Mutter-Kind-Kur: mein Erfahrungsbericht

Mutter-Kind-Kur: mein Erfahrungsbericht als Schwangere mit Kleinkind

3 Wochen Entspannung ohne Haushalt und Job, Exklusivzeit mit dem Kleinkind und viel Natur. So idyllisch hatte ich mir unsere Mutter-Kind-Kur vorgestellt. Es kam ganz anders. In diesem Artikel berichte ich von unseren Erfahrungen und vor allem Herausforderungen auf Kur als Schwangere mit Kleinkind und verrate Dir, ob und wie ich eine weitere Mutter-Kind-Kur antreten würde.

Kur beantragen

Bei der Kurbeantragung habe ich mir vom Müttergenesungswerk helfen lassen. In einem kurzen Termin vor Ort wurde mir erklärt, welche Formulare ich ausfüllen müsse. Diese Hilfe würde ich auch wieder in Anspruch nehmen. Die Formulare habe ich dann bei meiner Krankenkasse eingereicht und nach etwa 2 Wochen kam die Zusage für eine dreiwöchige Mutter-Kind-Kur im darauffolgenden Mai – in etwa 6 Monaten.

Passende Kur-Klinik finden

Ich entschied mich für einen Kurort im Harz. Dieser ist etwa 2,5 Stunden Autofahrt von unserem Wohnort entfernt und somit auch für meinen Mann für ein langes Wochenende gut machbar. Ich wollte nicht ans Meer fahren, da ich mir die 7-stündige Fahrt schwanger allein mit Kind (weder im Zug noch mit dem Auto) zugetraut hätte.

Bei der Wahl der Kur-Klinik waren mir folgende Punkte wichtig:

  • Entfernung zum Wohnort (< 3 Std. Anfahrt)
  • Anzahl Plätze (< 40 Frauen pro Durchgang)
  • Betreuung für unter 3-Jährige (Unsere Tochter war zum Zeitpunkt gerade 2 Jahre alt und an Ganztagsbetreuung gewöhnt.)
  • Eignung für Schwangere (Ich war bei Beginn der Kur in der 20. Schwangerschaftswoche.)
  • Getrennte Zimmer für Mutter und Kind (Unsere Tochter ging in dem Alter sehr früh ins Bett und ich wollte gern noch etwas Privatsphäre am Abend.)

Alltag bei der Mutter-Kind-Kur

Der Ablauf der jeweiligen Woche war immer gleich. Nach dem Frühstück und der Kneipp-Dusche gab es eine Sporteinheit (Gymnastik oder Nordic Walking) und anschließend eine Gruppensitzung für den gemeinsamen Austausch, einen Vortrag oder Entspannungsübungen zu erlernen.

Im Anschluss an das Mittagessen wurden die unter 3-Jährigen aus der Betreuung abgeholt. (Die älteren Kinder wurden bis 15/16 Uhr betreut.) Wir machten dann einen Mittagsschlaf. Der Nachmittag stand uns zur freien Verfügung. Wir gingen spazieren, einkaufen oder ein Eis essen. Die Wochenenden waren ebenfalls frei und an einem der Wochenenden bekamen wir Besuch von Papa, der in einer nahe gelegenen Ferienwohnung übernachtete.

Herausforderungen als Schwangere mit Kleinkind

Das Kurprogramm klingt erst einmal ziemlich entspannt, dennoch stieß ich auf nicht wenige Herausforderungen als Schwangere mit 2-jährigem Kleinkind.

Alles allein bewältigen

Während der Kur war ich für alles, was meine Tochter betraf, allein zuständig. Essen, schlafen, Wäsche, Grenzen setzen etc. wurden schnell anstrengend für mich. Mein Geduldsfaden war mit fortschreitender Schwangerschaft kurz und ich schnell auf 180, wenn sie ein „Nein“ nicht akzeptierte.

