Wenn ich an die Geburt unseres kleinen Mannes zurückdenke, dann überkommt mich zuallererst Stolz, dass ich das geschafft habe!
Am Anfang noch alles ruhig
Wann es angefangen hat, kann ich gar nicht sagen. Am Termin hat Martina, unsere liebe Hebamme, erstmalig den Muttermund abgetastet und ein CTG geschrieben. Ich war nach dem Termin ziemlich frustriert, denn mein Muttermund war noch zu. Er war zwar etwas weicher, aber auf dem CTG war keine einzige Wehe zu sehen.
Am nächsten Tag dann die Überraschung: mein Schleimpfropf löste sich langsam. Der erste Fortschritt Richtung Geburt war da. Vielleicht mussten wir ja doch nicht mehr so lange warten?
Am Abend um etwa 23 Uhr, als ich im Bett lag und schlafen wollte, kam alle fünf Minuten so ein leichtes Ziehen, das gut auszuhalten war, was ich aber wegen seiner Regelmäßigkeit als Wehen identifizierte. Außerdem hatte ich die ganze Zeit Durst und musste ständig zur Toilette. So ging das über ein paar Stunden. Schlafen konnte ich nicht, weil ich viel zu aufgeregt war. Als ich die Wehen dann mal gestoppt habe, war ich erstaunt, dass sie vom Anfang bis zum Ende etwa 40 bis 50 Sekunden angedauert haben, da ich sie als viel kürzer erlebt habe.
Irgendwann zwischen 2 und 3 Uhr hab ich dann Martina angerufen und sie nach ihrer Meinung gefragt. Sie meinte nur, die Wehen wären noch zu kurz und ich solle doch versuchen zu schlafen. Sie wäre gekommen, wenn ich es gewollt hätte, aber irgendwie war ich nach dem Anruf etwas beruhigter und ich wollte sie dann nicht wegen nichts mitten in der Nacht durch die Gegend fahren lassen. Ich habe mir daraufhin ein Wärmekissen in den Rücken gelegt und bin tatsächlich eingeschlafen. Als ich gegen 6 Uhr wieder aufgewacht bin, waren die Wehen weg und ich ein bisschen enttäuscht.
Der nächste Morgen
Am Vormittag hatte ich dann wieder einen Vorsorgetermin und auf dem CTG war tatsächlich eine ganz leichte Wehe zu sehen. Martina hat auch wieder den Muttermund abgetastet und violá, er war mittlerweile 2-3 cm eröffnet! Man hat also einen deutlichen Fortschritt sehen können. Ich war unglaublich müde, konnte aber nicht schlafen.
Wehen hatte ich die ganze Zeit in sehr unregelmäßigen Abständen. Sie waren etwas intensiver als in der Nacht und haben auch ein bisschen länger angedauert, aber ich konnte sie noch immer gut aushalten. Als Martina später ankam, begrüßte sie mich mit den Worten: „Ja, so sieht eine geburtsreife Frau aus.“ und hat ein weiteres CTG geschrieben. Mittlerweile war ich von dem CTG-Geschreibe etwas genervt. Ich bin froh, dass mir das während der übrigen Schwangerschaft erspart blieb. Ich habe es aber über mich ergehen lassen und so konnten wir wieder eine etwas stärkere Wehe festhalten.
Anschließend hat sie wieder den Muttermund abgetastet und der war mittlerweile bei etwa 5 cm. Daraufhin hat sie meinen Mann runter geschickt um den Geburts- und den Notfallkoffer zu holen, da unser Krümelchen wohl kommen wollte. Wir haben dann erst mal noch gemütlich Tee getrunken und Kuchen gegessen und mein Mann hat alles soweit vorbereitet. Mir wurde das aber alles zu viel Trubel, woraufhin auch die Wehen nachgelassen haben.
Alleingeburt?
Als Martina nach dem Tee erneut den Muttermund abgetastet hatte, meinte sie, die Fruchtblase wäre ganz prall. Sie würde sich schon vorwölben und bestimmt bald platzen. Tatsächlich machte es in diesem Moment „plopp“ und klares Fruchtwasser lief aus mir heraus. Die Wehen wurden nicht direkt stärker. Es war mittlerweile etwa 15 Uhr und ich wollte einfach nur meine Ruhe. Da ich auch kalte Füße hatte, bin ich dann erstmal in die Badewanne gegangen. Anschließend bin ich ins Bett gekrochen, während ich die anderen beiden im Wohnzimmer hab sitzen und warten lassen. Langsam kamen dann auch wieder etwas stärkere Wehen und ich konnte entspannen. Ich hatte kurz vor der Geburt von Martina ein Büchlein bekommen, in dem eine Alleingeburt beschrieben war und hatte mir das ÜBERHAUPT nicht vorstellen können, aber in dem Moment war es für mich ein leicht nachzuvollziehender Gedanke, da ich einfach meine Ruhe wollte und die hat man einfach am besten und ehesten, wenn man allein ist.
Ich bin dann gegen 4 Uhr wieder zurück zu den anderen ins Wohnzimmer gegangen. Dort habe ich mich aufs Sofa gelegt und alle auf Abstand geordert. Die Nähe war mir einfach noch zu viel und mein Mann musste weiter am Esstisch warten. Das war dann auch der Augenblick, in dem ich zu unserer Hebamme meinte, dass mir das alles zu entspannt sei. Ich hatte mir eine Geburt immer schmerzhafter und schwieriger vorgestellt und bis dahin hatte ich immer nur leichte gut aushaltbare Wehen. Wenn eine Wehe kam, hab ich immer nur versucht zu entspannen und tief zu atmen und konnte sie so wunderbar aushalten.
