Warum Auszeiten als Strafe nicht funktionieren

Warum Auszeiten als Strafe nicht funktionieren - Achtsamkeit

Dein Kind „hört nicht“ oder hat die Regeln gebrochen? Und nun gibts die von der Supernanny bevorzugte Auszeit auf der stillen Treppe? In diesem Artikel zeige ich Dir, warum ich finde, dass Auszeiten als Strafe nicht funktionieren und wie Du stattdessen mit Deinem Kind umgehen kannst.

Viele Eltern würden sicherlich zustimmen, dass es inakzeptabel ist ein Kind zu schlagen oder anzuschreien, aber Auszeiten finden sie ok. Dabei trifft die Auszeit die bestrafte Person an einem äußerst empfindlichen Punkt: Sie wird ausgeschlossen von Menschen, die sie liebt. Und somit bleibt es eine Bestrafung, über deren Konsequenzen sich Eltern bewusst sein sollten.

 

Gefängnis – die Auszeit für Erwachsene

Es ist kein Zufall, dass die Gefängnisse voll sind mit Menschen, deren grundlegende menschliche Bedürfnisse nicht befriedigt werden. Diese sind:

  1. Wir wollen unsere eigenen Entscheidungen treffen und gehört werden.
  2. Wir wollen Teil einer Familie sein, von welcher wir geliebt und umsorgt werden.

Gefängnis als Auszeit für Erwachsene zeigt jedoch, dass diese Form der Bestrafung nicht immer zu einer Verbesserung des Verhaltens der Person führt. Eine Studie des Justizministeriums im Vereinigten Königreich von April 2017 fand heraus, dass 44% der Insassen nach der Entlassung wieder straffällig werden. Insassen, die eine Strafe von weniger als 12 Monaten absaßen sogar zu fast 60%. Nicht wirklich ein nachhaltiger Erfolg einer Auszeit.

 



 

Warum also Auszeiten als Strafe nicht funktionieren

Auch bei Kindern ist das Ziel der Auszeiten als Strafe, dass es sein Verhalten nicht wiederholt. Alles logisch, aber dieses Verhaltensmuster beruht auf der Idee, dass ein Kind diese Entscheidung bewusst trifft. Das kindliche Gehirn funktioniert aber nicht wie das eines Erwachsenen. Das habe ich hier schon einmal genauer erklärt.

Bestrafungen ohne das Erklären des Fehlverhalten und die Möglichkeit dieses zu korrigieren, lässt den Bestraften allerdings in genau der gleichen Situation zurück wie vor der Bestrafung: das Kind oder auch der Erwachsene kann seine Emotionen weiterhin nicht händeln und er wird nicht darin unterstützt in Zukunft bessere Entscheidungen zu treffen.

Ich will damit nicht sagen, dass gefährliche Straftäter nicht weggesperrt werden sollten, aber deren schlechte Verhaltensweisen werden mit einem Gefängnisaufenthalt eben nicht per se korrigiert. Es braucht Erklärung besser noch Therapie.

 

Wie hoch ist die Wiederholungsrate Deines Kindes?

Du denkst jetzt bestimmt, dass ich nicht ganz dicht bin, weil ich die Auszeit als Strafe für Kinder mit einem Gefängnis für Erwachsene vergleiche. Mag sein, aber die grundlegende Idee ist nun mal die gleiche: Mit genug Strafe wird die Person sein Verhalten ändern. 2 Minuten, 6 Monate, 2 Jahre oder wie hoch die Strafe eben ist.

Wie oft hat Dein Kind das missbilligte Verhalten wiederholt? Haben all die Auszeiten bisher funktioniert?

Auszeiten als Strafe setzen nicht an der Wurzel des Verhaltens an. Es zeigt Deinem Kind nicht wie es mit der Situation hätte besser umgehen können, stärkt nicht das Selbstvertrauen oder die Widerstandsfähigkeit. Tatsächlich erhöht es die Wahrscheinlichkeit für Wiederholung.

Im Moment des Bestrafens werden nämlich die Eltern vom Kind separiert. Aber genau an dem Punkt braucht das Kind die Eltern am meisten um mit seinen Gefühlen zurechtzukommen, was es allein sitzend auf der stillen Treppe und überwältigt von seinen unangenehmen Emotionen nicht kann.

 

Kein Gefühl für ZEIT in Aus-zeit

Außerdem haben Kinder zum Teil wenig bis gar kein Gefühl von Zeit. In der Auszeit, dieser künstlich erzeugten Zeit zur Reflektion wird es eher wütender über sich und sein Verhalten, das es von seinem wichtigsten Wert distanziert hat: der Liebe seiner Eltern.

 

Selbst wenn die Einsicht kommt

De facto ist nie ein Kind aus einer Auszeit zurückgekommen und hat die Zeit zur gründlichen Reflektion genutzt. Dies ist einem Kind ohne die Hilfe eines Erwachsenen überhaupt nicht möglich.

Selbst wenn ein Kind von einer Auszeit zurückkommt, einsichtig ist und verspricht, dass es sein Verhalten nicht wiederholt, wird es die Androhung einer Auszeit nicht davon abhalten, beim Spiel mit der kleinen Schwester 20 Minuten später wieder rot zu sehen. Es braucht Hilfe und Erklärung des Verhaltens. Ohne das geht es nicht.

 

Was ist die Alternative zu Auszeiten als Strafe

Sei proaktiv

Kinder, mit deren Gefühlen von vornherein achtsam umgegangen wird, sind weniger wahrscheinlich unkontrolliert und „unerhört“.

 

Verbinde Dich mit Deinem Kind

Hinterfrage, was Dir Dein Kind mit seinem Verhalten eigentlich sagen will. Verhalten ist eine Form der Kommunikation. Höre also auf damit, was Du gerade tust und widme in diesem Moment Deine volle Aufmerksamkeit Deinem Kind.

 

Kommuniziere mit Deinem Kind

Sobald sich Dein Kind beruhigt hat, erkläre die Situation, warum es z.B. die kleine Schwester nicht schlagen darf und starke somit sein Empathievermögen. Entwickelt gemeinsam eine Strategie für den nächsten Moment, in dem Dein Kind seine Gefühle unter Kontrolle bringen soll. Beispielsweise soll sich das ältere Kind eher ein anderes Spielzeug suchen oder lieber auf dem Hochbett puzzlen, damit das kleinere Geschwister das Puzzle nicht unwissentlich zerstören kann.

 

Ausblick

Natürlich wird es immer und immer wieder zu Situationen kommen, in denen Dein Kind einen Wutausbruch hat oder seine Gefühle schwer kontrollieren kann. Dies ist aber kein Zeichen, dass ihr etwas falsch macht. Sei realistisch, was Dein Kind schon leisten kann.

Das menschliche Gehirn lernt durch Wiederholung und das dauert seine Zeit bzw. Wiederholungen.

Du gehst ja auch nicht davon aus, dass Dein Kind zählen kann, nur weil Du ihm einmal die Zahlen gezeigt hast. Warum sollte es also bei seinem Verhalten so schnell lernen?

 

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