„Nein, ich möchte nicht, dass Du nur 2 Erdbeerjoghurts zum Abendessen isst, wie die Kinder am Nachbarstisch.“ Ich musste viele ungewohnte Diskussionen mit ihr allein führen. Das kostete mich sehr viel Kraft. Hilfe bekam ich keine. Jede Mutter hatte genug mit ihrem jeweiligen Kind zu tun.

Auch das Wäschewaschen war ein Problem für mich. Meine Tochter war eigentlich aus den Windeln raus, aber während der Kur war sie so angespannt und/oder abgelenkt, dass ständig was daneben ging. Eigentlich musste ich jeden Tag waschen und dann alles im Zimmer trocknen. Es gab zwar einen Balkon, aber der hatte kein Dach. Waschen war ebenfalls ein Kraftakt, da ich die ganze Wäsche mit meinem Babybauch sehr weit durchs Haus tragen und dann hoffen musste, dass eine der Waschmaschinen frei war. Diese ganze Logistik darum, hat mich einfach nur genervt.

Hallo Autonomiephase!

Ausgerechnet während dieser Kur traf mich der Beginn der Autonomiephase meiner Tochter mit voller Wucht. Ein paar Tag zuvor feierten wir noch ihren 2. Geburtstag und plötzlich steigerte sie sich derartig in Situationen rein, dass sie nur noch schreiend und um sich schlagend auf dem Boden lag. Sie weinte und ihr Kopf bewegte sich, also ob eine Schallplatte hängen geblieben ist.

Es hat etwas gedauert bis ich verstanden habe, was da gerade vor sich ging und wie ich damit umgehen muss. Der fehlende Austausch mit meinem Mann oder anderen Müttern, mit denen ich zum größten Teil nicht auf meiner Welle schwamm, hatte nicht gerade positive Auswirkungen.

Vorzeitige Wegen und Druck durch die Kurleitung

Nach etwa einer Woche auf Kur bekam ich merklich Wehen, wenn ich mich zu sehr anstrengte oder aufregte. In der 21. Schwangerschaftswoche definitiv beunruhigend. Nach 3 Tagen suchte ich das Gespräch mit der Kurleitung.

Statt mich wohlwollend zu unterstützen und mir Mut zu machen, verurteilte mich diese Frau: „Kann es sein, dass Sie zu viel mit Ihrem Kind reden?“ WTF? „Sie wissen schon, dass Sie die Kosten tragen, wenn Sie die Kur früher abbrechen?,“ drohte sie mir dann noch. Da ich aus medizinischen Gründen Einwände gegen die eventuelle Fortsetzung der Kur hatte, schockte mich dieser Satz nicht. Mich schockierte eher, dass sie dieses Register zog. Als ich dann auf einem Besuch beim Gynäkologen bestand, vereinbarte sie mürrisch einen Termin für mich.

Zum Glück stellte sich heraus, dass die Wehen nicht muttermundswirksam waren. So war ich wieder etwas entspannter und konnte mich auf den Rest der Kur konzentrieren.

Am Ende der dreiwöchigen Mutter-Kind-Kur bemängelte man bei der Abschlussuntersuchung, dass ich über 1kg abgenommen hatte. Im Gegensatz zu den meisten anderen war dies durch die Schwangerschaft natürlich nicht erwünscht. Dass es an dem ganzen Stress lag, reflektierte die Kurleitung nicht.

Psychische Belastung durch Gruppensitzung

Den letzten Rest gab mir eine Gruppensitzung. Alle Mütter sollten ihre aktuellen Herausforderungen oder Sorgen vorstellen. Diese zum Teil krassen Erfahrungsberichte nahmen mich total mit. Eine Mutter hatte gerade vom Autismus ihres Sohnes erfahren, der sich auch während der Kur sehr auffällig verhielt und ihr große Sorgen bereitete, da er sich zum Beispiel in der Öffentlichkeit selbstbefriedigte. Eine andere Mutter hatte schon mehrfach versucht sich umzubringen, da sie unter dem Missbrauch ihres eigenen Bruders litt.

