Kritische Blicke, „Mommy Wars“, (Vor-)Verurteilung, Trolle unter Kommentaren oder sogar Hetze: wir alle haben mindestens eins davon schon erlebt. Eltern sind – wie alle anderen Menschen auch – nicht immer fair miteinander. Manche fühlen vielleicht, dass sie in Konkurrenz zueinander stehen. Doch dem ist nicht so. Wir können gemeinsam an einem Strang ziehen und so viel erreichen.
Konkurrenz unter Eltern fängt früh an
Leider wird es uns Eltern nicht immer leicht gemacht. Ich erinnere mich an eine Situation, als ich im 6. Monat schwanger eine Wohnung besichtigt habe. Eine Massenbesichtigung, wie ich sie hasste. Die Wohnung war schön. Für ein oder zwei Jahre hätte sie erstmal für uns gepasst.
So dachte ich: Spiel doch mal die Schwangerschaftskarte aus, jetzt da ich mich schon 6 Stockwerke hoch ins Dachgeschoss geschleppt hatte. Pustekuchen. 3 andere Frauen reckten schon ihre Bäuche Richtung Vormieter, die ihre Wohnung bereits zum nächsten Monat loswerden wollten. Wir bekamen die Wohnung natürlich nicht. Wir zahlten nämlich kein Bestechungsgeld. Wirklich wahr!
Und so beginnt die Konkurrenz unter Eltern und geht weiter beim Infoabend in der Kita und anderen Gelegenheiten, wo gute Plätze Mangelware sind. Später beäugen sich die frischgebackenen Mamas beim Rückbildungskurs und geben an, welches Kind schon durch schläft oder was es alles kann. Beim PeKiP geht der Konkurrenzkampf dann munter weiter. Dieses ständige Vergleichen hatte ich so satt!
Was wir mehr brauchen
Ich muss nicht allem zustimmen, was mir eine Mutter oder ein Vater erzählt. Ich muss deren Erziehungskonzept oder Grundhaltungen zum Leben weder verstehen noch unterstützen, aber ich kann anerkennen, dass wenn es für diese Familie passt, es dann gut so ist.
Ich erwarte im Gegenzug auch nicht, dass mir jeder in jedem meiner vielen kritischen Punkte und Weltverbesserungsgedanken zustimmt. Mehr dazu in Wie mich meine Mutterschaft radikalisiert hat und Wie ich mir die Zukunft meiner Kinder erträume.
Die Anforderungen an uns Eltern ändern sich stetig. Durch das Internet mit seinen Magazinen, Blogs und Artikeln und die Streuung via der sozialen Medien gelangen immer wieder neues Wissen und neue Konzepte darüber, was das beste für die eigene Familie sein könnte, in unsere Leben.
Das heißt aber nicht, dass Du Dich ständig damit befassen musst. Nein, Du kannst Dein Familienleben so gestalten, wie Du es möchtest. Niemand darf Dir reinreden! Denn es gibt nicht DAS Familienleben.
So viele Entscheidungen
Uns täte mehr Offenheit und Fairness, aber auch Respekt und Toleranz auch für andere Lebensmodelle gut. Niemand weiß, ob sich ein Kind nun wirklich besser entwickelt, wenn es länger gestillt wird oder mehr getragen wird. Niemand kann sagen, ob sich ein Kind mit oder ohne Kindergarten oder in einer anderen Schule anders entwickelt hätte.
Es gibt bei all diesen Entscheidungen kein richtig oder falsch. Es gibt nur ein RICHTIG ANFÜHLEN. Wir werden sowieso niemals erfahren, ob der andere Weg besser oder schlechter gelaufen wäre. Wir sind ihn nicht gegangen – also Ende der Grübelei!
Vertrauen haben und loslassen
Wir müssen uns als Eltern damit abfinden, dass wir nicht alles wissen und nicht auf alles vorbereitet sein können. Manchmal müssen wir Vertrauen haben und den Dingen freien Lauf lassen.
In dem wir offener und lockerer werden, werden wir auch anpassungsfähiger an die sich ständig verändernden Umstände.
Vorbild sein
Liebe Eltern, ich fordere die Offenheit und Toleranz nicht nur von Euch! Ich fordere sie auch von mir! Weil ich ein Vorbild sein möchte. Auch meine Töchter sollen lernen, andere Lebensformen und Meinungen anzuerkennen.
Wenn ein Junge im Kindergarten ein Kleid trägt und ein anderes Kind ihn deswegen mobbt, dann erkläre ich meiner Tochter, dass der Junge ein Recht dazu hat und niemand ihn deswegen ärgern darf.
Wenn eine Mama ihre Tochter, die weit nach dem Stichtag geboren wurde und keine Empfehlung der Pädagogen dafür hat, ein Jahr früher einschulen möchte, dann heiße ich das persönlich nicht gut. Ich sage aber meiner Tochter nicht, dass die Eltern falsch liegen. Ich verurteile nicht, sondern gebe den Fakten eine Perspektive und erkläre ihr die Situation möglichst neutral.
Ein offenes, tolerantes Vorbild für meine Töchter zu sein, ist für mich wichtiger, als zu verurteilen und mich über andere Eltern zu stellen!
Meine Bitte
Ihr werdet auf meinen Blog sicherlich noch den ein oder anderen Artikel lesen, der Euch schockieren wird. Weil ich nicht den gewohnten Weg gehe oder Dinge anders sehe.
Seid schockiert, aber gebt mir und anderen Menschen stets die Chance gehört und verstanden zu werden. Oft haben die Menschen gute Absichten, die es zu entdecken gilt! Seid offen, denn:
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein.
Für mehr Offenheit und Toleranz,
Eure Diana
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Danke für deinen wichtigen und tollen Artikel! Das Thema Mutter Bashing beschäftigt mich auch gerade sehr. Vor allem als Alleinerziehende bzw Getrennt-erziehende ist die Konkurrenz und die Verurteilung anderer Mütter enorm. Ich würde mir auch deutlich mehr Toleranz und Empathie wünschen.
LG Maggie
Oja, die MommyWars… Eine ganz eigene unendliche Geschichte.
Ich werde heute noch von einer anderen Mami aus der damaligen Krabbelgruppe unserer Jungs böse angeguckt, weil wir einen U3 Platz in der Kita via Dinglichkeitsantrag bekommen haben, obwohl sie ja laut der Sachbearbeiterin im Amt auf Platz 1 der Warteliste stand.
Wohlgemerkt, sind die Jungs inzwischen in der Schule!
Schon traurig… immerhin haben wir doch eigentlich alle genug Sorgen und müssen uns nicht noch gegenseitig das Leben unnötig schwer machen.
Ein schöner Text mit wahren Worten 🙂
Wir sollten wirklich zusammenhalten. Aber der „Wettbewerb“ zwischen Familien und vor allem den Müttern, hab ich auch schon festgestellt. Dabei möchte ich mich gar nicht mit anderen vergleichen, sondern einfach Familie sein dürfen. Und ein gutes Vorbild sein ist immer gut!
LG Anke
Vielen Dank für deinen Artikel. Er enthält eine wichtige Botschaft, die wir uns alle zu Herzen nehmen sollten.
Ich finde wir Mütter sollten zusammenhalten und gemeinsam für mehr Kitaplätze und eine familienfreundlichere Gesellschaft und Arbeitsmarktpolitik kämpfen! Sich gegenseitig das Leben schwer zu machen, hilft niemandem!