzt liegt es an Dir.
      Zu Deinen Fragen: Was steht im AV zur Selbstständigkeit? Eventuell musst Du ihn nur informieren, mehr aber auch nicht. Mach Dir über den Hinzuverdienst keine Gedanken. Am Anfang sind es eher kleine Beträge und wenn es sehr viel mehr wird, naja, dann lohnt es sich ja auch 😉 Selbst wenn Du am Ende draufzahlst, Du wirst auch sehr viel lernen dabei. Wenn Du wieder in Deinem Angestellten-Job arbeitest, wird es noch sehr viel schwerer zu starten. Das kann ich Dir aus eigener Erfahrung sagen.
      Alles Gute.
      Schreib mir, wenn Du mal einen Sparringspartner für Deine Idee brauchst oder auch Katharina beantwortet Dir sicherlich gern Deine Fragen.
      Diana

    2. Antworten

      Der Verdienst wird auf das Elterngeld angerechnet, ja – allerdings bin ich nicht ganz sicher, ob das auch bei Elterngeld Plus der Fall ist. Das würde ich auf jeden Fall mit der Elterngeldstelle vorher besprechen. Ich habe Elterngeld nur im ersten Jahr der Elternzeit bezogen und meine Selbstständigkeit danach gestartet.

      In Deinem Arbeitsvertrag steht, ob Dein Arbeitgeber zustimmen muss (das ist denke ich die Regel). Ganz einfach darf er nicht ablehnen. Wenn Du aber zum Beispiel für die Konkurrenz arbeitest oder Deine Aufgaben beim Arbeitgeber aufgrund der Nebentätigkeit nicht erfüllen kannst (in der Elternzeit eher unwahrscheinlich), wären das Gründe für eine Ablehnung.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

34 shares
Erfahrungen & Bewertungen zu zweitöchter