Ich wollte diese Sorgen anderer in meiner Situation nicht an mich heranlassen. Diese negativen Einflüsse und die daraus resultierenden Gedanken sind schlecht für mein Ungeborenes und so habe ich mir vorbehalten die Gruppensitzung nicht mehr zu besuchen, wenn es zu belastend für mich wurde.

Was ich bei der nächsten Kur anders machen würde

Zunächst einmal würde ich schwanger und/oder mit Kindern unter 3 Jahren nur auf Mutter-Kind-Kur fahren, wenn daraus eine Vater-Mutter-Kind-Kur, d.h. mein Mann mitfahren würde.

Mit Kindern über 3 Jahren würde ich eine Kur bevorzugen, da sie dann ganztags betreut werden und trocken sind. Dann ist Entspannung und Freizeit tatsächlich möglich.

Ich persönlich würde eine Kurklinik bevorzugen, die sich nicht so sehr aufs Abnehmen spezialisiert hat. Ich wurde in den 3 Wochen künstlich auf Diät gesetzt und Hunger brauche ich in dieser Zeit wirklich nicht.

Außerdem bevorzuge ich eine Kurklinik mit Wald in der Nähe. Der gibt mir viel Kraft und ist ein guter Ort zum gemeinsamen Spazieren und entspannen.

Warst Du schon einmal auf Mutter-Kind-Kur? Wie hat es Dir gefallen? Würdest Du es noch einmal machen?

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Comments

    • Katrin
    • 25. Oktober 2019
    Antworten

    Ich finde den Bericht ziemlich erschreckend und hoffe, dass du einfach nur Pech mit deiner Klinikwahl hattest. Ich fahre auch bald zur Kur und ersehne mir neue Kraft für mich und meine Tochter die auch „erst“ 2,5 ist und mitten in der Trotzphase.

    Die Gruppensitzung hätte ich auch abgebrochen, und ich kann auch nicht verstehen wie man in einer Gruppe von völlig Fremden Menschen derartig intime/ private Gespräche führen kann. Das klingt für mich wenig zielführend.

    Auch finde ich es schade, dass du keine Unterstützung seitens der Klinikmitarbeiter erhalten hast. Weiterhin ein ungünstiger Faktor, dass keine anderen Mütter auf deiner Welle waren. Ich hoffe so sehr auf nette Muttis mit denen ich mich austauschen kann und auch daraus Erfahrungen und Tips mitnehmen kann.

    Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du bald eine bessere Erfahrung mit Kur machst und mit Energie und Gelassenheit deine beiden Kinder genießen kannst.

    Trotzdem Danke für den Bericht.

    1. Antworten

      Hallo Katrin,
      danke für Deinen aufmunternden Kommentar. Ich wünsche Dir eine erholsame und entspannte Kur mit Deiner Tochter.
      Bestimmt machen wir auch mal wieder eine Kur, aber aktuell passt das Timing nicht so gut.
      Liebe Grüße,
      Diana

  1. Ich war noch nie auf einer Mutter-Kind-Kur und werde es vermutlich auch nicht machen, weil wir (zum Glück) keine gesundheitlichen Probleme haben. Allerdings habe ich gehört, dass man als berufstätige Mutter trotzdem gute Chancen auf eine Kur hat wegen der Belastungen im Alltag und natürlich reizt es, drei Wochen frei zu haben (meine Kinder sind schon 4 & 6 Jahre alt)… Danke für den Erfahrungsbericht. Ich wäre an deiner Stelle in der Situation auch nicht in Kur gefahren, sondern wie du sagst, lieber erst mit größeren Kindern.

    1. Antworten

      Soweit ich weiß, bekommt so eine Kur jede berufstätige Mutter mindestens alle 4 Jahre genehmigt. Wir hatten auch keine Probleme, die die Kur unbedingt notwendig gemacht hätte. Die Zusage für die Kur kam vor der Schwangerschaft und absagen wollte ich dann auch nicht mehr.
      Mit älteren Kindern ist es sicherlich eine ganz andere Erfahrung und lohnenswert.

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