Alle 27 Sekunden erhält ein Mensch weltweit die lebensverändernde Diagnose Blutkrebs. Doch diese Krankheit kann besiegt werden. Mit einer Stammzellspende. Mein Bruder Christian durfte vor einigen Wochen seine Stammzellen spenden. Er bekam die Chance, ein Leben zu retten. Wie er von seiner Auswahl von der DKMS erfuhr, wie die Spende ablief und wie es ihm heute geht, erzähle ich Dir in seinem Erfahrungsbericht.
„Sie kommen als Spender in Frage!“
Vor gut drei Jahren ließ sich Christian beim Gesundheitstag der Stadtverwaltung bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren. Durch eine langjährige Freundin, deren Tochter an Blutkrebs erkrankte und eine Stammzelltransplantation brauchte, wurde er für das Thema sensibilisiert. Dann hörte er erstmal nichts mehr von der DKMS.
Doch dann klingelte im Juli 2021 das Telefon, eine Mail lag in seinem Postfach und ein Brief in seinem Briefkasten. Auf allen möglichen Wegen wurde er gleichzeitig kontaktiert. Warum auch nicht? Man wollte nichts dem Zufall überlassen.
Als ihm der DKMS-Mitarbeiter mitteilte, dass er als Spender in Frage kommt, bekam er sofort Gänsehaut. Sein erster Gedanke: „Verrückt! Jetzt kann ich vielleicht jemandem das Leben retten.“ Obwohl Christian nicht wusste, was genau auf ihn zukommen würde, wollte er unbedingt seine Stammzellen spenden. Auch zu einer OP unter Vollnarkose wäre er bereit gewesen.
Die Vorbereitung der Stammzellspende
Bereits am Telefon sollte er erste Gesundheitsfragen beantworten. Man wollte sofort wissen, ob es zum Ausschluss einer Spende kommen würde und ob er im notwendigen Zeitraum verfügbar wäre. Anschließend schickte die DKMS ein Blutentnahme-Paket für die Feintypisierung. Beim Hausarzt ließ er sich Blut abnehmen, das nun genauer untersucht werden musste.
14 Tage später kam der finale Anruf. Christians Werte passten tatsächlich für den Spender!
2 Wochen vor der eigentlichen Spende fuhr er zur Voruntersuchung nach Dresden. Dort wurden neben einer ausführlichen Anamnese, ein Blutbild, ein Ultraschall der Organe vor allem der Milz und ein EKG gemacht.
Mehrfach hat man ihn über den Ablauf der Spende und die Nebenwirkungen durch das Medikament, das er sich im Vorfeld spritzen müsste, aufgeklärt. Mit dessen Hilfe werden Stammzellen aus seinem Knochenmark ins Blut abgegeben, um somit in ausreichender Menge zur Entnahme zur Verfügung zu stehen.
Das Team empfand er als sehr nett und freundlich. Auch als er Bedenken hatte, wann er wieder ganz fit wäre, versicherten sie ihm, dass Sport in moderatem Rahmen möglich sei. Tatsächlich konnte er in den Tagen vor der Spende trotz einiger Nebenwirkungen je 80 und 100 Kilometer Fahrrad fahren.
Der Tag der Stammzellspende
Gleich nach Ankunft im Entnahmezentrum wurden ihm zwei Zugänge gelegt: einer, um das Blut zu entnehmen und einer, um es in seinen Körper zurückzuführen. Mit dem Entnahmearm musste er einen Ball pumpen. Die Entnahme dauerte bei Christian die vollen veranschlagten fünf Stunden. Andere sind auch schon mal nach drei Stunden fertig.
Insgesamt wurden ihm aus seinen 4,9 Litern Blut im Körper 330 ml Stammzellen und zusätzlich 150 ml Plasma entnommen. Um seinen Flüssigkeitsverlust auszugleichen, gab man ihm anschließend eine Kochsalzlösung.
Danach sind er und seine Freundin als mitgereiste Begleitperson ins Hotel gefahren, um sich auszuruhen. Christian fühlte sich den Umständen entsprechend gut. Am Nachmittag teilte die DKMS ihm telefonisch mit, dass genug Stammzellen für die Spende gewonnen werden konnten und er am nächsten Tag nicht erneut kommen müsse.
Ein Coronatest war übrigens nicht notwendig, da Christian zweifach geimpft ist.
Nach der Stammzellspende
Christian hat ein hohes sportliches Pensum und war bereits 10 Tage nach der Stammzellspende wieder maximal sportlich unterwegs. 100 Kilometer Fahrrad fahren war kein Problem.
Einige Tage später teilte ihm die DKMS mit, dass eine Frau (30-40 Jahre) aus Spanien seine Stammzellen bekommen hatte. Ob und wie sie später Kontakt zu ihm aufbauen kann, hängt von den spanischen Gesetzen ab. Er bekommt aber zumindest Rückmeldung über den Gesundheitszustand der Empfängerin, wenn er das möchte.
Falls der Krebs bei ihr oder einer anderen Person wiederkommt, würde er auf jeden Fall noch einmal Stammzellen spenden. Christian rät allen potenziellen Spender*innen: „Einfach machen! Nach ein paar Tagen ist für den Spender wieder alles normal, aber der Empfänger*in schenkst Du die Chance auf ein neues Leben!“
Danke Christian, dass Du das gemacht hast! Ich bin stolz auf Dich, Bro! <3
Fakten zur Stammzellspende und -transplantation
Wie viele Menschen spenden in Deutschland ihre Stammzellen?
Laut Deutscher Knochenmarkspenderdatei (DKMS) spenden jeden Tag durchschnittlich mindestens 20 DKMS-Spender*innen Stammzellen oder Knochenmark für Blutkrebspatient*innen weltweit.
Wie viele Menschen brauchen in Deutschland eine Stammzellspende pro Jahr?
Leider findet bei weltweit über 35,9 Millionen registrierten Stammzellspender*innen, allein in Deutschland jede zehnte Patient*in keine passende Spender*in. Außerdem fallen jedes Jahr rund 60.000 potenzielle Stammstellspender*innen aus dem DKMS-Register, da sie mit 61 Jahren aus Altersgründen ausscheiden müssen.
Welche Krankheiten können durch eine Stammzelltransplantation geheilt werden?
Leider noch gar nicht so viele: Die Stammzelltransplantation wird zur Behandlung von Leukämien (Blutkrebs),
Myelomen (Krebs des Knochenmarks) oder Lymphomen (Krebs im Lymphsystem) schon seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt.
In Zukunft sollen Stammzellen auch medizinisch eingesetzt werden, um altes oder erkranktes Gewebe zu erneuern, zum Beispiel bei Parkinson oder Diabetes. Stammzellen sind ein großer Hoffnungsträger der Medizin. Es wird intensiv daran geforscht, auch Krankheiten wie ALS, Alzheimer, Ahrthrose und MS zu heilen.
Wichtig: Wenn Du schon bei der DKMS registriert bist, dann denke bitte daran, Deine Kontaktdaten regelmäßig zu aktualisieren. So kannst Du schnell informiert werden, wenn Du als Spender*in in Frage kommst.
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