Es ist soweit
Der Muttermund war mittlerweile bereits etwa 8 cm eröffnet und die Wehen wurden unangenehmer. Kurze Zeit später war der Muttermund dann fast ganz eröffnet, nur ein kleiner Saum hat noch gefehlt. Und dieser Saum hat mich auch ganz schön lange gequält. Martina meinte dann irgendwann, als sich nichts tat, wir könnten ja versuchen ihn weg zu pressen, indem sie ihn bei einer Wehe auf die Seite schiebt und ich mitpresse. Gesagt getan. Bei der nächsten Wehe hat sie ihn auf die Seite gehalten und ich wusste plötzlich was Schmerzen sein können, da das höchst unangenehm war. So haben wir das eine Weile versucht. Ich war in der tiefen Hocke, mein Mann saß hinter mir und hat meine Hände gehalten und mich gestützt während ich ihm die Finger zerquetscht habe. In dieser Position habe ich mir dann wohl bei dem ganzen Pressen und der schrägen Kopfhaltung (wegen meinem Zopf) eine Blockade im Nacken geholt, die mich noch lange geplagt hat.
Mit dem Saum hatte ich über eine Stunde zu kämpfen, da sich das Köpfchen einfach nicht darüber bewegen wollte. Irgendwann war es dann aber geschafft und die Presswehen setzten ein. So einen richtigen Drang zu Pressen, hatte ich irgendwie nicht. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Aber das Pressen hat mir die Wehen definitiv erleichtert. Ich bin dann immer wieder auf die Toilette gerannt und hab verschiedenste Positionen ausprobiert, aber irgendwie ging es nicht vorwärts. Langsam kam ich auch ans Ende meiner Kraft und ich hatte einfach keine Lust mehr. Martina hat mich zwischendrin mal gefragt, ob ich ins Krankenhaus will. Mit einem Dammschnitt und der Saugglocke wäre er dann bestimmt innerhalb der nächsten Stunde da, aber das würde ich so schnell auch hier zu Hause schaffen, wenn ich will. Ins Krankenhaus wollte ich definitiv nicht. Daher hab ich einfach weitergekämpft.
Mittlerweile weiß ich, warum es dann noch 3 Stunden gedauert hat. Mein „Fehler“ lag darin, dass ich zwar die ganze Zeit immer gepresst habe, wenn eine Wehe kam, aber so gepresst habe, dass der Schmerz für mich ertragbarer wurde. Ich hätte aber zum Schmerz hin pressen müssen, wie mir Martina am Ende geraten hat. Der Schmerz wurde dadurch zwar schlimmer, aber ich habe auch richtig gemerkt, wie sich etwas getan hat und konnte förmlich spüren, wie sich der Kopf vorwärts geschoben hat. Irgendwann war es dann geschafft. Der Kopf war da und nur ein paar Sekunden später um 21.01 Uhr war das ganze Kerlchen da. Plötzlich ging es nämlich ganz schnell! Die Nabelschnur hatte er einmal um den Hals, aber das hat ihn nicht beeinträchtigt, denn die Herztöne waren zum Glück während der gesamten Geburt stabil gewesen.
„Oh Gott, ist er groß!“
Mein erster Gedanke als ich ihn da sah, noch ganz blau: „Oh Gott, ist er groß!“ Ich durfte ihn dann auch direkt auf die Brust nehmen und halten. Ein wunderschöner Augenblick! Mein Mann war auch ganz gerührt. Der Kleine war super kräftig und hat die Welt erstmal mit einem Schrei begrüßt. Mein Mann hat die Nabelschnur durchgeschnitten und den Kleinen genommen. Dann kam auch schon meine riesige Plazenta. Sie hat sich zwar direkt komplett abgelöst, aber es kam auch recht viel Blut, da sie so groß war.
Mit 4050 Gramm, einer Länge von 56 cm und einem Kopfumfang von 38 cm hat er nicht zu den Kleinen gehört. Leider ist mein Damm etwas gerissen und musste genäht werden. Angesichts des Kopfes ist es aber auch kein Wunder, dass ich gerissen bin und es ist schon fast verwunderlich, dass der Riss nicht größer war. Als ich dann genäht war, durfte ich den Kleinen das erste Mal anlegen. Er hat sofort wunderbar getrunken, als hätte er nie was anderes gemacht.
Mein Mann war die ganze Zeit eine wunderbare Unterstützung und ist es immer noch. Ich weiß nicht, was ich die ersten Tage ohne ihn gemacht hätte, da ich durch den Blutverlust nicht aufstehen konnte, ohne zusammen zu klappen.
Würde ich wieder eine Hausgeburt machen? Definitiv JA!
Danke liebe Martina, dass du mich so toll begleitet und angeleitet hast und mir so viel Freiraum gegeben hast. Danke mein Schatz, dass du für uns da warst und Danke mein kleiner Schatz, dass du so fit warst und mir dadurch die Zeit gegeben hast, die ich gebraucht habe um dich ohne fremde Hilfsmittel auf die Welt zu bringen!
Sarah, heute 27, ist mittlerweile mit ihrem 4. Kind schwanger, das im Oktober kommen soll. Ihre ersten beiden Kinder kamen zu Hause und ihr Drittes im Krankenhaus zur Welt.
Schöner Geburtsbericht. Mich stört nur, dass du immer schreibst „dann durfte ich ihn halten“, „dann durfte ich ihn anlegen“… als müsstest du auf eine Erlaubnis von der Hebamme warten…