Jennifer war Mitte 30 als ihre Beziehung zu Ende ging. Wieder rückte das Wunschkind für sie in weite Ferne. Doch sie entschloss sich ohne einen festen Partner ein Kind zu bekommen. Co-Parenting macht’s möglich. In diesem Interview erfährst Du ihre Geschichte.
Wie kamst Du auf die Idee, dass Du auch ohne festen Partner ein Kind bekommen kannst?
Die Idee war aus der Not geboren. Ich hatte mich mit ungefähr 30 schon mit dem
Gedanken angefreundet, da ich ziemlich lange keinen Partner hatte. Trotzdem war für
mich klar: ich möchte ein Kind haben. Dann kam ja doch noch ein Mann in mein Leben,
allerdings hat er sich nach 2 Jahren doch gegen Kinder entschieden, also haben wir uns
getrennt.
Ich war Mitte 30 und für mich stand fest, ich warte jetzt nicht mehr länger, sondern gehe das Ganze aktiv an. Es hatte etwas Befreiendes, aus der passiven Ich-lasse- mich-vom-Traummann-finden-Rolle in einen Modus zu wechseln, in dem ich selbst die Verantwortung für die Situation übernommen habe. Mut brauchte es aber auch.
Wie hast Du den Vater zu Deinem Kind gefunden?
Unser Co-Papa kam durch einen Zufall zu uns. Eine Kollegin stellte mir das Konzept der
Co-Elternschaft bzw. Co-Parenting vor und lieferte mir den Vater gleich mit, einen Freund von ihr und ebenfalls Kollege. Es passt sofort zwischen uns, also haben wir es versucht.
Steht er auf der Geburtsurkunde? Teilt
ihr euch das Sorgerecht?
Es hat direkt geklappt. Nach nur einem Versuch war ich schwanger. Er ist genauso Vater wie jeder Mann, der mit der Mutter nicht verheiratet ist. Er steht in der Geburtsurkunde und hat das halbe Sorgerecht. Er zahlt sogar Unterhalt, da ich Teilzeit arbeite, um die Kinderbetreuung zu gewährleisten.
Wie bist Du schwanger geworden?
Wir haben die Bechermethode gewählt, um die Freundschaft nicht zu überfrachten. Das hat ungefähr die gleichen Wahrscheinlichkeiten wie Sex und ist wirklich einfach. Mit Ovulationstests und NFP habe ich meinen Eisprung bestimmt und dann wird mit Becher und Spritze gearbeitet.
Gab es Widerstände gegen Deine Co-Elternschaft Pläne?
Eigentlich nicht. Die meisten meiner Freund sind von mir ungewöhnliche Aktionen
gewohnt, da hat keiner gezuckt, als ich erzählt habe, dass ich schwanger bin ohne
Partner. Meine Familie musste das Konzept erst kennenlernen, es ist ja wirklich ungewöhnlich. Meine Mama war aber sofort an Bord, besonders, da ich direkt schwanger war. Mittlerweile ist sie ein großer Fan, weil sie sieht wie einfach und entspannt ich es habe.
Welche Sorgen hattest Du in dieser Co-Parenting-Kinderwunsch-Zeit?
Frau macht sich natürlich richtig viele Gedanken, ob das alles der richtige Weg ist. Das
hatte ich aber wie gesagt schon jahrelang gemacht. Wenn man sich sicher ist, dass es
einem um das Kind geht, darum, es zu begleiten und ihm Zeit zu schenken, dann ist man
soweit. Wenn es eher um Einsamkeit, Sinn des Lebens oder Partnerersatz geht, dann
sollte frau nochmal drüber nachdenken.
Natürlich gehen einem tausend Dinge durch den Kopf: Bin ich egoistisch? Klappt das mit
dem Co-Vater, so wie wir uns das vorgestellt haben? Wird es Streit geben? Klappt es,
schwanger zu werden? Wie sieht die rechtliche Situation aus?
Ich habe mich allerdings gut vorbereitet, sowohl, was meine eigene Motivation angeht, als
auch auf alle Eventualitäten, dich ich mir so vorstellen konnte. Sobald ich den Vater
gefunden hatte, haben wir das auch gemeinsam gemacht.
Wie gehen Du und der Vater damit gegenüber Mathilda um, dass ihr kein Liebespaar seid?
Wir erzählen ihr altersgerecht die Wahrheit. Im Moment ist es einfach, denn sie kennt es
nicht anders, als dass Mama und Papa getrennt wohnen. Alle ihre Freunde haben auch
Mama und Papa und die küssen sich ja auch eher selten vor den Kindern. Mit 2 erscheint
ihr also alles ganz normal.
