Kinder haben Schmerzen. Wir können nicht beurteilen wie stark er ist. Wir können nur achtsam mit Schmerzen bei Kindern umgehen. Wie das geht, habe ich in 6 Schritten zusammengefasst.
Letzte Woche hat meine große Tochter in eine Biene gefasst. Mit schmerzverzehrtem Gesicht rannte sie sofort zu mir. Sie weinte und konnte kaum still stehen. Wir haben dann den Stachel aus dem Finger gezogen und gekühlt. Dabei habe ich ihr immer wieder gesagt, dass ich weiß, wie sie sich gerade fühlt, dass ich ihren Schmerz gut nachvollziehen kann, da ich selbst erst von einer Biene gestochen wurde. Ich erzählte ihr, warum die Biene sie gestochen hat und wie es nun mit dem Stich weitergehen würde.
Am folgenden Tag schwoll der Finger an, wir kühlten und cremten weiter. Zwei Tage später verweigerte man ihr im Kindergarten den Kühlakku und das machte mich sehr wütend. Der Juckreiz und das Brennen kamen meist sehr plötzlich. So war es bei mir kurz zuvor auch und ich wusste, wie sie sich fühlte. Auch mein Mann konnte „das Theater“ nicht ganz nachvollziehen, wenn sie aus heiterem Himmel nach einem Kühlakku verlangte. Ich nahm ihren Schmerz ernst. Das fiel mir aber wie gesagt leichter, weil ich es auch so erlebt hatte.
Daher machte ich mir Gedanken und reflektierte, wie Ernst wir eigentlich Schmerzen bei unseren Kindern nehmen und wie wir es noch besser machen könnten.
Was kann ich tun, wenn mein Kind Schmerzen hat?
Das letzte, was ein Kind hören will, wenn es sich verletzt hat: „Ist doch nicht so schlimm!“ oder „Hab Dich nicht so!“ Damit lernt das Kind, dass seine Schmerzen nicht wichtig und falsch sind. Irgendwann wird es aufhören seine Schmerzen überhaupt mitzuteilen und verliert vielleicht sogar das Gefühl für seinen Körper und dessen Signale.
Auf der anderen Seite sollten Schmerzen natürlich nicht übertrieben aufgefasst werden. Ein riesiges Lufteinsaugen während das Kind hinfällt, lässt es gleich noch mehr erschrecken. Auch ein Kommentar wie „Das sieht ja schlimm aus“ kann zusätzlich Ängste hervorrufen.
Am meisten hilft Deinem Kind aufrichtige Anteilnahme an seinen Schmerzen.
Schmerzen bei Kindern ernst nehmen in 6 Schritten:
- Nach schmerzender Stelle und Körperteil fragen.
- Wunde und Funktion des Körperteils unbeeindruckt begutachten.
- Eventuell einen Funktionstest machen.
- Besänftigende Worte finden: „Die Haut ist nicht verletzt.“ oder „Der Arm funktioniert einwandfrei.“
- Erklären, warum es nun blutet und wehtut.
- Anerkennung sichtbar machen, z.B. mit einem Pflaster oder Kühlakku.
Schmerzen sind subjektiv und hängen bedeutend von unserer Einschätzung ab. Wir können von außen nicht bewerten wie sehr etwas weh tut. Erst mit etwa 4 Jahren können Kinder Angaben zur Schmerzintensität machen, dabei weichen die Selbst- bzw. die Elterneinschätzung oft stark voneinander ab.
Falls das Kind doch mal etwas „schmerzempfindlicher“ ist, sucht es vielleicht nur nach Aufmerksamkeit und auch diese sollte es dann unbedingt bekommen.
Vorsicht beim süßen Pflaster
Eine Süßigkeit, die ein Kind essen kann, wenn es nicht mehr weh tut, nennt man süßes Pflaster. Damit soll das Kind zum einen abgelenkt und zum zweiten aufhören zu weinen.
Vom süßen Pflaster würde ich persönlich abraten. Erstens kann es, wenn nicht richtig eingesetzt, falsche Anreize setzen und die Kinder zum Kummeressen animieren. Und zweitens unterstellt genau diese Form der Ablenkung dem Kind wieder, dass der Schmerz nicht so schlimm sei und das Kind beschäftigt sich nicht mehr mit der Situation wie es zum Beispiel hingefallen oder was genau passiert ist.
Weiterlesen:
Wissenschaftliches Begleitheft vom Deutschen Kinderschmerzzentrum – pdf
Schmerztherapie in der Pädiatrie mit Vorlage zur Benennung der Schmerzintensität ab 4 Jahren – pdf
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