Sie wird auch sicher nicht das einzige Kind sein, das bei getrennten Eltern groß wird. Allerdings geht es bei uns so harmonisch zu, wie in vielen getrennten Familien leider nicht. Sie wird immer alle ihre Fragen wahrheitsgemäß beantwortet bekommen.
Warum auch nicht? Die Wahrheit ist einfach: wir wollten dich beide so sehr haben, dass wir einen anderen Weg gegangen sind, um dich zu bekommen. Du bist ein wirklich sehr gewünschtes Wunschkind. Das ist meines Erachtens nach eine schöne Wahrheit.
Besteht der Kinderwunsch bei Dir noch?
Im Moment bin ich völlig zufrieden mit einem Kind. Der Papa möchte auch kein weiteres.
Seit neustem bin ich wieder in einer Beziehung, mein Partner hat selber auch zwei Kinder.
Es gibt also schon viele Kinder und im Moment zumindest habe ich keinen Kinderwunsch mehr. Wer weiß, was in 2 Jahren ist, wenn mir die Hormone nochmal durchdrehen. Dann entscheide ich das gegebenenfalls neu.
Hast Du einen Tipp für alleinstehende Frauen mit Kinderwunsch?
Bereitet euch vor. Ein Kind ist kein Spielzeug, das irgendwann langweilig ist, frau übernimmt die Verantwortung für ein Leben. Sowas sollte gut durchdacht sein, mental
aber zum Beispiel auch ganz banal finanziell. Kinder sind teuer. Kann ich das alleine
leisten? Alles, was ihr einfällt, sollte frau bedenken, sich austauschen mit anderen, die den gleichen Weg gegangen sind.
Denn sicher ist: Jede Frau wird sich rechtfertigen müssen und je besser frau alles durchdacht hat, desto fester kann sie zu ihrer Entscheidung stehen. Und dann sollte ganz schnell das schlechte Gewissen weg. Das haben nämlich die meisten. Allerdings finde ich nicht, dass meine Mutterqualitäten sich dadurch zeigen, dass ich es geschafft habe, einen Partner zu finden. Dazu gehört viel mehr.
Die Hollywood-Idee, dass nur perfekte Paare gute Eltern sind, ist einfach Quatsch. Und auch ziemlich realitätsfern. Lieber geplant und gut vorbereitet ohne Partner Mutter werden, als in einer halbherzigen Beziehung und dann alleinerziehend und unglücklich darüber.
Welche speziellen Probleme entstehen durch das Co-Parenting?
Bei uns bis jetzt gar keine. Die Herangehensweise ist sehr pragmatisch und wenn man
sich vorher über die grundlegenden Dinge des Co-Parenting einig ist, dann klappt es meistens mit Kind auch gut. Co-Eltern haben sich meistens alles bis ins kleinste Detail überlegt und sind richtig gut vorbereitet, mehr noch als so manches Paar.
Nach der Geburt ändert sich auch weniger als bei Paaren. Die müssen sich ganz neu aufstellen, haben auf einmal eine dritte, sehr fordernde Partei in der Beziehung, der Alltag ändert sich radikal. Das ist bei uns alles nicht passiert, da wir das vorher gar nicht hatten. Wir haben uns um das Kind herum arrangiert. Anfangs war es schon ungewohnt, dass auf einmal sehr viele Leute in meinem Leben aufgetaucht sind, Kind und Papa, aber das hat sich schnell eingespielt.
Mittlerweile haben wir viel Routine, die Aufgaben sind verteilt und es läuft großartig. Selbst nach 2,5 Jahren hatten wir nicht einmal eine Situation, in der wir uns nicht einig waren. Der Papa verlässt sich auf meine Entscheidungen in Alltagsfragen und ich lasse ihm jede Freiheit, wenn sie bei ihm ist. Grundsätzliches wie Zähneputzen, Sonnencreme etc wird von uns natürlich abgesprochen und gleich gehandhabt. Ansonsten hat jeder seine eigene Herangehensweise mit dem Kind. Das weiß sie auch und ist da sehr verständig. Bei mir darf sie zum Beispiel auch mal im Bett ein Picknick machen, bei Papa nicht, das nimmt sie aber auch so hin.
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Wie Du auch ohne festen Partner ein Kind bekommen kannst
Jennifer schreibt über ihre Co-Elternschaft auf planningmathilda.com
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